Kritik:
Bereits seit dem Jahre 1995 sind zahlreiche Brettspiel-Freunde vom einstigen Spiel des Jahres begeistert. Fast jeder zweite Deutsche kennt: „Die Siedler von Catan“. In der packenden „Schlacht“ um Rohstoffe und Städteerweiterungen finden wir mittlerweile ein ganzes Catan-Universum, bis hin zu einer Star Trek-Variante. Nun dürften die Spieler endlich auch auf dem heimischen Computer antreten und dabei spannende Szenarien erleben.
Virtuelles Brettspiel
Die Creator’s Edition zum berühmten Brettspiel hält sich dabei ganz klassisch an die originalen Regeln. Mittels Würfel werden Rohstoffe abgebaut, Städte erweitert und Straßen gebaut, sowie Karten gezogen. Dabei gilt es wie immer, die meisten Siegpunkte zu erlangen, die es für Städte, die längste Handelsroute, die stärkste Rittermacht oder Siegpunktkarten gibt und mit abhängig vom Szenario variablen Siegpunkten den Gewinn einzufahren. Kennt man die Regeln des Brettspiels bereits, dürfte der Einstieg in das PC-Spiel nicht allzu schwer fallen und rein intuitiv gelingen. Für Neulinge allerdings bietet sich nicht etwa ein spielbares Tutorial, sondern schlicht sehr viel Text zum Lesen. Das ist nicht optimal, zumal bereits zwei Erweiterungen enthalten sind.
Neue Inseln entdecken
So können wir uns nicht nur an ein Standard-Szenario wagen, sondern auch mittels „Seefahrer“ und „Städte und Ritter“-Erweiterungen auf spannende Entdeckungstour gehen. Statt ausschließlich Straßen können so schließlich auch Schiffe gebaut werden, um auf fremde Inseln zu gelangen und zusätzliche Rohstoffe oder gar Siegpunkte einzufahren. Die dritte Erweiterung „Händler und Barbaren“ fehlt allerdings vollständig, dafür wurden die ersten beiden umso besser umgesetzt. Spannend: Mit zusätzlichen Neuerungen, die in der Brettspielvariante so nicht enthalten sind, können wir mit der Schatzsuche auch Zufallsereignisse erhalten, oder im klassischen „Kriegsnebel“ in völlig unbekanntes Gebiet vordringen. Das erhöht die Spannung umso mehr und macht das Brettspiel noch ein wenig interessanter.
Bugs auf dem Feld
Bei der technischen Umsetzung hapert es dann aber leider doch. So hat die Creator’s Edition von „Catan“ immer wieder mit gelegentlichen Bugs und Programmierfehlern zu kämpfen, was insbesondere zu kleineren Mogeleien im Handelssystem führt. Rohstoffe werden in Einzelfällen nicht immer korrekt ausgetauscht, wodurch die Brettspielvariante wohl für die meisten Spieler vorzuziehen ist. Zusätzlich kommt es ab Szenario 16 der Seefahrer-Kampagne immer wieder zu unerklärbaren Abstürzen, wodurch das Spiel für so manchen praktisch unspielbar wird. Die Tatsache, dass die Performance ebenso trotz eher geringem Programmieraufwand zunehmend abnimmt und es auch bei geringer Hardwareauslastung zu regelmäßigen Framerateeinbrüchen kommt, ist technisch gesehen nicht hinnehmbar. Hier benötigt es eindeutig weitere Patches, welche die schwerwiegendsten Fehler beheben. In dieser Hinsicht ist „Catan“ ausschließlich für jene Spieler empfehlenswert, die keine realen Mitspieler auftreiben können und dennoch in den Genuss des Spiels kommen.
Unschön, aber zweckmäßig
Bei der Grafik kann man darüber hinaus ebenso nicht gerade punkten, was die Performanceprobleme umso enttäuschender macht. Im Vergleich zu aktuellen Referenztiteln sind vor allem die Animationen der Spielfiguren eindeutig um Jahre veraltet ausgefallen und überzeugen nicht gerade mit einem hohen Detailgrad. Doch auch bei Landschaftsanimationen und Wasserreflexionen vermissen wir doch so einige Details und werden optisch nun wirklich nicht vom Hocker gehauen. Der Vorteil: Die Grafik ist für eine Brettspielumsetzung durchaus zweckmäßig und sorgt dafür, dass die virtuelle Variante ebenso übersichtlich bleibt, wie das originale Brettspiel. Hier findet man sich somit schnell zurecht.
Fordernde Intelligenz
Etwas bessere Ergebnisse liefert „Catan“ hingegen bei der Programmierung der KI-Spieler. Diese agieren jederzeit sinnvoll und nachvollziehbar und könnten unerfahrene Spieler selbst auf leichtem Schwierigkeitsgrad bereits fordern. In den höheren Stufen dürfte es da umso häufiger passieren, dass die KI einmal eine Partie gewinnt und dem Spieler haushoch überlegen ist. Diesbezüglich macht „Catan“ also alles richtig und wird für Profi-Spieler nochmal zu einer Alternative, wenn keine ebenbürtigen Gegner für das Brettspiel aufzutreiben sind. Bei der Balance bleibt aber die Tatsache fragwürdig, dass der Würfelwurf offensichtlich nicht immer ganz so zufällig erscheint. Gewisse Zahlen werden deutlich häufiger und weniger nach dem Zufallsprinzip gewürfelt und besonders im Falle, dass der Spieler zu viele Rohstoffe besitzt, fällt die Zahl für den Räuber umso häufiger. Zufall? Wohl kaum.
Einsames Brettspiel
Eine solche KI wird allerdings auch zwingend benötigt, denn auf einen Multiplayer-Modus müssen wir aus lizenzrechtlichen Gründen leider verzichten. Nun, bedenken wir, dass dieses Spiel normalerweise mit drei oder vier Spieler gespielt wird, ist dies schon sehr schade, denn ausgerechnet bei Catan wäre ein solcher Modus umso wichtiger gewesen. So müssen jene Spieler, die gern einmal echte Gegner herausfordern möchten, eher auf playcatan.de zurückgreifen, wo der originale Spieleverlag einen eigenen Multiplayer-Modus für sein Browserspiel – gegen Gebühr – zur Verfügung stellt. Ein schwacher Trost.
Fazit:
Ein Spiel nach Originalvorlage: Auch die virtuelle PC-Spiel-Umsetzung des berühmten Brettspiels „Die Siedler von Catan“ macht süchtig und kann über viele Stunden begeistern. Diverse Bugs, Abstürze und ein fehlender Multiplayer-Modus enttäuschen jedoch.