Kritik:
Bereits seit mehreren Jahren kann die erfolgreiche „Total War“-Reihe zahlreiche Strategiefans begeistern und „Shogun 2“ übertraf einmal mehr all seine Qualitäten. Nun dürfen wir mit „Fall of the Samurai“ endlich auf die Karte des langersehnten Addons und können zwar ohne das Hauptspiel, aber trotzdem mit knapp zwanzig Gigabyte an Spieldaten in die Schlacht ziehen. Da kommt ein wahres Freudenfest für Fans der ultrakomplexen Strategie auf.
Rundenstrategie vs. Echtzeit-Taktik
Da galt einst noch „Hearts of Iron“ als eines der herausforderndsten und komplexesten Rundenstrategiespiele, da schafft es „Fall of the Samurai“ vielleicht schon, ihm diesen Rang abzulaufen. Auch dieses Spiel ist entsprechend komplex und schafft es, Rundenstrategie und Echtzeit-Taktik im 3D-Modus zu vereinen. Ganz klassisch in einem Stil, der dem Brettspiel „Risiko“ ähnelt, dürfen wir da strategisch auf aus der Vogelpespektive auf der Landkarte unsere Einheiten verschieben und den Gegner angreifen, während wir dann wahlweise aus direkter Nähe die Schlacht steuern oder das Ergebnis automatisch berechnen lassen. Wer hier weit kommen will und auch in Unterzahlt vielleicht den Gegner vernichten können möchte, kommt um ein manuelles Eingreifen kaum herum – denn das automatische Gefecht rechnet nur die entsprechenden Chancen aus und da muss man ohne die nötige Streifkraft gar nicht erst antreten. Doch ganz so einfach macht es einem das Spiel dann auch nicht.
Wirtschaft & Finanzen
Schließlich ist „Shogun 2“ wesentlich komplexer und beschränkt sich keineswegs auf den Kampf. Damit wir auch genügend unserer Männer rekrutieren können, kommen wir um gute Finanzen und Einnahmen kaum herum. Neben den Steuern, die je nach Status einer Stadt eingenommen und erhöht werden können, sind Handelsrouten auch ein absolutes Muss. So müssen wir mit anderen Clans stets in Kontakt treten und diplomatische Beziehungen pflegen, um Handelsrouten zu eröffnen und uns damit die Einnahmequellen zu sichern. Sind wir erst einmal mit jeder Fraktion im Krieg, ist die Lage für uns quasi hoffnungslos, weil die Geldeinnahmequellen völlig verschlossen bleiben. Doch auch so müssen wir eine gute Balance zwischen besiegbaren Gegnern und verbündeten Clans finden, um uns einerseits ausbreiten zu können, andererseits aber genügend Rückhalt, Einnahmen und Abwehrmöglichkeiten zu haben. Wir merken also: „Total War: Shogun 2“ ist auch in seinem Add-On überaus komplex, durchdacht und kompliziert.
Mikromanagement
Doch als würde das nicht bereits reichen, um den Spieler ordentlich zu fordern, setzt das Strategiespiel noch einen oben drauf und erhöht die Komplexität noch ein wenig. So ist auch die familiäre Situation stets sehr wichtig, um seinen Clan ordentlich regieren zu können, für gute Stimmung in den Provinzen zu sorgen und einen qualifizierten General auszubilden. Denn nur so, verhindern wir eine drohende Rebellion und können siegreich in die Schlacht ziehen. Da müssen wir auch genauestens auf die Situation in den Provinzen achten, damit die sich das Volk nicht gegen uns wendet und all unsere Bürger zufrieden leben können. Daneben müssen wir auch unsere Provinzen erweitern, Wirtschaftsgebäude bauen und Schulungseinrichtungen kaufen – natürlich alles von dem wenigen Geld, das wir aus den Handelsrouten und Steuereinnahmen bekommen. Wer hier nicht genau über seine Ausgaben nachdenkt und diese gut ausbalanciert, um Streitmacht, Wohlstand und Abwehr gleichermaßen gut auszustatten, kann eine schnelle Niederlage finden. Doch kein Wunder, ist „Total War: Shogun 2 – Fall of the Samurai“ eines der schwierigsten und kompliziertesten Strategiespiele, das sich keinesfalls an Anfänger richtet. Übrigens: Nebenbei müssen wir uns dann auch noch um die Forschung und Entwicklung kümmern und unsere Häfen vor Invasoren schützen. Keine leichte Aufgabe.
Sprachausgabe steht uns bei
Besonders leicht macht es das Spiel aber auch den Neulingen nicht gerade, denn echte spielbare Tutorials suchen wir hier vergebens. Trotz entsprechendem Punkt im Hauptmenü finden wir dann lediglich ein schriftliches Handbuch vor, das uns das Spielprinzip erklärt und hilfreiche Tipps gibt. Trotzdem müssen wir sofort in eine echte Kampagne einsteigen und uns da den durchaus intelligenten KI-Gegnern stellen. Da steht uns dann zwar eine Beraterin mittels Sprachausgabe hilfreich zur Seite, in dem sie uns zu jeder Handlung ein paar Tipps zukommen lässt, doch auch diese hilft uns nicht gerade dabei, den nächsten Kampf zu meistern, oder den Gegner zu erobern. Verlassen wir uns ganz auf die Beraterhilfe, können wir ebenso schnell wieder einpacken. Letztendlich erfordert es also eine Menge Einarbeitung in das Spiel, um tatsächlich Erfolg zu haben. Und hier gilt vor allem eines: Learning by doing. So blöd es auch klingt.
