Kritik:
Merkwürdig anmuten dürfte wohl die Story um Point Man und seinem Bruder im Kampf gegen das unheimliche Geistermädchen, das uns bereits zum dritten Mal in Angst und Schrecken versetzen soll. Nachdem die Geschichte nun bereits komplexe und teils unverständliche Züge angenommen hat und ein „Project Origin“ hervorbrachte, das kaum in die eigentliche Handlung zu passen schien, will der dritte Teil offensichtlich den Spieler nun gänzlich verwirren. Zumindest gelingt dies dem Spiel recht gut, denn selbst eingefleischte Fans der Reihe stehen hier und da schon einmal vor einem Rätsel. Neueinsteiger sind unterdessen völlig überfordert mit der Situation und verstehen aller Wahrscheinlichkeit nur Bahnhof. In diesem Sinne: Die Hoffnung liegt also bei den Grusel- und Actionmomenten.
Schön wäre es jedenfalls gewesen, wenn „F3AR“ auch nur ansatzweise an die beiden Vorgänger, insbesondere aber an den ersten Teil hätte heran kommen können. Seinerzeit galt „F.E.A.R“ schließlich neben „Doom 3“ als Vorreiter in Sachen Horror-Shooter. Die packenden Effekte, die völlig überraschend und schockierend auftauchten, um damit den Spieler zusammenzucken zu lassen, suchten seinesgleichen und erinnerten stark an die bekannten Vertreter des beliebten J-Horror-Genres. Von Grusel ist hier allerdings keine Spur mehr, da die Inszenierung des Geistermädchens nicht annähernd an das knapp sechs Jahre alte Spiel heran kommt. Da kann auch das neue Gemetzel gegen zahlreiche Zombies, das uns stellenweise eher an „Left 4 Dead“ erinnert, nicht viel dran ändern. Immerhin: Die Actionszenen können gelegentlich punkten.
Insgesamt können wir „F3AR“ also eher als einen soliden und geradlinigen Ego-Shooter bezeichnen, an dem die Horrormomente ein wenig vorbeigelaufen sind. Doch immerhin schaffen es die Actionszenen teilweise, den Spieler doch noch zu begeistern. Obwohl die sehr linearen Level ohne optionale Wegmöglichkeiten zwar bei weitem nicht an manch andere Spielehits heran kommen, bieten sie doch eine gewisse Abwechslung und gelungene Spannung. Sowohl die Schießereien in den Häuserschluchten, als auch die etwas weitläufigeren Kämpfe im späteren Teils des Spiels können für die nötige Spannung sorgen und den Spieler immer wieder in die Enge treiben. Dafür kann allerdings auch die herausragende KI sorgen, die letztendlich zum Hauptqualitätsmerkmal des Spiels geworden ist und als einziges Merkmal an die Vorgänger anknüpfen kann. Auch in „F3AR“ sind die Gegner nämlich derart intelligent, dass sie geschickt alle möglichen Deckungen nutzen und den Spieler bei Gelegenheit sogar von der Seite flankieren. Lediglich das zu enge und schlauchartige Leveldesign behindert die Gegner gelegentlich, sich vollständig zu entfalten und die Umgebung auch mit ihren Fähigkeiten nutzen zu können.
Und das wir gerade schon einmal beim Leveldesign sind, müssen wir doch klar sagen, dass dieses definitiv nicht perfekt ausgefallen ist. Zwar können Häuserschluchten, Spielplätze und diverse Räumlichkeiten durchaus für Atmosphäre sorgen und bieten gekonnt platzierte Deckungen, doch insgesamt kommt ein wenig der Wiederverwertungseffekt auf, der es uns teilweise unmöglich macht, die Level auch tatsächlich nachzuvollziehen. Manche Räume sehen einfach schlicht gleich aus und so manches Mal stellt sich der Spieler die Frage, was sich die Architekten wohl bei der Anordnung der Räume gedacht haben. Auch in diesem Punkt kann der dritte Teil kaum mit seinem Vorzeige-Vorgänger mithalten. Hoffnung geben dann lediglich einige gruselige Räume, die mit ihren blutbeschmierten Wänden und der gruseligen Musik viel Atmosphäre aufbauen können und uns sogar an das Geisterhaus aus „Vampire: Bloodlines“ erinnern kann. Leider sind solche Momente recht rar und enden bald doch wieder in reinen Schießereien.
Ähnliches gilt unterdessen auch für die Grafik, denn auch die sieht stellenweise kaum besser aus, als der erste Teil der „F.E.A.R.“-Reihe. Insbesondere die Texturen wirken hier einfach oftmals viel zu schwammig und matschig, was nicht immer eine Freude für die Augen darstellt. Zudem entwickelt sich in den ersten Levels offenbar eine gewisse Unschärfe, die sich als grauen Schleier bemerkbar macht und ebenfalls zeigt, dass die Grafik des Spiels eindeutig nicht mit heutigen Maßstäben mithalten kann. Das ist schade, denn auch in Sachen Grafik galt der Vorgänger seinerzeit als Referenztitel. Immerhin: Bei den Lichteffekten tauchen dann erstmals hohe Qualitäten auf, denn der Einsatz von Taschenlampen und vor allem die Sonnen- und Schatteneffekte wirken sehr stimmungsvoll und bauen Atmosphäre auf, die uns motivieren kann.
Nun fragen sich viele Spieler sicherlich, ob denn wenigstens der Multiplayer-Modus da noch etwas reißen kann. Zumindest können wir hierbei ein wenig Entwarnung geben, denn „F3AR“ punktet mit einer recht großen Vielfalt an verschiedenen Multiplayer-Modi, die uns allesamt durchaus mitreißen können. Angefangen beim gelungenen Koop-Modus, bei dem Fettel und Point Man gemeinsam gegen Armacham antreten muss, über diverse spaßige Seelen-Modi, bei denen wir die Seelen und Körper anderer Menschen „einfangen“ müssen. Leider müssen wir dann allerdings ernüchtern feststellen, dass einige Modi auf Grund ihrer kleinen Level und der geringen Anzahl an erlaubten Mitspielern recht kurz motivieren und der Koop-Modus mangels verfügbarer Mitspieler oftmals ins Wasser fällt. Selbst der beste Koop-Modus bringt eben nichts, wenn sich keine Spieler finden. Um es anders auszudrücken: „F3AR“ schwächelt – bis auf die KI – in allen Punkten, sofern wir ihn mit den qualitativen Vorgängern vergleichen. Dennoch können wir die Bewertung des Titels gerade noch im Mittelfeld ansiedeln. Spaß macht das jedenfalls nur bedingt und verwöhnte „F.E.A.R.“-Spieler werden wohl enttäuscht in die Röhre schauen.
Fazit:
Ein Horror-Shooter, der uns erschaudern lässt: Nicht etwa mit seinen Horror- und Gruselmomenten, sondern eher mit der schlechten Grafik, dem schlauchartigen Leveldesign und der geringen Langzeitmotivation. Lediglich die KI kann punkten und mit seinen sehr qualitativen Vorgängern mithalten, in dem sie intelligent Deckungen nutzt und den Spieler flankiert. Das allein wird dem Titel „FEAR“ allerdings keinesfalls gerecht.