Die Besonderheit: Auf kaum einem anderen Festival fühlen sich die Goths so sehr wie in einer Familie. Das jährliche Gefühl “nach Hause zu kommen”, macht sich bereits breit, wenn die Besucher beim Betreten des Geländes auf dem Flugplatz Hildesheim das große Logo-Banner sichten und sich bereits am Freitag Abend zu mittelalterlichen Klängen und schmackhaftem Met am Lagerfeuer treffen. Obwohl Camping auf dem Gelände durchaus üblich ist, verzichten viele Besucher nicht darauf, ihre aufwändigsten Outfits mit auf das Festival zu nehmen und ihre neueste Kleidung zu präsentieren, wie sonst nur auf dem Viktorianischen Picknick in Leipzig. Ob barocke Kleider, Steampunk oder ganz klassisch: Hier gibt es für jeden Geschmack etwas zu sehen. Und das Mera Luna ist dafür auch ausgestattet: Als wahrscheinlich einziges deutsches Festival verfügt das Gelände sogar über ein Beauty-Zelt für Styling, Fön und Make Up.
Sänger Steve Naghavi ist mit And One der Headliner am Sonntag Abend
Beim Jubiläum dürfen aber einige Highlights natürlich nicht fehlen, die letztendlich wohl auch für den gut anlaufenden Ticketverkauf gesorgt haben. Neben den Headlinern Eisbrecher und And One, die schon Stammgäste auf den Gothic-Festivals sind, dürften die Fans vor allem Gefallen an der Pagan Folk-Band Heilung gefunden haben, die auf Festivals doch eher eine Seltenheit sind. Kurz vor ihrer etwas längeren kreativen Pause geben sie ein letztes Konzert auf dem Mera Luna-Festival und werden dabei sicher wieder spannende heidnische Rituale abliefern, die von außergewöhnlicher Musik begleitet werden. Mit ihren Geweihen und besonderen Kostümen sind “Heilung” schließlich auch eine optische Besonderheit, die das Festival begleiten.
Für große Freude dürfte unterdessen aber auch das Comeback der britischen Darkwave-Band Massive Ego sorgen, die sich aus gesundheitlichen Gründen vor einigen Jahren auflösten – und nun mit originalem Sänger wieder auf der Bühne stehen. Gleichzeitig sorgt Lord of the Lost-Sänger Chris Harms für einen Auftritt, der so gänzlich neu sein dürfte: Erstmals tritt er mit seinem Soloprojekt an, zu dem er erst kürzlich das Album “1980” veröffentlichte. Der Name ist dabei Programm: Solo gibt es von Chris einen Synthesizersound, der an die 80er Jahre erinnert – und damit nicht so ganz zu seiner Hauptband passt. Für Metal sorgen stattdessen andere: So wird unter anderem Universum 25 das Publikum einheizen.
Bei Eisbrecher wird es hart und frostig: Der Samstag-Headliner ist eine der Größen der Neuen Deutschen Härte
Beendet ist das Line Up damit aber wohl noch nicht. Die Fans des Festivals spekulieren auf Social Media längst wild, welche weiteren Highlights das Event wohl noch ankündigen wird. Immerhin ist das Mera Luna dafür bekannt, normalerweise drei Bandwellen zu veröffentlichen – und bisher wurden erst zwei bekannt gegeben. Auch die Tatsache, dass es sich immerhin um das 25. Jubiläum handelt, lässt die Fans auf weitere Besonderheiten hoffen. Vielleicht dürfen sich Fans ja über “Marilyn Manson” oder “Unheilig” freuen, die sich seit Neuestem wieder auf Deutschland-Tour befinden? Es bleibt abzuwarten. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, bekommt aber noch Tickets: Für 159 Euro dürfen Fans der düsteren Melodien ein Wochenende mit ihren Lieblingsbands verbringen. Tickets gibt es unter meraluna.de.
Übrigens: Obwohl das Festival offiziell erst am Samstag beginnt, gibt es bereits am Vorabend reichlich Programm. Noch vor der Öffnung des Infields treffen sich zahlreiche Goths auf dem Mittelaltermarkt, der bereits mit erster Live-Musik seine Pforten öffnet. Mittelalterliche Musik, spektakuläre Feuershows und das ein oder andere Getränk am Lagerfeuer warten hier auf die Besucher, die den ersten Abend oftmals bereits nutzen, um den Freitag gemeinsam mit Freunden und Met ausklingen zu lassen und erstes Festivalfeeling zu tanken. Denn: Die spannendsten Erlebnisse des Festivals finden sich nicht immer nur vor der Hauptbühne.
Fotos: Rene Daners