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  • Game-Review: L.A. Noire

    L.A. Noire-Cover

    Das Leben als Mitarbeiter des Los Angeles Police Departments ist nicht immer einfach, vor allem wenn die Laufbahn noch sehr ungewiss ist. Das muss auch der Streifenpolizist und ehemalige Kriegsheld Cole Phelbs feststellen, der nach seinen erfolgreichen Einsätzen als gewöhnlicher Polizist prompt in die Mordkommission versetzt wird. Dort hat er es schließlich nicht nur mit zwielichtigen Partnern zu tun, sondern muss sich auch noch auf die Spur eines Serienkillers begeben, der regelmäßig unschuldige Frauen ermordet und ihre engsten Verwandten als potentielle Täter in Verdacht bringt. Ein Todesfall reiht sich nach dem anderen, bis Cole in den Fängen von organisiertem Verbrechen, großspurigem Drogenhandel und Korruption plötzlich auf eine Verschwörungen innerhalb der eigenen Reihen stößt. Für Detective Phelbs steht auf einmal viel auf dem Spiel und eine Jagd um Leben und Tod beginnt inmitten von Hollywood…

    Kritik:
    Noch lange wird es dauern, bis die Fans von brutalen Actionspielen sich endlich auf den neuesten Teil der „GTA“-Reihe freuen dürfen. Bis dahin allerdings bietet Rockstar Games uns nun die Möglichkeit, das Leben und die Abenteuer eines Detectives des Los Angeles Police Department mitzuerleben und nachzuspielen, während wir uns ganz im GTA-Stil auf die Straße wagen. Denn auch in „L.A. Noire“ sollen die Macher einmal mehr zeigen, dass sie die Meister der Open World-Spiele sind.

    L.A. Noire Screenshot

    Auf den Spuren von GTA
    So verwundert es uns nicht gerade, dass auch „L.A. Noire“ in einem ähnlichen Stil daher kommt und uns glatt ein weiteres Open World-Spiel präsentiert, in dem wir uns durch ein umfangreiches und originalgetreu nachgebautes Los Angeles wagen dürfen. Stets können wir uns zu Fuß oder im Fahrzeug frei durch die vielen Straßen bewegen und orientieren uns klassisch an einer runden Minimap am Rande des Bildschirms. Hier jedoch spielt die Stadt selbst nur eine sehr untergeordnete Rolle, denn wir können weder irgendwelche Klamottenläden betreten, noch im nächstgelegenen Fast Food-Restaurant ein wenig Nahrung zu uns nehmen. Stattdessen läuft die Story in einzelnen Kapiteln ab – ganze 21 an der Zahl um genau zu sein – und führt uns damit in die einzelnen Fälle des Detectives, die von Mord, über Brandstiftung, bis hin zu Korruption führen. Nach und nach kommen wir so den eigentlichen Hintergründen auf die Schliche und dringen immer tiefer in die Story ein. Bei jedem Kapitel starten wir jedoch von einem neuen Ort und können uns auch nur in die storyrelevanten Gebäude begeben – alles andere hat zwar einen lebendigen und glaubwürdigen Tagesablauf, spielt für das Spielgeschehen aber kaum eine Rolle.

    L.A. Noire Screenshot

    Der Traum eines jeden Kindes
    Irgendwie hat es aber auch etwas positives, dass wir uns damit gänzlich auf die Hauptgeschichte konzentrieren können, denn mit „L.A. Noire“ können wir endlich einmal das erleben, was sich viele Menschen bereits in ihrer Kindheit wünschten: Einmal in die Rolle eines Polizeibeamten schlüpfen. Da brauchen wir also keine Fahrzeuge mehr stehlen, sondern können uns einfach in das nächstgelegene Polizeiauto setzen, oder auf legitimierte Weise die fremden Fahrzeugbesitzer mittels Polizeimarke aus dem Fahrzeug entfernen. Einmal losgefahren, geht es dann richtig zur Sache, denn plötzlich kommt der große Unterschied zu „GTA“ richtig zum Vorschein. Gewalt spielt in diesem Titel nämlich eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen müssen wir uns auf die Suche nach Indizien machen, den Tatort untersuchen, Zeugen befragen und gegebenenfalls Täter festnehmen. Echte Polizeiarbeit eben, die sich ganz wie ein klassisches Adventure spielt – nur eben aus Verfolgerperspektive.