Taktik gegen echte Spieler
Immerhin haben wir allerdings auch die Möglichkeit, die Gefechte ein wenig zu üben und uns ganz auf die taktischen Grundlagen zu konzentrieren. Hierfür bietet das Spiel einen Multiplayer-Modus namens „Avatar-Eroberung“, in dem wir unseren Avatar verbessern und eine Armee aufstellen können, mit der wir dann in die Schlacht ziehen und die Landkarte erobern. Zunächst dürfen wir dabei mehrfach gegen einen KI-Gegner antreten, sodass wir die verschiedenen Einheiten und das taktische Verhalten im Kampf trainieren und erproben können. Später kann man diese dann zudem gegen echte Spieler optimieren und für die Kampagne eine ordentliche Hilfe und einen tollen Einstieg erhalten. Dumm nur, dass wohl die wenigsten Lust haben, zunächst einen solchen Modus zu absolvieren, ehe sie das „richtige“ Land erobern.
Qual der Wahl
Haben wir uns zudem erst einmal dafür entschieden, doch die Kampagne zu starten, stehen wir zunächst vor der Wahl, welchen Clan wir überhaupt wählen. Hier stehen uns ganz sechs verschiedene Fraktionen zur Verfügung, die alle einen fest vorgegebenen, aber unterschiedlichen Startpunkt haben und verschiedene Startboni erhalten. Da sind die einen dann geschickter im Kampf, während andere günstigere Gebäude errichten können. Letztendlich sind in der Praxis dann aber alle Clans ähnlich schwierig zu meistern, denn ohne gute Strategien, logisches Denkvermögen und genügend Einarbeitung ist keiner davon leicht zu meistern – nicht einmal auf leichtem Schwierigkeitsgrad. Es wird also auch eine Weile brauchen, bis wir unseren bevorzugten Clan letztendlich gefunden haben.
Die Realität wartet
Nun, da richtet sich „Total War: Shogun 2“ ohnehin bereits an erfahrene Strategieveteranen, dann gibt es auch noch einen Modus für besonders ultraerfahrene Gamer. Hier können wir nämlich auch in einer Mehrspielerkampagne gegen echte Gegner in die Schlacht ziehen und wenn der Gegner da ein wenig Übung hat, wird das Spiel unter Umständen noch herausfordernder, als gegen den KI-Gegner. Dennoch macht das aber auch unheimlich viel Spaß, zumal die Vorgehensweisen eines echten Gegners weniger vorhersehbar, dafür umso realistischer sind. Da können wir uns eben nicht auf die Herangehensweise der KI verlassen und diese damit geschickt austricksen. So oder so muss man sich aber auch auf lange Spielabende gefasst machen, denn eine Kampagne kann durchaus ein paar Stunden in Anspruch nehmen – und Multiplayer-Partien sollte man ja bekanntlich nicht zuvor abbrechen. In diesem Sinne: Dieses Spiel ist Strategie für die Besten der Besten.
Spionage
Komplex werden die Kämpfe allerdings auch durch die umfangreichen Spionagemöglichkeiten. Jeder Clan hat daher die Möglichkeit, einen Spion zu beauftragen, in das feindliche Gebiet einzudringen. Egal, ob eine Geisha, die den Gegner ablenkt, oder ein japanischer Spion, der versucht Revolten anzuzetteln und feindliche Armeen zum Überlaufen zu animieren – die Spionage dient hier als unterstützendes Mittel im Kampf und stärkt die Komplexität noch umso mehr. Immerhin mag es gewisse Vorteile haben, vor dem Kampf ein Regierungsmitglied zu ermorden, oder das Volk aufzustacheln, ist so schließlich der Widerstand wesentlich geringer. Nebenbei unterstützen dann auch unsere Schiffe den Kampf, in dem sie die Häfen attackieren, Handelsrouten blockieren und Invasionstruppen ins Land schicken. Wir haben also vielfältige Möglichkeiten, doch ebenso komplex können auch die Gegner uns angreifen. Der ein oder andere Spieler mag da sicherlich schnell überfordert sein.
Auf in die Zukunft
Grafisch ist „Fall of the Samurai“ übrigens vielen anderen Strategiespielen voraus, bietet es als eines der wenigen Genrevertreter schließlich sogar DirectX 11-Grafik. Besonders in taktischen Gefechten hinterlässt das Eindruck, wenn wir ganz nah an die Einheiten heran zoomen oder unsere Schiffsflotte im Seegefecht beobachten können. Die Animationen wirken dabei insgesamt schick und authentisch, auch wenn unsere Figuren gerne einmal etwas „eckig“ und „hakelig“ in die Schlacht ziehen. Einen natürlichen Vorwärtsgang suchen wir da schon etwas vergeblich. Dafür kann sich Vegetation, Umgebung und Gebäude recht gut sehen lassen und muss sich vor Referenztiteln nicht gerade verstecken. Dumm nur, dass eine derartige Grafik meist gar nicht benötigt wird, denn auf der Rundenstrategiekarte sieht das Spiel ohnehin beinahe aus, als handele es sich um eine 2D-Karte. Der Detailarmut kommt hier schnell zum Vorschein und unsere Einheiten mögen sich nur unschön in die Welt integrieren. Das kann man aber angesichts des strategischen Tiefgangs wieder vergessen. Das größte Problem bleiben aber die daraus resultierenden langen Ladezeiten, die vor allem die Berechnung der Runden oft etwas lästig erscheinen lassen. Da wünschen wir uns Optimierung und eine deutliche Verbesserung der Ladezeiten.
Fazit:
Ein schwerer Brocken: Auch das Add-On „Fall of the Samurai“ bietet wieder eine komplexe Mischung aus Rundenstrategie und Echtzeit-Taktik, die sich vor allem an erfahrene Strategiespieler richtet, die eine neue Herausforderung mit hohem Schwierigkeitsgrad suchen.