Kritik:
Nachdem die Entwickler bereits vor weniger als zwei Jahren die faszinierenden Möglichkeiten der totalen Überwachung in einem spannenden Spiel umgesetzt haben, wurde der Wunsch nach einer Fortsetzung durch die begeisterten Spieler immer lauter. Inzwischen gibt es mit „Ignorance is strength“ sogar ein zweites Spiel der Reihe – doch um eine Fortsetzung handelt es sich dabei eigentlich nicht.
Markt der Massenüberwachung
Die Entwickler von den Osmotic Studios haben sich nämlich einen besonders ausgeklügelten Storykniff ausgedacht. In „Orwell: Ignorance is strength“ spielen wir nämlich keine Fortsetzung des ersten Teils, sondern zeitlich exakt parallel zu den Ereignissen des Vorgängerspiels. Dabei übernehmen wir die Rolle eines zweiten, weiteren Agenten, der zeitgleich ebenso die Möglichkeiten des Orwell-Systems nutzt und beschäftigen uns mit einem ähnlichen, vielleicht sogar zusammenhängenden Fall. Die eigentlich coole Idee dabei ist: Teilweise kennen wir die kommenden Ereignisse bereits aus dem Vorgängerspiel – und müssen uns diese Informationen zunutze machen, um unsere Zielpersonen nach Möglichkeit zu lenken. Denn genau an dieser Stelle baut das Spiel neben den ohnehin bereits fesselnden Überwachungsfeatures nämlich auch neue Funktionen ein.
Manipuliere die Informationen
Mit dem neuen „Influencer“-Feature schlüpfen wir nämlich erstmals in die Rolle eines Fake News-Verbreiters, der gezielt im Auftrag der Regierung, Falschinformationen über eine unliebsame Zielperson bzw. einen Oppositionellen / Staatsfeind verbreiten soll. Wir durchsuchen also gezielt selbst die intimsten Informationen auf den privaten Geräten und fischen uns die gerade passenden Informationen heraus, die dazu geeignet sind, aktiv Stimmung gegen die Zielperson zu machen. Grundsätzlich basierend auf Informationen, die die Zielperson selbst preisgegeben hat – nur, dass wir uns eventuelle Lügen gegenüber Verwandten, Freunden und Dritten mitunter zunutze machen, um vermeintliche „Wahrheiten“ über zu leaken und unseren Gegner zu diskreditieren. Damit bekommt „Orwell“ eine gänzlich neue Spieldynamik, die das spannende Storyerlebnis noch intensiver macht.
Ein bekanntes System
Gleichzeitig sehen die Entwickler aber davon ab, es dem Spieler durch neue Features allzu kompliziert zu machen. Grundsätzlich ist die Oberfläche des Spiels sogar völlig identisch geblieben und auch das Gameplay hat sich im Wesentlichen nicht verändert. Auch im zweiten Teil bedienen wir das „Orwell-System“ immer noch über ein 2D-Userinterface, auf dem wir Webseiten durchstöbern, Handygespräche abhören oder via Screen-Sharing-Software heimlich auf den Desktop der Rechner und Smartphones zugreifen. Da müssen wir dann die passenden und nützlichen privaten Informationen finden, mit denen wir umfangreiche Profile über die Zielpersonen erstellen, die wir zu ihrem Ungunsten nutzen können. Stets mit dem Risiko, dass unsere Diskreditierungsversuche gewaltig schief gehen oder unerwünschte Nebeneffekt mit sich bringen.
Fazit:
Das faszinierende Spiel über totale staatliche Überwachung bleibt seinem bisherigen Gameplay treu und überzeugt mit spannenden neuen Features, die den Spieler selbst zum Verbreiter von Fake News machen. Dabei kommt „Orwell: Ignorance is strength“ aber – auch auf Grund seines neuen Episodenformats – nicht mehr ganz an die Intensität des Vorgängers heran.