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  • Game-Review: Postal 3

    Postal 3 Cover

    Der Postal Dude hatte noch nie ein wirklich gewöhnliches Leben: Nachdem er seine alte Heimat Paradise mit einer nuklearen Explosion in die Luft sprengte und für seine Nachwelt unbewohnbar machte, zieht es ihn nun in die entfernte Stadt Catharsis. Verfolgt von zahlreichen blutrünstigen Zombies muss er sich nun auf die Suche nach einer brauchbaren Arbeit begeben, um endlich das erste Geld zu verdienen und ein neues Leben mit seinem mehr oder minder süßen Hund Champ zu beginnen. Doch während ihm die Mitmenschen immer neue Steine in den Weg legen und er einfach nicht an das nötige Kleingeld kommt, entdeckt er die skurrilsten Seiten seines Lebens…

    Kritik:
    Freude kommt bei den erwachsenen Spielern auf, wenn es darum geht, den neuesten Teil der „Postal“-Reihe endlich spielen zu können. Das hat natürlich Gründe, denn bisher galt die gesamte Reihe als überaus brutal, gewalttätig, absurd und zugleich skurril. In Deutschland führte das bisher regelmäßig zu einer Indizierung, weshalb der Publisher im Falle von „Postal 3“ lieber gleich davon abgesehen hat, das Spiel überhaupt in unserem Land zu veröffentlichen. So müssen wir uns also mit einer englischen Version samt deutschen Untertiteln zufrieden geben, dürfen uns aber gleichzeitig ausschließlich an die ungeschnittene Download-Variante wagen – denn dieses Spiel gibt es tatsächlich nur via Steam und das auch nur, indem wir zuvor einen Key direkt bei den Entwickler erwerben. Der direkte Kauf über die Download-Plattform ist nämlich ebenso nicht möglich. Letztendlich bleibt allerdings die Frage, ob sich der dritte Teil dieser ursprünglich ultra-brutalen Reihe, die vor allem mit ihrem schrägen und sarkastischen Humor punkten konnte, überhaupt lohnt.

    Der Postal Dude ist zurück…
    Natürlich fällt uns dabei erneut der kultige alte Look des Dudes einmal mehr sofort ins Auge, denn als vermeintlicher Anti-Held hat er noch nie Schönheitswettbewerbe gewinnen können. Ebenso gehört er auch nicht gerade zu den coolsten Actionhelden, denn sein Outfit mit langem Mantel, merkwürdigen Smiley-Ansteckern und wenig hübschem Bart erinnert uns ganz und gar nicht an die knallharten Typen aus anderen Games – doch gerade damit konnte er auf eigensinnige Weise schon immer große Sympathien ernten, zumal die Gegenspieler meist noch wesentlich verrückter und skurriler designt wurden. Auf Krotchy im Kartoffelkostüm mit dem Maschinengewehr dürfen wir uns also ebenso freuen, denn sowohl Prominente, Terroristen, als auch schräge Werbefiguren aus dem Alltag werden hier gerne einmal auf die Schippe genommen. Davon abgesehen dürfte dieses Spiel aber eher auf gemischte Gemüter stoßen, denn das Gameplay kann nicht jeden Spieler tatsächlich begeistern.

