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  • Game-Review: Cities in Motion 2

    Cities in Motion 2

    Die Busse kommen regelmäßig zu spät, die U-Bahnen sind hoffnungslos überfüllt und die Straßenbahnen haben nicht selten einen technischen Defekt. Anders formuliert: Alle hassen die öffentlichen Verkehrsmittel. Doch während sich die meisten Bus- und Bahnunternehmen eher schwer damit tun, ihre Kunden zufrieden zu stellen, bekommen wir als Spieler in „Cities in Motion 2“ nun die Gelegenheit, alles ein wenig besser zu machen. Hier gilt es möglichst jeden an seinen Zielort zu bringen, den privaten Autoverkehr stark zu reduzieren und zugleich auch noch die Kunden zufrieden zu stellen – insbesondere letzteres ist nicht immer eine leichte Aufgabe, was wir schnell an unseren finanziellen Einnahmen zu spüren bekommen. Ein Busunternehmen ist eben keine leichte Herausforderung…

    Kritik:
    Lange Zeit war es recht still und einsam um das berühmte klassische Genre der Wirtschaftssimulationen. Bis auf den ersten Teil der „Cities in Motion“-Reihe und vor einiger Zeit auch das weniger qualitative „SimCity“ sind derartige Spiele mittlerweile eindeutig Mangelware. Nun allerdings dürfen wir ganz im Stil des Wirtschaftssimulationsklassikers „Verkehrsgigant“ ein eigenes Verkehrsunternehmen aufbauen und setzen dabei den Fokus eindeutig auf den öffentlichen Personennahverkehr. Dabei liegt es an uns, zu kalkulieren, ob wir lieber Bus, Straßenbahn, U-Bahn, O-Busse oder Wassertaxen anbieten – richtige Züge gibt es dabei ebenso wenig, wie fliegende Verkehrsmittel. Trotzdem kann „Cities in Motion 2“ motivieren.

    Cities in Motion 2 - Screenshot

    Busunternehmen braucht Geduld
    Da hat sogar die Spielzeit im Vergleich zu anderen Vollpreistiteln einen ganz ordentlichen Umfang. In einer etwa 35 Stunden umfassenden Singleplayer-Kampagne aus zwölf verschiedenen Szenarien auf fünf wiederholend verwendeten Karten dürfen wir da unser Unternehmen aufbauen. Das Tolle daran: Frühere Erfolge werden in späteren Szenarien oft fortgesetzt, sodass wir ein wirklich gigantisches Streckennetz aus hunderten Linien und Fahrzeugen aufbauen können – solange, bis es absolut unübersichtlich wird. Der Nachteil daran: Die Karten haben allesamt wenig Abwechslung und auf verschiedene Zeitepochen, die wir aus dem ersten Teil kennen, müssen wir nun ebenfalls gänzlich verzichten. Schade zudem, dass die Städte auch ansonsten eher leblos erscheinen.

    Fast schon zu sauber…
    In „Cities in Motion 2“ hat schließlich alles irgendwie seinen fast schon unrealistisch geregelten Alltag. Die Menschen gehen zu Fuß über die Straße oder fahren mit ihrem Auto, um zu Arbeit, Einkauf oder Freizeitangeboten zu gelangen und haben dabei einen offensichtlich genau vorgegebenen Tagesablauf. Hierbei wurde zwar selbst Schichtarbeit einprogrammiert, sodass die Auslastung unserer Verkehrsmittel je nach Zeitraum völlig unterschiedlich ausfällt, doch zufällige Ereignisse suchen wir vergebens. Niemand beschließt einfach spontan, einen anderen Tagesablauf einzuschlagen, Freizeitangebote und Stadien sind selbst am Wochenende leer und irgendwelche Straftaten werden offensichtlich auch nicht begangen. Es gibt also abgesehen von Stau auf der Straße keinen wirklichen Grund für ein Behindern unserer Verkehrswege – schade, hätte dies das Spiel sicherlich noch spannender gemacht.

    Cities in Motion 2 - Screenshot

    Schwierige Kunden
    Da bringt es uns dann auch nicht allzu viel, die Fahrpläne individuell gestalten zu können – obwohl zumindest der Fahrplantakt unserer Busse gewisse Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Kunden hat. Je häufiger ein Bus fährt und je weniger überfüllt das Fahrzeug dementsprechend ist, desto lieber fahren die Fahrgäste auch mit unseren Verkehrsmitteln. Bei Unzufriedenheit können gar die Kunden gänzlich ausbleiben. Bis es soweit ist, müssen wir uns allerdings mit eher fummeligen und komplizierten Streckenbaumaßnahmen begnügen, denn die sind wirklich nicht immer leicht umzusetzen.

