Kritik:
Mit der fünften und finalen Episode neigt sich die Adventureserie im Comicstil nun allmählich dem Ende zu. Ganze neun Monate hatten die Fans des Telltale-Spiels nun ihren Spaß, ehe das Episodenspiel seine Season endgültig beendet. Doch da versucht man noch einmal, ein wenig Abwechslung in das Spiel zu bringen.
Kampf der Quicktimes
Insofern ist die erste Hälfte von „Cry Wolf“ tatsächlich ein wenig actionreicher und düsterer ausgefallen. Mittels Quicktime-Events, schnellen Reaktionen und kurzfristigen Tastendrücken müssen wir Bigby springen, vor fahrenden Autos im Gegenverkehr ausweichen oder gegen starke Feinde antreten lassen. Dabei hat man die einzelnen Actionszenen zwar durchaus etwas einfacher gestaltet, dafür allerdings ein wenig aufwändiger und ausführlicher. Statt ein oder zwei Klicks, reihen sich nun etliche Ausweichmanöver und Attacken aneinander, bis die Hauptfigur Bigby letztendlich sogar gegen eine Vielzahl von mysteriösen magischen Wesen antreten muss, die ihn durch Selbstvervielfältigung schnell verwirrend können. Eine ganz spezielle Form des Bosskampfes, die der Episode einen deutlich düstereren Touch verpasst, wenn Bigby durch die dunklen Gänge einer Fabrik schleicht. Atmosphärisch entwickelt „Cry Wolf“ also durchaus einige Stärken.
Der wütende Mob
Derweil ändert man allerdings auch an den Dialogen und Entscheidungsmöglichkeiten so einiges. In einem mehr oder weniger „fairen“ Prozess muss Bigby schließlich in ausschweifenden Dialogen das Volk auf seine Seite bringen, ihren Wünschen nach Gerechtigkeit nachkommen und den Straftäter dem Mob gegenüber stellen. In durchaus intelligenten und irreführenden Dialogen versucht er dabei, sowohl den Spieler, als auch den wütenden Mob zu manipulieren und sich selbst als vermeintlichen Wohltäter für ein Volk in Not aufzuspielen. Die Schuld soll dabei auf die Ermittler geschoben werden und das müssen wir in den interessanten Dialog-Auswahlmöglichkeiten möglichst verhindern. Zumindest bringt das auch in die sowieso schon sehr gesprächslastigen Episoden mal ein wenig mehr Spannung in die Diskussionen. Leider muss man doch feststellen, dass die gesamte Situation hingegen etwas konstruiert scheint, denn warum sich ein Sherriff überhaupt dem „Pöbel“ stellen muss, erschließt sich uns in keiner Sekunde.
Die fehlenden Rätsel
Spielerisch bekommt man dafür allerdings umso weniger geboten. Abgesehen von den anfänglichen Quicktime-Events und den anschließend sehr ausschweifenden Dialogen, scheint die finale Episode für den Spieler doch eher passiv zu sein. So können wir uns zwar gelegentlich ein wenig fortbewegen und Dinge anschauen, doch auf echte Rätsel müssen wir verzichten. Nicht einmal Indizien suchen und Gegenstände kombinieren ist hier mehr angesagt, die Interaktion mit der Umgebung fällt praktisch komplett weg. Das wird aber nun leider keinem echten Adventure-Spiel mehr gerecht, so erstklassig die Story der Episode auch wiederum sein mag. Denn mittlerweile kann man „The Wolf Among Us“ wohl tatsächlich nur noch als interaktiven Film bezeichnen. Schade.
Fazit:
Die spannende Story um Sherriff Bigby und seine Stadt Fabletown kommt in der finalen Episode nun zu einem aufregenden Ende und bietet eine der düstersten Episoden mit interessanten manipulativen Dialogen. Schade ist nur, dass der spielerische Aspekt noch deutlich kürzer kommt, als in den vorangegangenen Episoden.