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  • Ost+Front in Bochum: Die blutigen NDH-Rocker heizten dem Rockpalast ein
    18. Oktober 2023 | 21:24

    Freitag, der 13. Was wäre an einem solchen Tag besser geeignet, als sich blutüberströmte “Schock-Rocker” anzuschauen, die harte Gitarrenriffs in einer eher düsteren, verwinkelten Location spielen? Bereits seit über 10 Jahren steht die 6-köpfige Truppe rund um Patrick Lange, der hier auch gerne das Pseudonym “Herrmann Ostfront” verwendet, auf der Bühne und macht ordentlichen Druck mit ihren Songs aus dem Genre der sogenannten “Neuen Deutschen Härte”. An diesem Abend sollen sie im Rockpalast Bochum auftreten, der kleinen gemütlichen Halle oberhalb des Matrix. Während unten eine andere Metalband spielt, heizen zunächst die “Special Guests”, der Support von Ost+Front das Publikum ein. Erst die Crossover-Punkband 68fl:oz, die für eine knappe halbe Stunde auf die Bühne darf und dabei die Fans noch nicht so ganz vom Hocker reißt. Anschließend b.o.s.c.h., die zwar nichts mit dem Waschmaschinenhersteller gemeinsam haben, dafür aber mit der markanten, kräftigen Stimme von Sänger Max begeistern. Da wird schon klar, in welch harte gitarrenlastige Richtung dieser Abend gehen sollte. In einem relativ engen Rockpalast, der bis auf den letzten Stehplatz an diesem Abend ausverkauft ist.

    Ost+Front Bochum

    Gleich danach, gegen 21:30 Uhr stand dann auch der Headliner Ost+Front in den Startlöchern. Die Technik zickte zwar zunächst noch ein bisschen rum, die blutigen Horror-Outfits der Band saßen jedoch schon perfekt. Herrmann Ostfront war dabei kein Mann der großen Worte. Seine Lust, mit dem Publikum zu sprechen, hielt sich in Grenzen. Kommunikation fand allenfalls in Form von Texttafeln statt, die Keyboarder “Eva Edelweiß” in die Luft hielt. Das ist aber auch nicht nötig, denn die Fans sind sowieso hergekommen, um ordentlich mit ihren langen Haaren zu headbangen. Die großen Hits aus ihrem ersten Album “Ave Maria” hatten dafür auch schon die richtigen Gitarrenriffs zu bieten. Ein bisschen obszön, manchmal schockierend und immer an der Grenze des guten Geschmacks sind da seit je her Songs wie “Gang Bang” oder “Heimat Erde”.

    Böse Zungen mochten schon damals behauptet haben, Ost+Front seien ein “billiger Abklatsch” von Rammstein. Die Ähnlichkeit zum großen Vorbild ist jedenfalls kaum zu überhören. Die Stimme tief, die Gitarren heftig und auch textlich mag man gewisse Anspielungen durchaus erkennen. Der Auftritt allerdings kommt mit weitaus weniger Feuer und Flammen aus, das wäre im kleinen Rockpalast wahrscheinlich auch nicht möglich. Stattdessen wirken die Bandmitglieder eher wie Protagonisten aus den Horrorfilmen der “Saw”-Reihe. Herrmann Ostfront läuft literweise Blut den fülligen Bauch herunter, Bassist Wilhelm Rotlauf betritt die Bühne gleich mit einer eisernen Maske im Gesicht. Und dann wäre da noch Keyboarder und Trommler Eva Edelweiß unter dessen Kleid sich ebenfalls ein männliches Bandmitglied befindet und der immer wieder für den satirischen Unterhaltungswert der Band sorgt. “Ich bin hier unfreiwillig” prangt schließlich auf den Bandshirts am Merchandise-Stand – und so darf Eva Edelweiß für so manche (nicht ganz ernst gemeinte) Erniedrigung des Sängers herhalten. Ob gebückt auf dem Boden oder mit albernem mexikanischem Hut auf dem Kopf: Hier gibt es mehr oder weniger freiwillige Unterhaltung für das Publikum.

    Ost+Front Bochum

    Nach ganzen 11 Jahren hat die Schock-Wirkung der Band vielleicht ein bisschen nachgelassen, zu lange kennen die Fans der schwarzen Szene die immer nahezu gleiche Bühnenshow schon. Einen reibungslosen Auftritt, bei dem alle ihre bekannten Hits gespielt wurden, gab es am 13. Oktober 2023 aber trotzdem. Am Ende kam die Band nach knapp 1:45 Stunden auch nochmal für mehrere Zugaben auf die Bühne, während schwarze Ballons aus einem riesigen Sack auf das Publikum herabgelassen wurden. Für die Fans ein kleines Fest, auch wenn der gemütliche Rockpalast nur knapp 300 Besucher fasst und sich die Erkenntnis einstellt, dass die mitreißenden Songs – mal abgesehen von “Fiesta de Sexo” – eigentlich alle aus den ersten beiden Alben stammen.