Da wundert es natürlich niemanden, dass die weiblichen Besucher doch sichtlich in der Überzahl waren. Vor allem aber mag mancher verwundert festgestellt haben: Schlagkräftige Helden in eisernen Rüstungen sind längst keine reine Männerdomäne mehr. Immerhin waren auch die zahlreichen Cosplayer, die am Samstag Abend am obligatorischen Costume Contest teilgenommen haben, mehrheitlich Frauen. Dass man darunter auch den ein oder anderen Zwergen mit künstlichem Bart wiederfindet oder gar Vampire anzutreffen waren, bestätigt dann nur einmal mehr, dass sich auch Frauen in der Rolle des kräftigen Kriegers leicht wohlfühlen können. Stets mit dabei: Die zahlreichen Freunde, Ehemänner und Eltern, die ihre Lieben auf die Magiccon begleitet haben und nicht nur klar machten, dass dieses Event vor allem familienfreundlich ist, sondern dass auch Männer unter dem Frauenüberschuss durchaus ihren Spaß haben können.
Bei beiden Geschlechtern gleichermaßen gut dürfte nämlich wohl vor allem Andrew Scott angekommen sein, den Krimifans als Moriarty aus der britischen TV-Serie “Sherlock” kennen, wo er den Widersacher des von Benedict Cumberbatch gespielten Sherlock Holmes spielt. Damit hatten wohl auch männliche Besucher schnell ein Serien-Franchise, das sie vermutlich gern selbst verfolgen. Ganz überraschend zeigte sich Andrew auf der Convention allerdings so schüchtern, wie man es von einem Star nicht unbedingt gewohnt ist. Stets mit einem etwas unsicher wirkenden Blick ausgestattet und bei den Photoshootings etwas die Distanz haltend, zeigte er sich somit von einer authentischen und fast schon verletzlichen Seite, wie man es von den Selbstvermarktungsprofis aus dem Film- und Serienbusiness eigentlich nicht kennt. Das kam aber bei dem ein oder anderen Fan durchaus gut an.
Allerdings kann wohl auch das nicht darüber hinwegtäuschen, dass eher einer der etwas unbekannteren Schauspieler die Herzen der Besucher im Sturm erobert hat. So war Tom Wlaschiha nämlich als einziger deutscher Serienstar auf der Veranstaltung und begeisterte sofort mit seinen hervorragenden Deutschkenntnissen – immerhin ist der gebürtige Sachse deutscher Muttersprachler. Und da hat er es sich natürlich nicht nehmen lassen, seine Panels und Bühnenauftritte gleich zweisprachig abzuhalten und dabei doch gerne den ein oder anderen Witz in deutscher Sprache zu reißen. Kein Wunder, dass das gut ankam, bewies er über das gesamte Con-Wochenende hinweg einen typisch deutschen Humor, womit der “Game of Thrones”-Star plötzlich zum unerwarteten heimlichen Star der Veranstaltung wurde. Am liebsten würden die Besucher ihn gar als regelmäßigen Gast im Moderatoren-Team sehen, das bereits vor einigen Jahren einen Running Gag um den Master of Ceremonies Mark Ferguson ins Leben gerufen hat – und seither auch Lori Dungey und Craig Parker zum gern gesehenen Kreis der Stammgäste zählt.
Die Chance auf ein Widersehen mit Tom Wlaschiha besteht übrigens tatsächlich, äußerte er doch recht deutlich auf der Bühne, dass er es sich vorstellen kann, auch im nächsten Jahr noch einmal wieder zu kommen – da müssen die Veranstalter ihn wohl nur noch buchen. Doch selbst, wenn das nicht geschehen sollte, zeigten spätestens am Abend auch andere Stars, dass die Besucher mit ihnen richtig viel Spaß haben konnten. Die legendären Con-Parties am Freitag und Samstag Abend sind schließlich auch unter neuem Namen nicht von der Veranstaltung verschwunden und haben sich mittlerweile sogar unter der Bonner Jugend ein wenig herumgesprochen. Das dürfte allerdings wohl vor allem daran liegen, dass sich auf der Magiccon manche Stars nicht einfach auf ihr Zimmer zurückziehen, sondern gemeinsam mit den Fans das Tanzbein schwingen oder sich an der Bar auf einen Drink treffen. Bereits häufiger gesehene Conventiongäste wie Graham McTavish, Adam Brown und Jed Brophy waren dabei sogar schon recht früh auf der Tanzfläche zu sehen und zeigten keinerlei Berührungsängste gegenüber den Fans. Dass sie dann auch Con-Neulinge wie Lotte Verbeek aus “Outlander” mit auf die Party nahmen, kam bei den Besuchern umso besser an.
Angesichts solcher Offenheit vieler Stars kann man dann sogar leicht verschmerzen, dass sich der schüchterne Andrew Scott ein wenig zurückgehalten hat oder Ian Somerhalder sich am liebsten vor den teils pubertären Fans verdrückte. Man kann also abschließend nur sagen: Die erste Magiccon im Bonner Maritim Hotel war ein voller Erfolg und hält am professionellen Konzept früherer Conventions fest. Besucher der ursprünglichen Ringcon und Magiccon oder vielleicht sogar der Fedcon wissen hier stets, was sie erwartet und dürften auch dieses Mal nicht enttäuscht worden sein. Alle anderen freuten sich derweil über eine Aufmachung, die vor allem im Bereich der Bühnenausstattung zur Referenz auf dem Convention-Markt gehört. Übrigens: Wer ebenfalls einmal die besondere Atmosphäre solcher Conventions erleben möchte, hat vom 2. – 5. Juni 2017 auf der Fedcon bereits erneut die Gelegenheit dazu.
Einige Eindrücke von der Magiccon findet ihr in den Fotoalben auf unserer Facebook-Seite unter facebook.com/dvdmagazine