    Cities in Motion 2 - Screenshot

    Linienbau für Geduldige
    Während der Bau von Bushaltestellen und das Verlegen der entsprechenden Linien noch relativ einfach verlaufen, bekommen wir den ersten Frust spätestens beim Bau von unterirdischen U-Bahn-Strecken. Die nämlich können weder in einem Boden aus zu viel Grundwasser verlegt werden, noch einfach so in die richtige Höhe gebracht. Noch schlimmer: Beim Verlegen von Kurven müssen wir ziemlich genau aufpassen, denn werden die Kurven einmal zu scharf, werden unsere Schienen glatt abgerissen und eine Verbindung zur nächsten Haltestelle ist nicht mehr gewährleistet. Ganz zu schweigen davon, dass die U-Bahnen offensichtlich nicht rückwärts fahren können, sodass zwei Depots zwingend erforderlich sind. Die Kosten treibt das natürlich entsprechend in die Höhe.

    Nichts links, nicht rechts – auf dem Wasser nur geradeaus
    Beim Bau von O-Bus-Oberleitungen und Straßenbahnschienen ist es dann zwar nicht ganz so knifflig, benötigt aber ebenfalls zu Beginn ein wenig Übung. Da muss schließlich die Spur der Straße genau getroffen werden, auf Einbahnstraßen geachtet werden und unbedingt eine Verbindung zur restlichen Strecke bestehen. Ansonsten geht dies allerdings deutlich einfacher zugange. Etwas weniger intelligent hingegen wiederum der Bau von Wassertaxi-Linien, denn die finden den Weg scheinbar nicht selbst. Sobald unsere Strecke zwischen zwei Anlegestellen von einem Stück Land blockiert wird, müssen wir Wegpunkte manuell verlegen und können uns eben nicht darauf verlassen, dass unsere Wassertaxen den entsprechenden Weg selbst finden. Ganz zu schweigen davon, dass wir störende Objekte, wie Straßen, sowie andere Linien und Haltestellen nicht ausblenden können. Bei hoher Netzabdeckung wird der stets angezeigte Einzugsgebietsradius der Haltestellen recht störend und unübersichtlich, sodass es beinahe kaum mehr möglich ist, präzise Haltestellen aufzustellen. Echte Fans von Wirtschaftssimulationen können darüber allerdings sicher noch hinweg sehen.

    Cities in Motion 2 - Screenshot

    Stärken bei Wirtschaftssimulation
    Bei der technischen Seite macht „Cities in Motion 2“ wiederum alles richtig, denn die Simulation der Wirtschaft funktioniert hier deutlich besser und realistischer, als in Konkurrenzspielen. Das Einzugsgebiet, der Zielort, die Zufriedenheit, Tarife, Löhne und vieles mehr haben direkten Einfluss auf die Entwicklung unserer Finanzen, unseres Erfolgs und vieles mehr – und das meiste davon ist auch direkt nachvollziehbar. Zwar müssen wir mangels wirklich brauchbarem Tutorial viele Dinge erst einmal selbst herausfinden, doch erklärt sich das Wesentliche vor allem für Wirtschaftssimulationsfans schnell von selbst. Bei der Realisierung von möglichen Umsteigeplätzen hält man sich allerdings nicht ganz an die Realität, denn hier reichen bereits weitere Haltestellen im direkten Umkreis aus, um die Passagiere zum Umsteigen zu bewegen – mehrere Linien müssen also nicht direkt an der gleichen Haltestelle halten. Der Kern wurde aber somit mehr als zufriedenstellend umgesetzt – und sorgt dafür, dass uns „Cities in Motion 2“ auch nach 35 Stunden nicht langweilig wird. Das ist sicherlich das wichtigste Qualitätskriterium für ein Spiel, haben zahlreiche teurere Konkurrenzprodukte schließlich eine wesentlich kürzere Spielzeit.

