Zu seinen besonderen Fähigkeiten zählt das außergewöhnliche Talent an den Gitarren, die er zu jedem Song mindestens einmal wechselt. Es ist schon faszinierend, diesen Star, der seine erste Gitarre schon im Alter von 4 Jahren in den Händen hielt, beim Spielen seiner Instrumente zuzuschauen. Fast scheint es so, als handele es sich bei den Gitarren um angewachsene Gliedmaßen, die er so perfekt spielt, als würden sie zu einem Teil seines Körpers gehören. Man hält es eigentlich kaum für möglich, derartige Fingerakrobatik auf einer Gitarre zu bewerkstelligen, wie es Joe Bonamassa an diesem Dienstag in Köln vollbracht hat. Und doch ist das hier das eindrucksvollste und spannendste Gitarrenspiel, das wir nach hunderten, vielleicht tausenden Konzerten jemals erlebt haben.
Das Publikum brauchte da anfangs noch zwei bis drei Songs, um zu begreifen, worin die Besonderheit dieses Künstlers liegt. Zunächst neigten sie immer wieder dazu, bei seinen abwechslungsreichen Passagen mitzuklatschen und seine Gitarrenriffs beinahe zu stören. Schon bald aber hatte es jeder begriffen: Die ruhigen Abschnitte seiner Songs sind die eigentlichen Highlights des Auftritts. Auf eine gefühlvolle und intensive Weise gespielt, wie es wohl nur Bonamassa kann. Dieses Mal allerdings nicht so wortkarg, wie vor zwei Jahren noch in Düsseldorf, sondern mit deutlich mehr Interaktion gegenüber dem Publikum. Insgesamt hatte der Blues-Star aber auch einige Songs mehr mitgebracht, in denen er auch sein Gesangstalent unter Beweis stellte. Und das führte auch dazu, dass sich die Besucher der ungewöhnlicherweise komplett bestuhlten Lanxess Arena irgendwann doch stehend vor der Bühne versammelten.
Dabei sollte man an der Stelle eigentlich meinen, dass Joe Bonamassa alleine bereits beeindruckend genug ist, um einen kompletten Abend zu füllen. Eigentlich könnte man dem Gitarristen auch stundenlang im Solo zuhören, ohne sich jemals zu langweilen. Und trotzdem bringt Bonamassa eine Band mit, die auf einem gleichen Qualitäts-Level spielt. Allen voran die beiden Background-Sängerinnen Jade MacRae und Danni DeAndrea, die Bonamassa mit zwei Soul-Stimmen unterstützen, die unter die Haut gingen. Dazu ein Reese Wynans an den Keyboards, bei dem das Publikum zu staunen beginnt, wenn er mit seinen Händen über die Tasten fliegt. Kein Wunder: Der Mann spielte schließlich auch schon an der Seite von Stevie Ray Vaughn und gehört damit zu den wohl besten Keyboardern der Welt.
Man kann ohne zur übertreiben wohl behaupten, dass Joe Bonamassa einer der besten Musiker unseres Planeten ist. In Kombination mit einer Band, die ebenfalls auf seinem Level spielt, sind Konzerte von Bonamassa die beeindruckendsten Auftritte, die man sich ansehen kann. Am Ende, in der Zugabe, gab es dann natürlich “Mountain Time” auf die Ohren. Ein Song, der schon bei seinem ersten Auftritt in Köln 2003 von den Fans gefeiert und geliebt wurde. Daran erinnert sich Bonamassa auch heute noch gerne zurück, wie er auf der Bühne erzählte.
Fotos: Rene Daners