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  • MUK.E Dortmund: Elektronisch anders von Noise bis Ambient
    11. September 2024 | 22:51

    Domicil Dortmund, gar nicht so weit vom Hauptbahnhof entfernt: “Wo geht es denn hier zum MUK.E Festival”, fragen einige der natürlich in schwarz gekleideten Besucher verwundert den Kellner an der Bar. Für ein kleines Indoor-Festival der schwarzen Szene ist das Domicil nämlich eine ungewöhnliche Location. Im Erdgeschoss erwartete den Besucher zunächst eine noble Bar in der gehobeneren Preisklasse. Eigentlich ist die Lounge eher ein Jazz-Club für ein gänzlich anderes Publikum. “Einfach hinten durch und die Treppe hoch”, verrät der Barkeeper aber den Goths, die sich auf harte elektronische Klänge eingestellt haben. Ebenso irritiert, wie die etwas “Schickimicki” gekleideten Besucher der Bar, die gemütlich ihren Cocktail schlürfen, stampfen die Goths also quer durch die Nobel-Bar und werden das für die ein oder andere Raucherpause vor der Tür auch noch häufiger an diesem Abend tun.

    Frett @ MUK.E 24
    Electro und weiblicher Gesang: Frett erfinden eine Art “elektronische Todeskunst”

    Oben angekommen, wussten die Konzertgänger am 31. August 2024 dann aber auch schnell, dass sie hier richtig sind: Schon am Stand der Abendkasse war ein wummernder Bass durch die verschlossenen Türen der oberen Halle zu hören. Hier gab es nach eigener Aussage “Aspects of electronic music”. Und das heißt so viel wie: Bei MUK.E läuft so ziemlich jene elektronische Musik, die es auf Mainstream-Festivals wie das Parookaville doch eher seltener schafft. Für Außenstehende mögen das gewöhnungsbedürftige Klänge sein: Zu hören gab es von Noise über Experimentelles bis hin zu Dark Ambient so einiges, was nicht unbedingt den Hörgewohnheiten des Massengeschmacks entspricht. Die wenigen hundert Besucher, die das Domicil fasst, kamen jedoch her, um abseits des Mainstreams auf ihren Geschmack zu kommen.

    Den Anfang machte eine Band aus purer Frauenpower, die aus dem fast benachbarten Essen angereist war: 2XNI eröffneten den Abend mit hartem Industrial und brachten die Halle zum Beben. Danach hatten es Heimstatt Yipotash, obwohl in der Szene etwas bekannter, fast schon ein bisschen schwerer. Die Härte der Essener konnten sie nicht halten, stattdessen wurde ihr Sound deutlich experimenteller. Zu hören gab es außergewöhnlichen Rhythm’n’Noise – also Musik, mehr oder weniger aus Geräuschen generiert, die rhythmisch zu einem einzigartigen und experimentellen Sound aufbereitet werden. Dazu ordentlicher Bass auf den E-Drums und fertig ist ein erstaunlich tanzbarer, manchmal gar trance-artiger Sound, der in dieser Form einzigartig ist.

    Years of Denial @ MUK.E 24
    Suicide Disco: “Years of Denial” begeistern mit ihrem speziellen Electronic Dark Ambient-Sound

    Beim MUK.E gab es allerdings nicht nur “Krach”, wie es böse Zungen beschreiben würden, sondern auch manchmal etwas gesangslastigere Musik. Mit Frett betrat schließlich ein Electro-Duo die Bühne, das vor allem mit einer leicht psychedelischen Frauenstimme begeistern konnte. Musikalisch irgendwo zwischen “Rue Oberkampf” oder “Oberer Totpunkt” angesiedelt, begründet die Band um den Polen Maciek Frett vielleicht eine innovative Form der “elektronischen Todeskunst”, die der aus den 1980ern bekannten Neuen Deutschen Todeskunst ein modernes Gewand verpasst. Einem ähnlichen musikalischen Trend wollte sich dann offenbar auch Years of Denial anschließen, die ihre Musik selbst als “Suicide Disco” bezeichnen – wie passend. Das Prinzip vergleichbar: Rhythmische Dark Ambient Electrosounds werden kombiniert mit einer faszinierend lasziven weiblichen Gesangsstimme. Beide Acts gewannen damit schnell neue Fans.

    Ganz so, als wollte das MUK.E 24 stets musikalische Zweierblöcke abliefern, ging es anschließend ein paar Nummern härter weiter. Mono No Aware schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, harten Electro, technoide Klänge und elektronischen Krach so sehr auf die Spitze zu treiben, wie es nur geht. Im Publikum blieb dabei kein Bein still stehen, für die Fotografen war das Lichtgewitter aus Stroboskopscheinwerfern und dichtem Dauernebel unterdessen eine wahre Herausforderung. Sich selbst und seine Umgebung kaum mehr klar wahrnehmen könnend, tanzten die Noise-Fans wie in Trance zu den teils monotonen Beats. Das kanadische Duo Orphx setzte diesen Stil als Headliner dann sogar ein wenig fort. In seiner Härte ließ der Sound keineswegs nach, eine Verschnaufpause sollte es für das begeisterte Publikum nicht so schnell geben. Dass es bei diesem Soundgemisch, bei dem sich das Duo hinter einem Pult aus unendlichem Kabelsalat versteckt, sogar Songs gibt, die das Publikum offenbar wiedererkennt – erstaunlich. Gegen eine Zugabe hatte in dieser Nacht aber niemand etwas einzuwenden.

    Orphx @ MUK.E 24
    Harter Noise mit zierlichen Bandmitgliedern hinter Kabelsalat: “Orphx” aus Kanada brachten die Halle zum Beben

    Fotos: Rene Daners