Musikalische Entdeckung: Melchi Vepouyoum aus Kamerun macht die Ein-Mann-Band
Anders als oftmals in ihrer Heimat Bonn blieb der Abend jedoch ein wenig überschaubar. Die Besucherzahlen dürften bei maximal 100 Besuchern gelegen haben, ein Großteil vermutlich aus der anliegenden Bevölkerung. Den musikalischen Wert des Konzerts wussten sie dennoch zu schätzen und das bereits beim “Support” von Melchi Vepouyoum, der den Konzertabend gemeinsam mit Le Clou zu einem “Festival Francofolie” machte. Der junge Sänger aus Kamerun, der inzwischen ebenfalls in Bonn ansässig geworden ist, versuchte sich im wahrsten Sinne als Ein-Mann-Band. Auf die Gitarre hatte er ein Teil eines Rauchmelders und einen Türstopper geklebt, auf dem Boden befand sich die Loop Machine – und die Besucher dieses Konzertabends konnten ihren Ohren kaum trauen, als Melchi Vepouyoum kurzerhand gleich eine 4-köpfige Band alleine spielte. Die Akustikgitarre wurde schließlich auch zum Schlagzeug, die Loop Machine simulierte einen zweiten Gesang und eine zweite Gitarre. Und trotz anfänglicher technischer Probleme beim ersten Song bezeichneten viele Besucher den jungen Künstler anschließend als beeindruckende musikalische Entdeckung.
Die Cajun-Band Le Clou macht da schon beinahe das Gegenteil: Gleich mit 5 Personen geht es auf die Bühne, um den komplexen handgemachten Folk-Sound der ehemaligen französischen US-Einwanderer zu präsentieren. Gründungsmitglied Yves Gueit gar gleich selbst als Multiinstrumentalist: Mindestens sieben Blasinstrumente und zwei Akkordeons haben wir während des Konzerts von Le Clou gezählt. Normalerweise gehört sogar noch ein Saxophon zum Gepäck, das er dieses Mal aber nicht dabei hatte. Ähnlich sieht es bei Frontmann Johannes Epremian aus: Mehrere Geigen, eine Vielzahl an Gitarren und eine davon sogar komplett aus Metall: Der Sänger, der vor einigen Jahren Gründer Michel David als Frontmann ersetzte, wechselt bei nahezu jedem Song sein Instrument – und singt gleichzeitig auch noch. Begleitet vom schottischen Gitarristen Steve Crawford, Bassist Gero Gellert und dem Schlagzeuger mit dem passenden Namen Ralph Schläger ergab sich dabei ein Sound, der in Deutschland selbst innerhalb der Folk-Szene nur selten anzutreffen ist.
Le Clou: Gründer Yves Gueit spielt das Krummhorn
Langjährige Fans der Band kamen hier besonders auf ihre Kosten: Wer den Sound bei den “Heimspiel”-Konzerten in Bonn bereits beeindruckend findet, bekam in der Lutherkirche Köln nochmal eine Schippe Perfektion obendrauf. Der durch die Architektur des Gebäudes bedingte leichte Hall sorgte vor allem bei Songs, die zu dritt gesungen werden, für eine echte Soundoffenbarung und man merkte der Band dabei schnell an, welchen Spaß sie dabei hatte, sich in dieser Akustik selbst zuzuhören. So viel Spaß, dass es im Anschluss sogar eine Zugabe gab, wie sie bei Le Clou nur selten zu finden ist: Am Ende baten sie Melchi Vepouyoum noch einmal auf die Bühne, um einen gemeinsamen Song zu performen. Es sollte der Coversong “No woman, no cry” von Bob Marley werden. Eine stimmliche Herausforderung, die Melchi problemlos auf dem Niveau des Originals meisterte. Eine beeindruckende musikalische Neuentdeckung für einige der Konzertgänger.
Fotos: Rene Daners