Kritik:
Nach dem Umzug von Telltale Games in ihr neues Büro geht nun alles etwas schneller und fließender. Mussten die Fans zu Beginn des neuen Episodenspiels noch viele Monate auf die Fortsetzung warten, so hat sich mit der dritten Folge nun ein etwa zweimonatiger Release-Abstand eingespielt. Schnell wieder in die Geschichte eingetaucht, macht es da auch besonders viel Spaß, den spannenden Märchen-Krimi um Bigby und die interessanten anderen Charaktere zu lösen.
Jagd mit Tempo
Mit einem kleinen Rückblick auf die vorangegangene Episode setzt man dieses Mal nahtlos an die vorherige Geschichte an. Bigby ist noch völlig geschockt vom Tatort und den erschreckenden Funden und hat nur noch eines im Kopf: Den Verrat durch seinen Kollegen und Freund Crane. Voller Hass und Aggression setzt er alles daran, den Mann so schnell wie möglich ausfindig zu machen – doch die Zeit läuft ihm davon. Mit ersten spärlichen Hinweisen muss er den Aufenthaltsort von Crane ausfindig machen und um zwei Uhr in der früh dort auftauchen. Nur wenige Stunden bleiben übrig, um den Fall zu lösen, doch der Spieler kann auf verschiedene Weisen entscheiden, wie er in diesem Fall vorgeht. Das entsprechende Tempo legt die Episode also voran, denn die kochenden Emotionen sind spürbar und werden auch in den aggressiven Bewegungen der Hauptfigur umgesetzt.
Drei Wege zum Ziel
Nach langer Zeit haben wir nun aber auch die Möglichkeit, nicht nur spannende Entscheidungen zu treffen, sondern auch die Reihenfolge der aufgesuchten Orte zu entscheiden. Die Qual der Wahl steht da an, wenn wir uns zwischen Cranes Apartment, dem Büro seiner vermeintlichen Komplizen oder der Bar von der Schwester der Ermordeten entscheiden müssen. Völlig unklar, was wir dort vorfinden, hat unsere Entscheidungen direkte Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf. Entscheiden wir uns etwa für das Aufsuchen des Apartments und betreten erst anschließend das Büro, müssen wir feststellen, dass uns dort schon jemand zuvor gekommen ist. Das Gleiche gilt für die umgekehrte Vorgehensweise, sodass uns die entsprechenden Hinweise dort praktisch nicht mehr zur Verfügung stehen. Spannend wird gerade deshalb die Auswertung am Ende, bei der wir uns mit den Entscheidungen der anderen globalen Spieler vergleichen können. Klar ist: Es sollte mehr solcher Entscheidungen auch in anderen Spielen geben.
Point & Click vs. Quicktime
Die Rätsel sind dabei allerdings auch in dieser Episode eher schwach und viel zu simpel ausgefallen. Bis auf einfaches Absuchen der Umgebung nach Indizien, müssen wir hier keinerlei besondere Aufgaben lösen und nicht einmal Gegenstände kombinieren. Das sind wir aus der Spielereihe aber bereits gewöhnt, den Telltale wählt diese Vorgehensweise sowohl bei „The Wolf Among Us“, als auch bei der Schwesterserie „The Walking Dead“. Dafür setzt man auf zahlreiche umfangreiche Dialoge, die extrem detailliert auf die einzelnen Charaktere eingehen und uns immer wieder vor bis zu vier Auswahlmöglichkeiten stellen, die wirklich schwerwiegende Auswirkungen auf den Spielverlauf haben können. Jedes Wort und jeder Satz, sowie jede Wahl kann entscheidend sein. Faszinierend!
Aggression und Zweifel
Bei der Charakterzeichnung hat man darüber hinaus ganze Arbeit geleistet, denn die dritte Episode konzentriert sich voll und ganz auf die Hauptfigur Bigby. Hass, Aggression und große Emotionen stehen da an der Tagesordnung, immer kurz davor sich in ein riesiges Monster zu verwandeln, dass sich schon bald nicht mehr unter Kontrolle haben wird. Dem entgegen stehen jedoch große Zweifel des Spielers an der Schuld des Hauptverdächtigen und dem Willen, weniger aggressiv vorzugehen. Telltale benutzt den Spieler gezielt und bewusst als Gegenpol, der immer wieder versucht, die Figur im Zaum zu halten und mit gemäßigten Dialogen, sowie einer gewissen Gnade zur Ruhe zu bringen. Dieser Zwiespalt zwischen Spieler und Figur, der uns extrem an die Protagonisten bindet, ist in dieser Form einzigartig und grandios – allein deshalb ist auch die aktuelle Episode unbedingt ein Blick wert. Das sollten Adventurefans also nicht verpassen.
Fazit:
Mit grandioser Charakterzeichnung entpuppt sich die dritte Episode von „The Wolf Among Us“ als Verbrecherjagd der besonderen Art, die den Spieler die Emotionen seiner Figur intensiv spüren lässt. Ein Muss für Adventure-Fans.