    L.A. Noire Screenshot

    Spannende Ermittlungsarbeit
    Sehr detailliert kommen dabei die einzelnen Schauplätze zum Vorschein, die wir genauestens untersuchen müssen. Da nehmen wir die Leichen unter Begutachtung, durchsuchen die persönlichen Gegenstände und suchen die nähere Umgebung nach weiteren Hinweisen über mögliche Täter und Zeugen ab. Gelegentlich entpuppen sich dabei auch einige Rätsel, bei denen wir Aufenthaltsorte entschlüsseln, Papierstücke zusammensetzen, oder einfach Objekte genauer untersuchen müssen. Mitdenken ist also angesagt, auch dann wenn wir einmal selbst auf die möglichen Verdächtigen stoßen müssen und den bisherigen Ablauf der Ermittlungen für eine gute Abschlussbewertung auch mal länger im Kopf behalten müssen. Damit ist „L.A. Noire“ definitiv kein reines Actionspiel, sondern eher ein Detektiv-Adventure mit diversen Schießereien. Gemeinsam mit dem mürrischen Partner macht das auf jeden Fall sehr viel Spaß und sorgt für Abwechslung. Leider ist allerdings der Ablauf zu Beginn ein wenig eintönig, da auf Tatortdurchsuchung, stets der gleiche Ablauf aus Befragung, Verfolgungsjagd und Einbuchtung kommt. Erst im späteren Verlauf kommt da deutliche Auflockerung zustande.

    L.A. Noire Screenshot

    Niveauvolle Action
    Action gibt es außerdem nur bei einzelnen Missionen. Sobald diese zustande kommt, müssen wir entweder dafür sorgen, dass ein feindliches Fahrzeug von der Straße geholt wird, oder dürfen uns mit bewaffneten Gangstern anlegen. Die schießen unterdessen gerne einmal mit Gewehren aus hoher Distanz, während wir mit unserer gewöhnlichen Pistole oft näher heran müssen, um den Gegner aus der Entfernung treffen zu können. Doch zwei richtige Treffer reichen dann meist aus, um den Gegner auf den Boden zu katapultieren. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei stets recht einfach gehalten und die Gegneranzahl hält sich auch ein wenig in Grenzen. Geschossen wird dabei grundsätzlich aus Verfolgerperspektive durch Drücken der rechten Maustaste zum Zielen und dem anschließenden abfeuern mit der linken. Also ganz ähnlich, wie wir es aus „GTA“ gewohnt sind – und gelegentlich dürfen wir dann auch mal selbst zum Gewehr greifen.

    Verräterische Mimik
    Ein besonderes Merkmal des Spiels ist jedoch die Gestaltung der Charaktere, insbesondere jener, die wir als Zeugen oder Täter befragen und verhören müssen. Hier kommt schließlich die spezielle Animation der Gesichtsmimik in den Vordergrund, die durch Bewegung der Muskeln und besondere Gesichtsausdrücke den Wahrheitsgehalt der Aussagen und die Emotionen des Gegenübers verraten sollen. Jeden einzelnen müssen wir dann anhand unseres kleinen Notizbuches nach gewissen Punkten befragen und können ihm bei Verdacht auf Lüge die Beweislage entgegen schleudern. Die Gesichter sind dabei stets sehr detailliert ausgefallen, denn bereits eine einzelne Gesichtsfalte, oder ein ängstlicher Blick kann bereits ein Indiz dafür sein, dass der Zeuge uns ein Detail verschweigt, oder selbst irgendetwas zu befürchten hat. Auch die sonstige Körpersprache aus Kopf- und Augenbewegung, Oberkörperhaltung, oder unruhige Bewegungen des gesamten Körpers können uns verraten, ob unser Gegenüber lügt, oder die Wahrheit sagt. Bei jeder richtigen Einschätzung gibt es dann Erfahrungspunkte, die uns neue Intuitionspunkte bieten, mit der wir eine potentielle Einschätzung vorab aufdecken können, oder die Indizien am Tatort anzeigen lassen können. Spannender ist es aber natürlich, wenn wir uns auf unseren eigenen Instinkt verlassen und den Tatort lieber eigenhändig absuchen – so behält das Spiel seinen Realismus und auch einen gewissen Reiz.