    Postal 3 Screenshot

    Merkwürdige Aufgaben mit Storyfetzen
    Auf der Suche nach einer brauchbaren Arbeit, die dem Dude endlich das nötige Kleingeld einbringt, müssen wir schließlich tatsächlich äußerst merkwürdige Aufgaben übernehmen, die so skurril sind, dass wir sie in de Realität wohl niemals antreffen werden. Da kommt also auch schnell ein gewisser Gewaltgrad auf, der allerdings mit völlig abgedrehten Waffen auf die Spitze getrieben wird. In einer unserer Anfangsmissionen müssen wir also mit einem getunten Turbo-Staubsauger die Spermatücher eines Pornoladens aufsaugen und dürfen sie anschließend mittels Umkehrfunktion des Saugers auf die stürmenden Feministinnen schießen, die mit Gewalt versuchen, den Laden zu stürmen. Das hat noch einen gewissen Charme und schrägen Humor, der allerdings zum späteren Verlauf immer verrückter wird. Sobald das schließlich erst einmal erledigt ist, geht es auch schon auf die Straße, auf der wir mit einer Art von Hypnosespray die örtlichen HIV-infizierten Killerkatzen aufsammeln müssen, um anschließend die angreifende Sushi-Gang damit zu bewerfen und sie von den gefräßigen Tieren auffressen zu lassen. Wem das an Skurrilität noch nicht reicht, der darf später mit besagtem Staubsauger die Äpfel von einer Obstplantage „pflücken“, bzw. aufsaugen, ehe es Osama bin Laden und seine Taliban ebenfalls auf die Plantage abgesehen haben. Dieses Mal müssen wir dann allerdings doch eher zu den herkömmlichen Waffen greifen – was allerdings auch in den meisten anderen Fällen zutrifft.

    Mit Urin gegen Gangs
    Angesichts dieser verrückten, teils abartigen Aufgaben bleibt uns der gelegentlich aufkommende sarkastische Humor schnell im Halse stecken, denn mehr als Schmunzler kann „Postal 3“ dann leider doch nicht erzeugen. Stattdessen setzt das Ekelpaket noch einen drauf, sodass wir auf die perverseste Weise gegen unsere Feinde vorgehen können. Denn neben den herkömmlichen Schusswaffen, mit denen wir ganze Körperteile abtrennen und große Blutlachen hinterlassen können, dürfen wir gerne auch mit Urin in den Kampf ziehen und unsere Feinde pinkelnd in die Flucht schlagen, was meist eher weniger gut gelingt. Da kommt außerdem dann schnell die Doppelmoral zum Vorschein, denn während die Gewalt in teils äußerst extremen Maße sichtbar wird, werden die Geschlechtsteile natürlich konsequent zensiert – und von denen würden wir recht viele sehen, wenn dem nicht so wäre, denn die Masturbation auf öffentlichen Straßen gehört hier zur Tagesordnung.

    Postal 3 Screenshot

    Doch ein normaler Ego-Shooter
    Wären da also nicht die zahlreichen verrückten Ideen, so würde „Postal 3“ doch eher zu einem ganz normalen Ego-Shooter mutieren. In den meisten Missionen müssen wir also ganz normal mit Gewehren und Pistolen in die Schlacht ziehen und wehren uns gegen Polizisten, Gangster, Terroristen und sogar wütende Fans, die sich an Uwe Boll zu schaffen machen wollen. Da steht dann also schnell fest: Lediglich dann, wenn wir mit einem Taser kämpfen dürfen, oder versuchen, die Gefangenen aus einer Polizeistation zu befreien, kommt tatsächlich eine gewisse Ernsthaftigkeit und Spannung auf. Alles andere ist – abgesehen von der Verfolgungsjagd mit den sogenannten „Segways“ – eher weniger unterhaltsam und erzeugt beim Spieler eher Kopfschütteln, statt echte Freude.

    Open World = Fehlanzeige
    Dass es dann mit dem Spielspaß nicht so recht klappen mag, liegt aber auch an der Weltgestaltung von „Postal 3“. Konnten wir in den Vorgängern unseren Heimatort Paradise noch frei erkunden und bei den Alltagsaufgaben den unsinnigsten Schabernack treiben, so werden wir hier von einem abgeschnittenen Level in den nächsten katapultiert. Ein weitläufigeres Gelände haben wir damit also kaum und die meisten Räumlichkeiten können nur streng linear und nach Vorgabe erkundet und beschritten werden. Getrennt von etlichen Ladebildschirmen zwischen den einzelnen Bereichen, sind wir von der mangelnden Freiheit also schnell genervt und erleben hiermit das wohl linearste Spiel der letzten Jahre. Da hätten wir uns doch eher ein Design im „GTA“-Stil gewünscht, wie es einst völlig normal war und können uns auch vom neu eingeführten „freien Modus“ nicht so recht überzeugen – denn auch mit freier Bewegung werden die Aufgaben nicht weniger schwachsinnig.

