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  • Game-Review: Nuclear Dawn

    Nuclear Dawn-Cover

    Die Welt ist nicht mehr das, was sie einst war. Ein nuklearer Krieg zwischen den zwei Fraktionen des Konsortiums und des Imperiums ließ die Erde zu einem größtenteils unbewohnbaren Planeten werden. Nanostürme machen den Menschen zu schaffen und die Ressourcen gehen allmählich zuneige. Noch immer dauert der Krieg zwischen beiden Fraktionen an, ein Krieg um die Eroberung der Ressourcen…

    Kritik:
    Zugegeben, die Story ist nicht gerade umfangreich. Kein Wunder, handelt es sich bei „Nuclear Dawn“ nun einmal um einen reinen Onlineshooter, dessen Story eben tatsächlich in einem einzigen kurzen Absatz erzählt wird. Die wiederum spielt allerdings auch kaum eine Rolle beim weiteren Spielverlauf, denn eine Entwicklung der Handlung gibt es schließlich nicht. Ebenso suchen wir eine Solokampagne komplett vergebens, sodass wir uns ausschließlich direkt ins Multiplayer-Abenteuer mit vielen anderen Spielern stürzen können. Das ist allerdings umso interessanter, denn in diesem etwas besonderen Multiplayer-Shooter dürfen wir mit bis zu 32 Spielern gleichzeitig aufs Schlachtfeld ziehen. Da erwartet uns ein Zukunftsszenario, dass es in sich hat.

    Spielspaß für Hardcore-Gamer
    Zunächst haben es Anfänger allerdings nicht gerade einfach, da wir direkt ins kalte Wasser geworfen werden. Ein wenig Shooter-Erfahrung ist also beinahe unabdingbar und Englischkenntnisse sind bei der größtenteils internationalen Community ebenso vorteilhaft. Darüber hinaus hat der Spieler eben keinerlei Möglichkeit, zu trainieren. Abgesehen von einem kleinen Commander-Tutorial, das uns die wesentlichen Aufgaben eines solchen Commanders erklärt, gibt es keinerlei Einleitung. Nur eine englische Spielanleitung gibt ein paar Tipps zur Steuerung und zum Spielablauf. Zudem können wir nicht gegen eine künstliche Intelligenz antreten, da es einen Spielmodus gegen Bots generell nicht gibt. Hier treten Spieler gegen Spieler an – und zu ausnahmslos reale Spieler. Das Training gibt’s nur mitten im Geschehen, „Learning by doing“ also. Wer sich davon abschrecken lässt, liegt bei „Nuclear Dawn“ definitiv falsch, denn das Spiel macht eben keinen Hehl daraus, sich überhaupt nicht an Einsteiger zu richten. Hat man darüber hinaus nicht gerade den besten Server erwischt, darf man auch nicht auf Hilfe der Mitspieler hoffen. Die meisten Spieler sind schließlich eher verschwiegen, nur selten finden wir jemanden mit Headset – und auch dann ist Englisch angesagt.

    Nuclear Dawn Screenshot

    Innovatives RTS / FPS
    Eine gelungene Besonderheit hat „Nuclear Dawn“ aber dennoch und genau deshalb kann sich das Spiel so hervorragend von seiner Konkurrenz abgrenzen: Dieses Spiel ist tatsächlich eine Mischung aus Shooter und Echtzeit-Strategiespiel. Während die normalen Soldaten also ganz normal aus Ego-Shooter-Perspektive gegen die Gegner antreten, wird ein einzelner Commander gewählt, der aus Vogelperspektive für die strategische Planung verantwortlich ist. Er kann also live von oben herab sehen, wie sich seine Soldaten in Echtzeit über die Karte bewegen und muss entsprechend den Anforderungen, strategisch sinnvolle Rüstungs- und Energieposten setzen. Dabei geht es schließlich um die Eroberung der Ressourcen und die Vernichtung des Gegners. Nur wenn sowohl Soldaten, als auch der Commander gute Arbeit leisten, kann das Team als Gesamtes erfolgreich sein. Die Soldaten sind am Boden schließlich dafür zuständig, die gegnerische Energieinfrastruktur zu erobern, denn nur damit kann der Commander die nötigen Ausrüstungsposten und Abwehrtürme errichten. Und nur wer Abwehrtürme errichtet, hat eine Chance den Gegner zu vernichte. Der wiederum macht genau dasselbe, sodass es eben sowohl auf den Erfolg der Bodentruppen, als auch auf die optimale Platzierung der Abwehrtürme ankommt.