    Cities in Motion 2 - Screenshot

    Sofort-Gewinn für Turbo-Bauer
    In gewisser Weise darf man „Cities in Motion 2“ – zumindest teilweise – auch als Städtebausimulation betrachten. Immerhin können wir direkten Einfluss auf die Stadtentwicklung nehmen, in dem wir selbst kleine oder große Straßen, Fußgängerzonen und Sehenswürdigkeiten bauen, die wiederum mehr Einwohner in die Stadt bringen. Sorgen wir dann auch noch für eine umfangreiche ÖPNV-Anbindung, so wird sich die Bevölkerungsgruppe entsprechend verändern und anpassen. Spätestens beim Gebäudebau, der hier praktisch gänzlich fehlt, erkennen wir jedoch, welchen Fokus das Spiel ganz eindeutig hat. Für manche Szenarien ist es allerdings zwingend nötig, die Einwohnerzahl deutlich zu erhöhen – ob durch Straßenbau, oder durch Kundenzufriedenheit und Netzabdeckung. Hier kommt allerdings ein kleines Balanceproblem ins Spiel, denn Firmenwert und Netzabdeckung sind deutlich leichter zu erhöhen, als die Einwohnerzahl, jedoch ist die Zielreihenfolge in den Szenarien nicht immer gut gewählt. So kann es passieren, dass wir in einem frühen Szenario die Einwohnerzahl erhöhen müssen, hierbei jedoch zugleich für eine hohe Netzabdeckung und einen hohen Firmenwert sorgen – und somit ein späteres Szenario bereits zu Beginn gewinnen. Da sollte Paradox die Reihenfolge der Zielbedingungen noch einmal überdenken.

    Langzeitmotivation zum halben Preis
    Echte Probleme kommen damit allerdings nicht auf, denn auch so gibt es noch genügend Szenarien, die mit einer Spielzeit von einer bis vier Stunden lange Zeit viel Spaß bieten. Somit ist „Cities in Motion 2“ auch kein Spiel für Casual-Gamer, die nur kurz für eine halbe Stunde in Spiel einsteigen wollen. Mehrere Stunden Zeit sollten eingeplant werden, da sonst das Spiel ungünstig unterbrochen werden müsste. Mit einer Gesamtzeit von 35 Stunden nur für die Kampagne und zahlreichen weiteren Stunden im Sandbox-Modus können wir uns aber ziemlich lange mit der Simulation beschäftigen und finden eines der motivierendsten Spiele der letzten Monate, zumal das Spiel für die Hälfte eines Vollpreistitels erhältlich ist. Leider könnte die Spielzeit noch länger sein, gäbe es da nicht ein kleines Problem…

    Cities in Motion 2 - Screenshot

    Einsamkeit auf der Landkarte
    Das Problemkind des Spiels ist nämlich eindeutig der Multiplayer-Modus, der hier erstmals enthalten ist und für dieses Genre generell eine Premiere sein dürfte. Hier dürfen wir zwar wahlweise im Wettbewerb oder im Coop-Modus gegen zwei bis vier Spieler antreten – diese jedoch erst einmal zu finden, wird zu einem Ding der Unmöglichkeit. Tatsächlich ist es so, dass wir über die gewöhnliche Ingame-Matchsuche eindeutig keinerlei andere Mitspieler antreffen können und so gezwungen sind, manuell nach Mitspielern zu suchen. Hat man also keine Lust, wildfremde Menschen in Foren zu einer Mehrspielerpartie zu überreden, sollten wir unbedingt ein paar eigene Freunde haben, die ebenfalls begeistert von diesem Spiel sind. Ansonsten sollte der Multiplayer-Modus eindeutig kein Grund sein, dieses Spiel zu erwerben, denn wer nicht im Singleplayer spielen mag, wird mit „Cities in Motion 2“ schnell enttäuscht. Der ist dafür aber eben entsprechend umfangreich.

    Cities in Motion 2 - Screenshot

    Nachschub aus dem Workshop
    Immerhin dürfen wir uns aber dennoch mit anderen Spielern austauschen, denn „Cities in Motion 2“ ist mit dem Steam-Workshop kompatibel. So gibt es zwar einerseits einen Zwang, Steam auf dem Computer zu installieren, kann andererseits aber auch Karten- und Regelmaterial von anderen Spielern herunterladen. Dank des intelligenten Editors sind wir schließlich in der Lage, ganz eigene spannende Karten zu erstellen und für unsere Partien zu nutzen. So sind jetzt bereits diverse kreative Karten verfügbar und selbst einige Nachbauten der „Grand Theft Auto“-Karten sind online vorzufinden. Passen uns darüber hinaus die Regeln nicht, so können wir diese – zumindest für den Sandbox-Modus – jederzeit ändern und anpassen. In der Kampagne jedoch müssen wir mit den vorgegebenen Bedingungen spielen, was zugleich aber auch eine zusätzliche Herausforderung darstellt. So müssen wir unseren Kopf immerhin ein wenig anstrengen.

    Fazit:
    Freunde von Wirtschaftssimulationen, wie der „Verkehrsgigant“ werden an „Cities in Motion 2“ besonders viel Spaß haben und eine enorm hohe Langzeitmotivation vorfinden. Man sollte allerdings mit Kompromissen bei der Grafik und der Benutzerfreundlichkeit leben können.