    Postal 3 Screenshot

    Mit dem Staubsauger durch die Wand
    Getrübt wird unser Spielerlebnis darüber hinaus auch von den zahlreichen Bugs, die „Postal 3“ erscheinen lässt, als wäre es in einem äußerst unfertigen Zustand veröffentlicht worden. Es mag für einen Spieleentwickler vermutlich schon peinlich sein, wenn ein derartig lineares Spiel, das jegliche Interaktion des Spielers exakt vorgibt, nicht in der Lage ist, die vorgegebene Interaktion auch in jedem Fall durchzuführen. So zwingt uns das Actionspiel also zeitweilig durch eine bestimmte Tür zu gehen, durch einen Bug können wir diese aber gelegentlich gar nicht öffnen. Da der Spieler selbst weder Entscheidungsmöglichkeiten, noch alternative Wege oder Freiheiten hat, sollten doch zumindest solche Kleinigkeiten selbstverständlich funktionieren. Doch da schafft es Running with Scissors sogar, uns eines der technisch schlechtesten Spiele der letzten Jahre zu verkaufen. Dumm nur, dass es bei diesen Bugs noch lange nicht bleibt, denn zusätzlich wird der Spieler mit etlichen Clipping-Fehlern und teils grobe Framerate-Einbrüche geplagt. Während das Spiel in manchen Situationen selbst auf schwächeren Rechnern flüssig läuft, bricht die Framerate in Actionszenen sogar auf High-End-Rechnern plötzlich schlagartig ein und sorgt zudem für eine überaus schwammige Steuerung, die uns erst recht dazu bewegt, das Spiel frustriert und genervt einfach wieder abzuschalten. Wer es da noch schafft, mehr als die Hälfte des Spiels durchzuhalten, kann wahrlich stolz auf sich sein, denn ein Vergnügen ist „Postal 3“ unter diesen Umständen ganz sicher nicht.

    Uwe Boll braucht Schutz
    Was bleibt also von einem Spiel, das qualitativ teilweise unter aller Sau ist? Eine interessante Idee, die dank ihrer Figuren ein herausragendes Potential gehabt hätte. Allein schon deshalb, weil Uwe Boll, Osama bin Laden und zahlreiche andere, originalgetreue Charaktere hier eingebaut wurden und den Spieler in eine eigentlich auf den ersten Blick fantastisch sinnlose Welt eintauchen lassen. Dumm nur, dass dabei nur der Gegner einen kleinen Charakter hat, denn bei unserer eigenen Figur suchen wir den Charakter größtenteils vergebens, weshalb die Identifikation mit der eigenen Spielfigur kaum möglich erscheint. Abgesehen davon werden die meisten Spieler wahrscheinlich schon während des völlig dämlichen Tutorials die Nase voll haben und das Game, sofern es diese Bezeichnung überhaupt verdient hat, am liebsten wieder deinstallieren. In diesem Sinne: Comeback missglückt, Postal Dude!

    Fazit:
    Der Postal Dude ist endlich zurückgekehrt und bringt wieder etliche skurille Ideen mit und amüsiert uns mit seinem gelegentlichen Sarkasmus. Leider kann er uns mit seinem schlechten Gameplay, den schwachsinnigen Missionen und den zahlreichen Bugs weniger begeistern.

    Erhältlich ist “Postal 3″ ausschließlich als Download via Steam in seiner englischen Fassung, da das Spiel nicht in Deutschland veröffentlicht wird. Ein Key kann darüber hinaus ausschließlich von der Website der Entwickler erworben werden.