    Diktatorisches Spielerlebnis
    So schön diese Innovation auch sein mag, denn die Idee ist tatsächlich herausragend, so schlecht ist an manchen Stellen allerdings auch das Balancing ausgefallen, insbesondere was den Aufbau der jeweiligen Karten betrifft. Manche der Karten haben dabei unfaire Vorteile für eine der beiden Fraktionen, was Auswirkungen auf die Verteidigung der eigenen Basis haben kann. Sind beide Teams entsprechend gleich gut, kann das für unfaire Situationen sorgen. Gleichzeitig gibt es eben das Problem, dass es nur einen Commander pro Team geben kann, weshalb „Nuclear Dawn“ für die meisten Spieler eben doch ein reiner Shooter bleibt. Nur wenige kommen durch die Wahl des Commanders in den Genuss, die strategische Position einzunehmen und Erfahrungen sammeln ist da besonders schwer. Leistet der Commander nicht die Qualität, die seine Soldaten erwarten, zögern diese meist nicht lange, ihn von seinem Posten zu erheben. Da mag es für manche fraglich sein, wie auf diese Weise das Können antrainiert werden soll, zumal es auf offenen Servern nicht gerade möglich ist, ausschließlich mit Freunden zu spielen. An diesem Punkt könnte sich Iceberg Interactive durchaus noch neue Ideen einfallen lassen, um die Probleme zu lösen und mehr Fairness in das Spiel einzubringen.

    Nuclear Dawn Screenshot

    Aufstieg der 4-Klassen-Gesellschaft
    Dennoch kann „Nuclear Dawn“ aus Sicht des FPS-Teils viel Spaß machen. So bekommen die Spieler hier schließlich die richtige Shooter-Erfahrung geboten und dürfen sich auch an einem typischen Klassensystem mit sich ergänzenden Vorteilen erfreuen. Jedes Team hat dabei also vier Klassen, die jeweils ihre eigenen Vorteile haben. Da dürfen sich die einen tarnen und den Gegner aus dem Hinterhalt angreifen, sind aber dementsprechend schlecht gepanzert und leicht verwundbar. Andere gelten als Allround-Kämpfer und können bei mittlerer Panzerung den getarnten Gegner erkennen. Wieder andere gelten als langsame und träge Exos mit extrem starker Panzerung, aber ebenso schlechten Reaktionszeiten. Dazu gesellt sich ein Supporter, der seine Mitspieler mit Medikits und ähnlichem versorgen kann. So kann jeder Spieler eine für sich interessante Rolle übernehmen und seine Mitspieler entsprechend unterstützen. Bei gutem Teamplay ergeben sich daraus interessante Spielelemente – vorausgesetzt wir finden eben Spieler, die auch an Teamplay interessiert sind. Durch das Rangsystem können wir außerdem ganz klassisch auf die höheren Stufen aufsteigen und uns damit besondere Ausrüstung freischalten. Einen anderen Nutzen hat das Rangsystem jedoch eigentlich nicht.

    Motivierende Kill-Points-Jagd
    Wie bei den meisten Multiplayer-Spielen gilt es aber nicht nur, ein Match zu gewinnen, sondern auch, sich mit anderen Mitspielern zu messen. Daher gibt es die klassischen Kill-Points, mit denen wir für jede Tötung entsprechende Punkte sammeln können und daran erkennen, bei welchem Spieler es sich um den beste und effektivsten handelt. Doch auch hier gibt es diverse Unterschiede, denn nicht nur für Kills gibt es entsprechende Punkte. Auch für die Eroberung von Ressourcen dürfen wir Punkte sammeln und können so auch als Spieler mit langsameren Reaktionen mit den Shooter-Profis mithalten – zumindest aus Punktesicht. Schade nur, dass das Teamplay nicht entsprechend belohnt wird und der Commander ohnehin oft die meisten Punkte erhält. So gibt es auch durch Punktesammeln keinerlei Anreiz, gemeinsam mit den Mitspielern zu agieren.

    Fremdsprache erforderlich
    Vorhin hatten wir es bereits angesprochen: Eine der großen Probleme von „Nuclear Dawn“ ist die mangelnde Lokalisation. Das Spiel ist in Deutschland schließlich nicht über eine normale deutsche Fassung erhältlich, sondern kann lediglich als europäische „Plutonium Edition“ mit PEGI-Einstufung erworben werden. Dementsprechend ist die Hülle und die Anleitung des Spiels verständlicherweise ausschließlich auf Englisch vorzufinden. Dass darüber hinaus auch viele Spieler englisch spielen, zumal das Spiel eben nicht regulär in deutscher Sprache erhältlich ist, mag dabei nicht besonders verwunderlich sein. Dennoch haben Spieler die Möglichkeit, die deutschen Sprachdateien über Steam herunterzuladen, um zumindest ein deutsches Menü und ein deutsches HUD zu erhalten. Teilweise ist die Sprachausgabe dann zwar immer noch englisch, allerdings nur teilweise, aber auch für Spieler ohne Englischkenntnisse ist es damit immerhin möglich, das Spiel ohne Probleme zu starten. Leider ist da Wartezeit angesagt, denn auch bei Installation von DVD müssen wir für die deutsche Sprache immer noch über 1 Gigabyte an Daten via Steam herunterladen. Da müssen wir uns also zunächst in Geduld üben, insbesondere wenn die Internetanbindung nicht die schnellste ist. Um Lags zu vermeiden, ist aber eine entsprechende Breitbandverbindung dringend zu empfehlen.