    Multi-Threaded-Rendering mit Problemen
    Schade ist allerdings, dass die Grafik ansonsten nicht so perfekt ausgefallen ist. Denn was uns bei den Gesichtsanimationen sehr detailliert präsentiert wird, fehlt uns meist an allen anderen Stellen des Spiels. Verglichen mit „GTA4“ oder auch anderen aktuellen Titeln sieht „L.A. Noire“ schließlich sehr altbacken aus und kann mit heutigen Grafikengines einfach nicht mehr ganz mithalten. Trotz einer umfangreich nachgebauten Großstadt, sind die Texturen oft zu matschig und die Grafik auch nicht gerade fotorealistisch ausgefallen. Dafür kann allerdings das detaillierte Tagesleben der Stadt einen guten Eindruck hinterlassen, sodass Häuser von allen Seiten hübsch anzusehen sind, die Oberleitungen der Straßenbahn atmosphärisch im Sonnenuntergang schimmern und selbst die Busfahrer ihrem realen Tagesablauf nachgehen. Problematisch wird das Ganze aber vor allem aus technischer Sicht, denn das Spiel hat leider einige starke Performanceprobleme mit seiner Engine. So sorgt das standardmäßig eingestellte „Multi-Threaded-Rendering“ für extreme Ruckler bis hin zur Unspielbarkeit, obwohl entsprechende High-End-Rechner durchaus in der Lage sein sollten, eine derartige Grafik problemlos darzustellen. Trotz schlechterer Optik ist die Performance also noch weit schlechter, als seinerzeit bei „GTA4“. Doch immerhin gibt es auch eine Lösung: Durch das Hinzufügen des Kürzels „-str“ in den Optionen kann das Spiel auf Single-Threaded-Rendering umgestellt werden und prompt läuft „L.A. Noire“ auch auf langsameren Systemen ruckelfrei. Selbst die Grafik sieht mit dieser Einstellung nahezu identisch aus und der Spieler muss – abgesehen vom Anti-Aliasing – mit keinerlei Einschränkung leben. Lediglich die Verwendung eines speziellen Mausscripts muss dafür sorgen, dass der Mauszeiger während des Spiels nicht ständig zu sehen ist, da das Game bei Verwendung von Single-Threaded-Rendering mit einem Mausbug zu kämpfen hat.

    Anmerkung der Redaktion: Seit kurzem erschien ein Patch, der die Performanceprobleme behebt. Die Option zur Verwendung des Single-Threaded-Renderers wurde hiermit zu den Einstellungen des Game Launchers hinzugefügt und auch der Mauszeiger-Bug wurde behoben. Der Patch kann ab sofort via Steam heruntergeladen werden.

