Kritik:
Einmal Detektiv spielen oder wahlweise in die Rolle eines Geistes schlüpfen? Diese Möglichkeit haben wir nun in „Mysterium“, einer digitalen Umsetzung des gleichnamigen Brettspiels. Gemeinsam mit anderen Spielern versuchen wir darin, einen Mordfall aufzudecken.
Kooperatives Brettspiel
Anders als bei den meisten Brettspielen spielt man in „Mysterium“ dieses Mal allerdings nicht richtig gegeneinander. Die Mitspieler schließen sich als Detektive in einem kooperativen Modus zusammen und müssen gemeinsam herausfinden, was beim Mordfall geschehen ist. Visionen, bestehend aus kreativ gemalten Tarotkarten sollen die passenden Hinweise geben, die auf den Täter aufmerksam machen. Doch stets ist vollkommen unklar, was uns der Geist eigentlich sagen möchte: Ist es die Farbe, die Form oder ein bestimmtes Objekt in seiner Vision, das uns den passenden Hinweis gibt. Mittels hellseherischer Fähigkeiten, die beim Endrätsel dafür sorgen, dass wir mehr Visionen erhalten, können wir auch bei den anderen Spielern mitraten und ihre Zusammenhänge herausfinden. Doch Hellsichtpunkte gibt es nur, wenn wir richtig geraten haben. Und bis das der Fall ist, können spannende Diskussionen zwischen den Spielern via Chat entstehen. Oder auch nicht.
Geister und Visionen
Lediglich ein einziger der Spieler schlüpft derweil in eine andere Rolle: Der Geist nämlich wird ebenfalls von einem realen Mitspieler gespielt und dieser muss den Spiritisten die passenden Visionen zukommen lassen. Dazu wählt er möglichst geschickt eine Karte aus, dessen Bild am ehesten zum Täter, dem Ort oder der Tatwaffe passt. Und er hofft, dass die Spiritisten auf ähnliche Art und Weise denken und durch den Hinweis den korrekten Täter erraten. Dummerweise passen die Visionen allerdings nicht immer und die Zeit ist begrenzt: Erst wenn der Täter erraten ist, können die Spieler nämlich auf die nächste Stufe vorrücken und den Tatort erraten. Und erst, wenn dieser korrekt erraten wurde, folgt die Tatwaffe. Bis schlussendlich eine Gegenüberstellung für ein gemeinsames Rätsel für alle Spiritisten sorgt, bei dem gemeinsam erneut ein Tatablauf erraten werden muss. Doch auch die Tatsache, dass der Geist nur begrenzt seine Visionen austauschen kann, sorgt für Spannung und kann mitunter dazu führen, dass die Hinweise nichts taugen. So bleibt das Spiel dynamisch und spannend.
Spiel mit echten Mitspielern
Der Kern liegt auch bei dieser Brettspielumsetzung natürlich beim integrierten Multiplayer-Modus. Wenn wir einmal das Glück haben, ausreichend viele Mitspieler zu finden, können wir uns nach oben genanntem Muster ins Abenteuer wagen und getreu dem Vorbild ein echtes Brettspiel am heimischen Rechner nachspielen. Bei unserem Test gab es allerdings noch einige Probleme, die bisher dazu führten, dass wir keine einzige spielbare Multiplayer-Partie zustande brachten. Mal will die Verbindung einfach nicht klappen, ein weiteres Mal werden die Visionen der Spiritisten nicht angezeigt und ein ganz anderes Mal landen wir plötzlich auf einem leeren Hintergrund ohne jeglichen Inhalte. Eine tatsächlich funktionierende Partie kam so allerdings noch nicht zustande. Solange die Bugs aber nicht behoben werden, macht ein Brettspiel am PC so kaum einen Sinn.
Ersatz für das Brettspiel
Dabei ist die Umsetzung eigentlich interessant, denn die PC-Umsetzung von „Mysterium“ könnte normalerweise die physische Vorlage komplett ersetzen – vorausgesetzt wir spielen mit einem Tablet. So steht nämlich nicht nur der Online-Multiplayer-Modus zur Verfügung, sondern auch ein lokaler Mehrspielermodus, bei dem wir das Gerät einfach zwischen den Spielern herum reichen können. So reicht es, wenn einer der Mitspieler das Spiel gekauft hat und anschließend ein Tablet reihum von einem Spieler zum nächsten gehen lässt – die physische Version des Brettspiels wird so dann nicht mehr benötigt. Angesichts des enormen Preisunterschiedes wäre das womöglich gar ein Anreiz für jene, die das Brettspiel noch nicht besitzen. Und auch unterwegs auf Reisen mag dieser Modus sicherlich seine Vorzüge bieten, kann man schließlich nicht immer ein komplettes Brettspiel ausbreiten.
Story um das Anwesen
Um sich mit dem Spiel allerdings ausreichend vertraut zu machen, gibt es zusätzlich auch einen Story-Modus mit Singleplayer-Kampagne. Die ersten vier Kapitel daraus verstehen sich als Tutorial und müssen zwingend absolviert werden, ehe man sich in den (bisher nicht einwandfrei funktionierenden) Multiplayer-Modus wagen darf. Danach allerdings wird die Geschichte noch in zahlreichen weiteren Kapiteln fortgesetzt, in denen wir auch spannende Hintergründe zu den Figuren und Spiritisten erhalten. Abwechselnd dürfen wir so mal in die Rolle eines Spiritisten schlüpfen und ein anderes Mal den Geist spielen, wobei der Schwierigkeitsgrad auch hier stetig steigt. Möchte der Multiplayer also mal wieder nicht funktionieren, so hat man immerhin in diesem Modus durchaus seinen Spaß. Auch wenn dies bei weitem nicht so motivierend sein mag, wie das Spiel gegen echte Spieler es sein dürfte. Immerhin liegt auch beim physischen Brettspiel genau darin der eigentliche Reiz.
Fazit:
In einem spannenden kooperativen Spielkonzept dürfen wir wahlweise in die Rolle eines Detektives oder eines Geistes schlüpfen und müssen anhand von Visionen einen Mordfall aufklären. „Mysterium“ hält sich dabei genauestens an die originale Vorlage. Sollten nun noch die Bugs im Multiplayer-Modus behoben werden, dürfte einem Kauf nichts im Wege stehen.