    Die Stadt der Zukunft
    Nun aber genug mit negativer Kritik, denn „Nuclear Dawn“ hat an anderer Stelle wieder neue Stärken, denn die finden wir eindeutig bei der grafischen Qualität des Spiels. So kann die aufwändige und detaillierte Grafik durchaus auch mit anderen Top-Titeln mithalten, obwohl es sich bei dem Spiel eigentlich um einen Indie-Shooter handelt. Besonders die Wettereffekte und Häuser sehen dabei richtig beeindruckend aus. Große Atmosphäre kommt da besonders in verschneiten Gebieten auf, wenn wir uns durch beeindruckende Gebiete wagen dürfen. Doch auch die zukünftige Innenstadt Londons, die Straßenzüge und einen zerstörten Uhrenturm nachempfindet, ist dabei sehr gelungen und absolut beeindruckend. Überzeugend außerdem die äußerst scharfen Texturen, die sich jederzeit sehen lassen können. Lediglich die Anzahl der Polygone ist vergleichsweise niedrig, sodass manche Objekte ein wenig klobig und eckig erscheinen, optisch aber dennoch einen guten Eindruck hinterlassen, auch wenn die besonders plastische Wirkung einmal ausbleiben kann. Das mag allerdings auch auf die Verwendung von DirectX 9 zurückzuführen sein, denn „Nuclear Dawn“ verzichtet gänzlich auf DirectX 10 oder 11-Effekte.

    Nuclear Dawn Screenshot

    Taktische Karten
    Das alles hat allerdings durchaus seinen Nutzen und erfüllt sehr gut seinen Zweck. Die Laserstrahlen der Energieversorgung machen also einen tollen und faszinierenden Eindruck und die Karten selbst bieten auch einen taktischen Nutzen. Unabhängig davon, ob wir nun in der Stadt, in einem Atomkraftwerk, oder in Downtown kämpfen, alle Karten haben genügend Deckungsmöglichkeiten und alternative Wege, sodass wir taktisch vorgehen können und auch unser Team aufteilen könnten. Clippingfehler sind uns dabei keine aufgefallen, weshalb jede Deckung auch tatsächlich als solche verwendet werden kann. Dumm nur, dass vereinzelte Karten einfach zu viele verwinkelte Gänge haben, sodass wir uns Metro-Station nicht gerade auf weitläufiges Gebiet begeben. Außerdem sind die Karten allesamt nicht die größten des Genres. Das ändert jedoch nichts daran, dass die Entwickler eine starke Liebe zum Detail hatten und auf jede Kleinigkeit der Karten geachtet haben. Optisch und taktisch brauchen wir uns da also keine Sorgen machen.

    Technisch nicht ganz rund
    Bei der Technik sieht es allerdings ein wenig gemischt aus, denn die hat sowohl Stärken als auch Schwächen. Insgesamt sind uns beim Gameplay keinerlei Bugs aufgefallen, denn sowohl Karten, als auch Funktionen funktionieren soweit einwandfrei. Dafür machen uns aber auf Servern mit einem hohen Ping vor allem starke Lags zu schaffen, die das Spiel schnell in eine Ruckelorgie verwandeln können und damit nahezu unspielbar machen. Haben wir jedoch einen guten Server entdeckt, hat „Nuclear Dawn“ eine sehr gute Performance und ist auch auf schwächeren Rechnern flüssig spielfähig. Da muss man also gut darauf achten, sich einen brauchbaren Server zu suchen. Dennoch können einige Server auch Abstürze beim Spieler hervorrufen, die direkt nach dem Start einer Karte auftreten – dieser einzige Bug scheint bisher nicht behoben und eine Lösung ist bisher auch nicht bekannt. Haben wir es jedoch auf eine Karte und einen Server geschafft, läuft das Spiel absolut stabil. Für ein Indie-Game läuft der RTS-Shooter also erstaunlich bugfrei, hat sogar weniger Bugs, als so mancher kommerzielle Vollpreis-Titel. Wer für wenig Geld einen unterhaltsamen Shooter mit innovativen Ideen sucht, liegt hier also genau richtig.

    Fazit:
    „Nuclear Dawn“ verbindet einen spaßigen Multiplayer-Shooter mit Echtzeit-Strategie-Elementen und bietet damit ein innovatives Spielerlebnis mit Langzeitmotivation. Leider hat der Shooter jedoch auch Schwächen bei der Balance und richtet sich wegen seines schwierigen Einstiegs ausschließlich an erfahrene Spieler.