    L.A. Noire Screenshot

    O-Ton erwünscht
    Abstriche muss der Spieler unterdessen auch beim Sound machen, denn Rockstar Games hat sich nicht etwa die Mühe gemacht, das Spiel auch tatsächlich für den deutschen Markt zu synchronisieren. So müssen wir uns leider damit abfinden, dass sämtliche Protagonisten des Spiels jederzeit englisch sprechen und angesichts der Mimikerkennung auch zumindest gewisse Englischkenntnisse beim Spieler vorhanden sein sollten – schließlich gestaltet es sich etwas schwierig, die Figur anzuschauen und gleichzeitig die deutschen Untertitel zu lesen. Letztere gibt es übrigens immerhin, sodass es auch deutschen Spielern möglich sein sollte, dieses Spiel ohne Probleme zu spielen und zu verfolgen, zumal die Untertitel auch recht professionell und korrekt ausgefallen sind. Ein kleines Schmankerl außerdem: Die deutschstämmigen Protagonisten des Spiels lassen auch ohne Synchronisation in seltenen Fällen einmal einen deutschen Satz von sich. So macht es doch zumindest gute Laune, von einer deutschen Frau plötzlich in einem englischen Spiel „Auf Wiedersehen“ zu hören, wenn man am wenigsten damit rechnet. Von eigentlich englischen Sprechern gesprochen, birgt dies gewisse Sympathien beim Spieler und klingt obendrein auch noch richtig gut.

    Job und Familie unter einen Hut kriegen
    Schade ist unterdessen, dass wir von unserer Spielfigur Cole Phelbs zwar beruflich und charakterlich einiges erfahren, doch über sein Familienleben oft nur Rätsel raten können. Sein eigenes Zuhause können wir schließlich nie eigenständig betreten und auch Freizeitaktivitäten sehen wir lediglich in vereinzelten Zwischensequenzen. Da hat man sich also nicht an das große Vorbild gehalten und anders, als in „GTA“ keinerlei spielbare Freundschaften in das Spiel eingebaut. Dennoch wird ersichtlich, wie sich Phelbs mit seinen Kollegen anfreundet und im späteren Verlauf erfahren wir sogar brisante Details über sein Privat- und Familienleben. Denn aus dem überragenden Ermittler wird plötzlich ein verletzlicher Familienvater mit zwei Kindern und einer zum Scheitern verurteilten Ehe. Damit erhält „L.A. Noire“ viel Tiefgang und einen würdigen Showdown, der viel Emotionalität mitbringt und auch einen melancholischen Touch beinhaltet. Zudem erfahren wir einiges über Coles Militärvergangenheit und seinen Einsatz im Kriegsgebiet, womit Cole Phelbs wohl zu eine der interessantesten Spielfiguren des Spielgeschichte wird. Eines kann man also sagen: Von der Charakterzeichnung können sich manche Entwickler mit Spielen, bestehend aus namenlosen Protagonisten, noch eine große Scheibe abschneiden.

    L.A. Noire Screenshot

    Zurück in die Vergangenheit
    Das alles verpackt im 40er Jahre-Stil hat natürlich auch einen gewissen Reiz und bietet viel Charme. Zu sehen, wie die alten amerikanischen Autos durch die düsteren Straßen von Los Angeles ziehen, während die Ermittler im klassischen Anzug mit Hut zum Tatort reisen und an der nächsten Straßenecke noch mit ganz alten Zapfsäulen die Cadillacs betankt werden, erzeugt schnell Sympathien und sorgt einmal für ein ganz außergewöhnlichen Open-World-Erlebnis. So haben wir eine offene, freie Welt schließlich noch nicht sehr oft gesehen und können auch einmal jenseits der Anti-Nazi-Kampagne von „The Saboteur“ in die Vergangenheit eindringen. Fans von Nostalgie werden hier also ihre Freude haben und dank Schwarz-Weiß-Zwischensequenzen sogar an die alten Filme erinnert. So macht das Erleben einer guten Story auch trotz technischer Probleme eine Menge Spaß.

    Fazit:
    Zwar kämpft „L.A. Noire“ mit einigen technischen Problemen und Performanceeinbrüchen, kann aber dennoch eine spannende Ermittlungsstory um einen jungen und sympathischen LAPD-Detective abliefern. Mit einer offenen Welt, gelungenen Charakterzeichnungen und einer herausragenden Gesichtsanimation wurde so ein realistisches Los Angeles geschaffen, in dem organisiertes Verbrechen und Korruption aufeinander treffen.