Kritik:
Nicht lange war die Wartezeit für Fans dieses Mal, bis endlich auch die vierte Episode der zweiten Staffel von „The Walking Dead“ verfügbar war. Die Erinnerungen an Folge 3 sitzen daher noch recht tief und können sofort abgerufen werden und da es ohnehin nahtlos weiter geht, kommen wir schnell wieder in die Story hinein. Wir erinnern uns: Clementine befand sich während eines Cliffhangers inmitten einer Horde von Zombies.
Kindliche Gewalt
Genau in dieser Situation starten wir die neue Episode. Bereits die ersten Szenen beginnen mit grober Gewalt, bei der wir mit Quicktime-Events den Zombies ausweichen müssen oder die Axt in den Kopf unseres Gegners schwingen. Besonders erschreckend und brutal wirkt das nach wie vor, weil Clementine ja bekanntlich ein recht junges Mädchen ist. Die erste mögliche Entscheidung, eine wahre Gräueltat zu begehen und einer Begleiterin den Schädel zu spalten, ehe sie sich in eine Untote verwandelt, lässt auch nicht lange auf sich warten – und als Spieler fällt es schwer, tatsächlich eine Entscheidung zu treffen. Kann und darf ein so junges Kind derartige Handlungen durchführen, oder sollten wir sie auf Grund des Alters davor bewahren. Wir befinden uns einerseits in ihrer Rolle, da wir das Mädchen steuern, entdecken aber zugleich einen Beschützerinstinkt – das macht die vierte Episode in vielerlei Szenen aus.
Selbstreflexion
Dabei bleibt es auch, denn in späteren Szenen müssen wir erneut derartig schwierige Entscheidungen fällen. Sind psychisch labile Mitglieder unserer Gruppe eine Gefahr und die Rettung daher weniger wert oder lassen wir unsere persönlichen freundschaftlichen Gefühle eher walten. Retten wir das neue Gruppenmitglied Jane, oder kümmern wir uns um die ebenfalls sehr junge Sarah, wenn sie in Schwierigkeiten gerät? Obwohl diese Fragen zunächst vor dem Spiel sehr einfach klingen mögen, sind sie aus der Situation heraus gar nicht so leicht zu beantworten – wie man auch bei der Auswertung der globalen Spielerentscheidungen am Ende der Episode erkennen kann. Interessant ist derweil allerdings die Entwicklung des Spielers mit seiner Figur. Erschrocken stellt man oft fest, dass unter Beurteilung der früheren Erlebnisse so manch falsche Tat plötzlich in den eigenen Augen richtig erscheint. Hätten wir in der ersten Staffel auf gar keinen Fall andere Menschen ausgeraubt, so wird die plötzlich zu einer ernsthaften Option – die Entscheidung über Richtig und Falsch verschwimmt und auch dem Spieler fällt es schwieriger, hier abzuwägen. Das ist eine Selbstreflexion, die sonst kein anderes Spiel zu bieten hat.
Gewalt im Spiel
Insgesamt zählt die vierte Episode auch zu den brutalsten und gewalttätigsten bisherigen „The Walking Dead“-Folgen. Angefangen zunächst bei der überwältigenden Horde an Zombies, bis hin zu den Gefahren während der Suche nach unseren Begleitern und anschließenden potentiellen Schießereien, weil die psychologische Instabilität gewisser Personen schnell zu einer Eskalation der Gesamtsituation führen kann. Generell kommt dabei eine sehr nervöse, nervenzerreißende und angespannte Atmosphäre rüber, die uns die Gefahren der aktuellen Lage stets vor Augen hält. Clementine ist eben nicht mehr mit dem fürsorglichen Lee unterwegs, sondern hat nun eine Gruppe aus verschiedenen Charakteren, die dem entsetzlichen Leid in der Welt einfach nicht immer standhalten kann. Von einer Schwangerschaft mal ganz zu schweigen. Fans des Episodenspiels werden also an der neuesten Episode besonders viel Spaß haben.
Fazit:
Mit einer hervorragenden Charakterentwicklung und wirklich schwierigen Entscheidungen sorgt die neueste „The Walking Dead“-Episode für eine tiefgehende Selbstreflexion des Spielers und eine einzigartige Atmosphäre.