Mehr als nur Billard
Natürlich muss man sich schon eingestehen, dass „International Snooker“ eines der wenigen Genrespiele ist, das tatsächlich auch ein echtes Snookerspiel mitsamt einem Karrieremodus integriert hat. Immerhin beschränken sich die meisten Konkurrenztitel da auf reine Billardsimulation im 8-Ball und 9-Ball-Pool. Doch während diese in diesem Spiel tatsächlich sogar gegen virtuelle Erfolge freischaltbar sind, konzentriert man sich voll und ganz auf den Gentlemen-Sport. Mit möglichst originalgetreu nachgebauten Tischen und passenden Maßstäben sorgt man dabei für ein sehr realistisches Spielerlebnis und fordert auch das Geschick des Spielers heraus. Daran wird man also langfristig seinen Spaß haben.
Herausfordernde Turniere
Die KI-Gegner sind dabei keinesfalls einfach. Spielen wir im Karrieremodus, so stellen wir bei den ersten beiden Matches durchaus noch einfache Fähigkeiten des Gegenübers fest. Noch reichlich Fehler des Gegners geben uns die Chance, immer wieder Punkte aufzuholen und die Matches zu gewinnen. Damit es nicht zu frustrierend wird, haben wir also eine echte Gewinnchance. Deutlich herausfordernder wird es dann spätestens beim dritten Match, wenn die Fähigkeiten der KI deutlich anziehen. Fehler werden seltener und werden mitunter nur noch ein oder zwei Mal während eines Frames gemacht, während so manches Mal auch perfekte Frames hingelegt werden. Man muss sich also deutlich mehr konzentrieren und sollte dem KI-Gegner optimalerweise gar keine Chance mehr geben, sobald wir einmal an der Reihe sind. Man spielt eben gegen echte Snooker-Profis – und das ist auch gut so.
Präzisionssport für gute Augen
Die Steuerung gestaltet sich dabei überwiegend recht gut und präzise. Mithilfe von Hilfslinien können wir genau ansehen, wohin eine Kugel potentiell rollen wird und haben zunächst die Möglichkeit, unsere Queue passend und sehr fein auszurichten. Mit einem zusätzlichen Steuerungsbalken können wir dann die Stärke unseres Stoßes bestimmen, während spezielle aufrüstbare Queues uns hier mehr Möglichkeiten und Präzision verschaffen. Besonders bei weiten Strecken, die eine Kugel möglicherweise zurücklegen muss, wird die Ausrichtung aber wesentlich schwieriger. Ein besseres Auge des Spielers ist hier nötig, um eine Kugel exakt einzulochen. Manchmal ist auch zusätzliche Feinausrichtung aus der Nahansicht nötig, um präzise zu lochen. Schwierig wird es vor allem dadurch, dass wir uns nicht frei um den Tisch herum bewegen können, um die Zielausrichtung zu begutachten. Sobald wir die Kamera bewegen, bewegt sich unser Queue automatisch mit – so kann es vorkommen, dass wir mitunter etwas ungünstig auf die weiße Kugel schauen und nicht von ihrer exakten Laufbahn überzeugen können. Darüber kann man allerdings sicherlich hinweg sehen, denn insgesamt ist die Maus- und Tastatursteuerung schon recht gut.
Schwerwiegende Regelfehler
Eine der größten Schwächen des Spiels liegt allerdings in diversen Regelfehlern, die zum Teil auch überaus schwerwiegend sind. Cheating wird dadurch entsprechend vereinfacht, was wir allerdings lediglich den Entwicklern zu verdanken haben. So kommt es also vor, dass bei drei aufeinanderfolgenden Miss (also keine korrekte Kugel getroffen) automatisch das Spiel verloren geht. Dies passiert jedoch auch bei einem Snooker (korrekte Kugel nicht direkt anspielbar), was nach Originalregeln nicht der Fall sein dürfte. Hat man den Gegner einmal gesnookert, so hat man mitunter den Frame fast automatisch gewonnen, obwohl dies keineswegs regelkonform ist. Lustig wird dies vor allem dann, wenn man den Snooker durch ein eigenes Foul herbei führt. Während der Gegner dann eigentlich die Option hat, den foulenden Spieler erneut spielen zu lassen, übernimmt die KI grundsätzlich den Stoß selbst und verliert anschließend durch drei aufeinander folgende Miss. So fällt es dem Spieler im Singleplayer-Modus sehr leicht, durch ein regelwidriges Foul, dennoch das Frame zu gewinnen – eine Tatsache, die dringend geändert werden müsste.
Snooker den echten Gegner
Im Singleplayer-Modus lässt sich darüber sicherlich noch hinweg sehen, macht „International Snooker“ schließlich dennoch sehr viel Spaß. Im Multiplayermodus – der ansonsten übrigens hervorragend funktioniert – allerdings kann dies schnell ärgerlich werden. Etwa dann, wenn man einen Frame trotz haushoher Punktzahl nur deshalb verliert, weil man gesnookert wurde und anschließend drei Mal die korrekte Kugel nicht treffen kann. Wenn man gegen echte Spieler lediglich durch Regelfehler gewinnt, kann das schnell verärgern und frustrieren. Immerhin: Im Multiplayer-Modus lässt sich ein solches Szenario nicht durch ein Foul herbeiführen, da ein realer Spieler sicherlich den Stoß erneut durchführen lassen würde. Hier ist zumindest in dieser Hinsicht ein wenig Abhilfe geschaffen.
Langfristiger Spielspaß
Richtige Snooker-Fans sollten sich allerdings von diesen Regelfehlern nicht zwingend abschrecken lassen, ist es dennoch schließlich das aktuell beste Sportspiel dieser Art. Mit einem Karrieremodus, der locker über dreißig Stunden in Anspruch nimmt, kann man schließlich von einer durchaus hohen Spielzeit sprechen und auch die erweiterbaren Pool-Billard-Modi sorgen für ein wenig Abwechslung. Dennoch liegen die Hauptqualitäten natürlich bei Snooker und hier ist es sehr angenehm, dass „International Snooker“ auch grafisch eher zweckmäßig bleibt. Man verzichtet also auf ausschweifende Animationen und übertriebene Effekte, sodass man sich voll und ganz auf den Tisch, den Frame und das Spiel konzentrieren kann. Nie lenkt das Spiel dabei auf nervige Weise ab oder stört den Spielverlauf. Das hat uns doch sehr gut gefallen.
Fazit:
Trotz einigen Regelfehlern sorgt „International Snooker“ für viele Stunden Spielspaß und überzeugt sowohl bei Grafik und Steuerung, als auch im Multiplayer gegen echte Gegner.