Kritik:
Ein Spiel, das kaum jemand kennt und doch bereits in der umfangreicheren Extended Edition veröffentlicht wurde: „Hard Reset“. Der Ego-Shooter, der einst von einem Indie-Entwickler geschaffen wurde, hat längst eine gewisse Fanbase erlangen können, insbesondere unter den Anhänger der ganz klassischen rasanten Brachial-Shooter. Im „Blade Runner“-Stil dürfen wir hier also gegen ganze Horden von Gegner antreten und müssen dabei im Alleingang durch eine fremde Welt schreiten. Keine leichte Aufgabe.
Einsamkeit der Zukunft
Der erste Eindruck ist dabei sogar verdammt gut, scheint das Spielkonzept doch gut durchdacht. Wir stehen einsam und allein in einer beeindruckenden futuristischen, aber auch heruntergekommen Welt da und wissen nicht so recht, was auf uns wartet. Mitspieler gibt es ebenso wenig, wie andere Charaktere, die diese Stadt bewohnen und doch stehen wir in stetigem Kontakt zu unseren Kommandanten. Denen ist schließlich alles daran gelegen, die Invasion der Roboter niederzuschlagen und die Stadt zu verteidigen. Schnell stellen wir fest, dass wir zwar nur zwei Waffen verwenden können, aber weit mehr Objekte eine Rolle spielen, als diese beiden Knarren. Wichtig ist nach dem Spielprinzip vor allem, dass wir auf explosive Fässer achten und elektronische Schaltteile schießen, die überwältigende Blitze um sich schleudern und damit die Roboter außer Gefecht setzen. Auf die sind wir nämlich sehr angewiesen, denn nur allein mit der Feuerkraft werden wir die enormen Mengen an Gegnern kaum bewältigen können. Doch auch der Entdeckerdrang soll in dieser technisch hochwertigen Welt sofort auf seine Kosten kommen.
Nur ein Weg führt ans Ziel
Schade ist dabei allerdings, dass die Story recht knapp erklärt ist und wir auch keinerlei anderen menschlichen Figuren begegnen. So wirkt die Stadt doch erschreckend unlebendig und wir fühlen uns eher in einer mechanischen, denn menschlichen Welt – was vermutlich auch so gewollt ist. Leider haben wir kaum Bezugspunkte, durch die diese Sci-Fi-Geschichte uns tatsächlich mitreißen könnte – einziger Unterhaltungsfaktor sind tatsächlich die heftigen Feuergefechte. Die finden übrigens stets in linearen Schlauchlevels statt, die uns kaum Bewegungsfreiheit bieten. Dennoch mag das Dauergeballer auch seinen Spaß machen, da wir kaum Verschnaufpausen haben, „Hard Reset“ zudem ein enormes Tempo entwickelt und wir quasi stets im Rückwärtsgang den Gegnern ausweichen. Keine leichte Aufgabe, wie sich bald herausstellen wird.
Noch mehr Gegner…
„Hard Reset“ macht nämlich keinen Hehl daraus, dass sich das Spiel an Shooter-Veteranen der ganz alten Schule richtet. Anfänger sind hier schlichtweg überfordert und das selbst auf niedrigstem Schwierigkeitsgrad. Denn wer in Ego-Shootern keine Übung hat, wird es nur schwerlich überhaupt über das zweite Level hinaus schaffen. Der Schwierigkeitsgrad liegt schließlich schon von Beginn an recht weit oben – und wird im Laufe der Spielzeit immer schwerer. Eindeutig steht fest: Das Spiel ist ein knüppelschwerer Brocken, der sich eindeutig an jene Anti-Casual-Gamer richtet, denen die meisten aktuellen Shooter einfach zu schwer ist. Eine derart hohe Schwierigkeit haben wir wohl seit den 90ern nicht mehr wirklich erlebt. Doch alles hat seine Gründe, denn auch die Schwere des Spiels hat einen gewissen Ursprung. Das mag einerseits an den Unmengen an Gegner liegen, die oftmals mit zwanzig oder dreißig Robotern verschiedener Größe gleichzeitig auf uns zu stürmen. Ohne die nötige Schnelligkeit sind wir schnell völlig überfordert und werden den Gegnermengen kaum stand halten. Darüber hinaus bleibt das Problem, dass die Schauplätze stets sehr eng sind und wir daher auch nur geringfügige Ausweichmöglichkeiten haben. Beim Rückwärtsgang geschieht es umso schneller, dass wir plötzlich an einer Wand oder Ecke hinter uns stecken bleiben und das kann unter Umständen schon unser Todesurteil bedeuten. Gestorben wird hier schnell – zu schnell.
Kugeln vs. Energie
Nun mag sich vielen Spielern womöglich die Frage stellen, wie „Hard Reset“ angesichts dieses Frustfaktors auch mit einem so eingeschränkten Waffenarsenal noch Spaß machen kann. Immerhin ist unsere Ausrüstung auf zwei Waffen, eine davon mit herkömmlichen Kugelgeschossen, das andere mit Energiestößen, beschränkt. Dafür bieten sich allerdings umfangreiche Upgrademöglichkeiten an, die neben Granatwerfern, Plasmakugeln und anderen Spielereien irgendwann zu einer knallharten Bewaffnung werden, mit der wir nicht nur hohe Feuerkraft haben, sondern auch noch unsere Gegner auf verschiedenste Arten besiegen können. Der Langzeitspaß bleibt also vorhanden, solange uns der Schwierigkeitsgrad nicht vorzeitig an unsere Grenzen führt.
Bombastische Cyberpunk-Zukunft
Den besten Eindruck kann „Hard Reset“ aber vor allem grafisch hinterlassen, auch und gerade weil es sich um einen Indie-Titel handelt. Immerhin schafft es Entwickler Flying Wild Hog eine Top-Grafik abzuliefern, die sich vor Referenztiteln kaum verstecken muss. Sehr scharf fallen da die Texturen aus, futuristische Gebäude bieten einen hohen Detailgrad und eine tolle Weitsicht, sofern die Umgebung uns dazu die Möglichkeit bietet und auch die Robotermodelle können sich jederzeit sehen lassen, obwohl sich dessen Anzahl verschiedener Modelle etwas in Grenzen hält. Doch auch die Kantenglättung macht eine gute Arbeit und lässt Treppeneffekte fast gänzlich verschwinden – und das ohne allzu hohe Hardwareanforderungen. Daran kann sich mancher kommerzieller Entwickler also durchaus eine Scheibe abschneiden. Klassische Shooter-Fans dürfen also gern zugreifen.
Fazit:
Hardcore-Shooter für Profis: „Hard Reset“ macht zwar mit seinem rasanten Tempo, den großen Gegnerhorden und der beeindruckenden Grafik auf lange Sicht Spaß, könnte aber den ein oder anderen unerfahrenen Spieler schnell an seine Grenzen führen, denn der Ego-Shooter ist selbst auf niedrigem Schwierigkeitsgrad knüppelschwer.