Etwas anders als beim Ritterfest Schloss Rheydt an diesem Wochenende, lief es eine Woche zuvor beim Mittelalterlich Phantasie Spectaculum (kurz MPS) ab. Dort nämlich hat man sich einen ganz besonderen Slogan auf die Fahnen geschrieben: “Phantastisch, nicht authentisch”. Genau deshalb sucht man sich für dieses Event auch keine authentische mittelalterliche Schlosskulisse aus, sondern das riesige Festivalgelände am Fühlinger See, das für viele tausende Besucher ausreichenden Platz bietet. Den nämlich braucht das MPS in Köln auch, denn die Besucherzahlen dürften gefühlt im Vergleich zu den Vorjahren noch einmal gestiegen sein. Und immerhin gab es ein umfangreiches Musikprogramm auf gleich drei großen Bühnen, auf denen bekannte Bands das Publikum an zwei Tagen durchgehend einheizten.
Fast schon obligatorisch ist da schließlich die legendäre und mittlerweile in den Charts vertretene Band “Saltatio Morits”. Mit einem gelungenen Mix aus flotten mittelalterlichen Klängen, ein bisschen Rock und hin und wieder sogar Balladen standen die allerdings nicht nur ein einziges Mal auf der Bühne. Etwa im Zwei-Stunden-Takt gehörte die große MPS-Bühne der Band aus Mannheim und da gab es auch genügend Möglichkeiten, sowohl die älteren klassischen Songs, als auch die etwas softeren, poppigeren Lieder aus der jüngeren Zeit zu spielen. Doch wie immer behielt man sich das Beste zum Schluss auf, denn wenn es am Fühlinger See erst einmal dunkel geworden ist, darf Saltatio Mortis natürlich auch ihre Pyrotechnik anschmeißen und trotz Temperaturen von über 30 Grad sprichwörtlich mit dem Feuer spielen.
Inzwischen haben sich abseits der bekannten Charts-Band aber auch andere echte Highlights etabliert, die auch gerade deshalb den Platz vor der Bühne gut füllen können, weil sie nur ein einziges Konzert am Wochenende gaben. Dazu gehörte auch in diesem Jahr natürlich die Speedfolk-Band “Fiddler’s Green”, die durch ihre jährliche Anwesenheit auf dem MPS Köln inzwischen zahlreiche Fans gewinnen konnte und deren einprägsame Songs so mancher Besucher längst mitsingen kann. Dass die Band auch in diesem Jahr wieder top in Form war, wurde spätestens dann ersichtlich, als sie sich eine ganz besondere musikalische Einlage mit Trinkbechern haben einfallen lassen.
Dabei müsste es doch vor allem eine andere Band sein, die den alkoholischen Getränken nicht abgeneigt ist: Mit “Ye Banished Privateers” begeisterte das MPS Köln schließlich auch durch temporeiche Piratenmusik, bei der die Bandmitglieder liebendgern in die passenden Kostüme schlüpften – und passenderweise auch gleich die richtigen Fans vorfanden. An der Taverne gegenüber der Bühne war es schließlich auch kein Problem, hier und da ein paar Cosplayer im Captain Jack Sparrow-Kostüm anzutreffen. Das rundet dann doch gleich auch den optischen Eindruck ab, für den Veranstalter Gisbert Hiller ganz bewusst sorgte.
Die Cosplayer fanden den Weg auf das diesjährige MPS in Köln nämlich nicht ohne Grund: Zum ersten Mal fand dort auch das “Fabelwesen-Festival” statt, bei dem die besten Kostüme nicht nur ausgezeichnet wurden, sondern vorab angemeldete Kostümierte sogar kostenlosen Eintritt erhielten. Kein Wunder also, dass in diesem Jahr doch ein paar Kostümierte mehr anzutreffen waren und sich auch Jack Sparrow den Besuch auf keinen Fall entgehen lassen konnte. In atmosphärischer Kulisse zwischen zahlreichen Fackeln und Feuerstellen konnten die aufwändigen Fantasykostüme am späten Abend dann sogar umso besser zur Geltung kommen – wenn die Cosplayer nicht gerade bei den zahlreichen Abendkonzerten auf drei Bühnen ihr Tanzbein schwingten.