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  • Game-Review: Bus-Simulator 2012

    Bus-Simulator 2012 Cover

    Der Alltag in Freyfurt ist ganz schön stressig. An vielen Haltestellen der Stadt warten zahlreiche Fahrgäste auf die verschiedensten Buslinien, um endlich ihr Ziel zu erreichen. Doch während die Busse in doch recht guten Takten fahren, kann das Wetter und der Verkehr sowohl Fahrern, als auch Fahrgästen ganz schön zu schaffen machen. Da erfordert es viel Können, seinen fahrbaren Untersatz sicher ans Ziel zu bringen – vor allem, wenn man auch noch einen Gelenkbus um die engen Kurven steuern muss. Doch Übung macht bekanntlich den Meister…

    Kritik:
    Beim Anblick des allseits bekannten Firmenlogos „Astragon“ und den damit in Verbindung gebrachten „Simulatoren“ sträuben sich bei manchem Spieler schon seit Jahren die Haare. Immerhin ist der Mönchengladbacher Spielepublisher, dessen Büro sich ganz in der Nähe unserer Redaktion befindet, bekannt für zahlreiche minderwertige Alltagssimulationen, die kaum die Bezeichnung „Simulator“ verdient haben. Nun jedoch hat man sich etwas qualitativere Entwickler ins Boot geholt und mit den TML Studios endlich Leute am Werk, die ihr Können bereits mit „World of Subways“ und diversen Train Simulatoren unter Beweis gestellt haben. Doch angesichts der schlechten Qualität des Vorgängers, dem „Bus-Simulator 2009“ bleibt die Skepsis vorhanden – kann Astragon also tatsächlich in die hochwertigere Liga einsteigen?

    Bus-Simulator 2012 Screenshot

    Aller Anfang ist schwer
    Dieser Eindruck mag zumindest zu Beginn noch nicht entstehen. Das liegt nicht etwa daran, dass der neue „Bus-Simulator 2012“ etwa zu schwierig wäre, oder immer noch qualitativ auf seinem Vorgängerniveau rumdümpelt, sondern viel mehr daran, dass wir kurz nach der Installation zunächst die Programmierfähigkeiten der Entwickler völlig in Frage stellen möchten. Anstatt einen reibungslosen Start zu gewährleisten, wird der Spielstart durch mehrere Fehlermeldungen behindert, die uns auf eine fehlerhafte „Side-by-Side-Konfiguration“ verweisen – und das sowohl in der Basic-Version für schwächere Rechner, als auch in der High-Version für hochwertige 64-Bit-Systeme. Erst nach aufwändigem Durchstöbern der FAQ-Bereichs der TML-Webseite, manuellem Herunterladen von acht(!) Visual C++ Runtimes und der darauf folgenden Installation waren wir überhaupt in der Lage das Spiel zu starten. Zu unserem Erstaunen allerdings auch dann nur in der „High-Version“, da die Basic-Variante unter 64-Bit-Systemen scheinbar grundsätzlich ihren Dienst verweigert. Einen guten ersten Eindruck macht das jedenfalls sicher nicht und wer nicht bereit ist, mühsam das Internet nach Problemlösungen zu durchforsten, ist mit „OMSI – der Omnibussimulator“ ohnehin besser bedient.

    Anfänger oder doch Experte?
    Hat man es dann doch endlich einmal geschafft, dieses Spiel zu starten, wird der Eindruck schon gleich viel besser. Die Menüs sind zwar alle recht mager, dafür aber sehr modern und übersichtlich ausgefallen. Hier können wir lediglich das Spiel starten, fortsetzen, oder beenden und die Steuerungs- und Grafikeinstellungen anpassen. Die Grafikeinstellungen reichen dabei von der Auflösung, über Schattendetails, bis hin zur Sichtweite – nur Anti-Aliasing, also Kantenglättung, fällt komplett und ist auch in Zukunft scheinbar nicht geplant. Warum man die allerdings auf den meisten Rechnern sowieso nicht verwenden könnte, dazu kommen wir später. Zunächst einmal versuchen wir schließlich das Spiel zu starten und werden selbst beim ersten Start verwunderlicherweise darauf hingewiesen, dass Spielstände in diesem Fall gelöscht würden, obwohl noch gar keine existieren. Das ist zwar nicht weiter schlimm, deutet aber schon auf die Schlampigkeit der Programmier hin. Danach gibt es immerhin zwei Schwierigkeitsgrade: Anfänger und Experte – beide sind bereits recht anspruchsvoll.

    Bus-Simulator 2012 Screenshot

    Eine echte Simulation
    Sitzen wir dann auch noch im Bus, kommen wir aus dem Staunen auf den ersten Blick nicht mehr heraus: Astragon hat es zum ersten Mal geschafft, tatsächlich ein Spiel zu veröffentlichen, das den Titel „Simulator“ auch tatsächlich verdient hat! Hier können wir wirklich jedes kleinste Detail des Busses bedienen, sodass jede einzelne Taste das Amaturenbrettes auch eine echte Funktion hat. Angefangen bei der Lüftung und Heizung, über die Kinderwagenfunktion und die Scheibenwischer, bis hin zum Öffnen unseres Seitenfensters, der Bedienung der Kasse, den Türöffnern und des Liftingsystems ist hier einfach ausnahmslos alles vorhanden. In diesem Punkt ist der „Bus-Simulator 2012“ sogar die erste Simulation, die es schafft, „OMSI“ zu übertreffen und noch stärker ins Detail zu gehen – selbst die Höhe des Fahrersitzes ist in 6 verschiedene Richtungen einstellbar und regulierbar. Das beeindruckt auf den ersten Blick schon gewaltig. Leider müssen wir allerdings auch unsere Fahrernummer, Dienstnummer, Liniennummer und das Passwort manuell bei jedem Start in das IBIS-Gerät (*Kassen- und Fahrgastinformationssystem) eingeben. Das kann durchaus nervig werden.

    Die erste Fahrt
    Bei diesem Spiel haben wir sogar die Möglichkeit, aus dem Bus auszusteigen und unsere Figur über die Straße zu bewegen. Die Stadt ist also frei begehbar, wobei wir uns vermutlich überwiegend nur durch die Hallen des Busdepots bewegen. Hier müssen wir uns schließlich erst einmal in den Bus setzen, nachdem wir an der Wand unseren Fahrplan abgeholt und den Bus ausgewählt haben. Das macht das Spiel zumindest einen Tick realistischer, wenngleich hier sofort negativ ins Auge fällt, dass wir uns einfach wie ein Geist durch die Tore der Halle bewegen müssen. Da bleibt die Frage, weshalb wir diese überhaupt noch öffnen müssen, aber Hauptsache der Alltag eines Busfahrers wird simuliert – über Sinn und Unsinn lässt sich in diesem Fall sicherlich streiten. Danach allerdings gleich die nächste positive Überraschung: Mit einem ausgeklügelten Checklistensystem bekommen wir zu Beginn eine genaue Auflistung unserer Handlungen und Tastenfunktionen, die wir zum Start des Busses durchführen müssen. So fällt es uns sofort recht leicht, das Gefährt in Betrieb zu nehmen und uns aus der Wagenhalle heraus zu wagen.

    Bus-Simulator 2012 Screenshot

    Lowrider-Bus
    Zunächst klappt das alles wunderbar. Die Steuerung des Busses gestaltet sich vergleichsweise einfach, die Physik kann sich ganz gut sehen lassen und mit der Haltestellenbremse haben wir auch kein großes Problem damit, die Fahrgäste an der nächsten Haltestelle einsteigen zu lassen. Dennoch hat der „Bus-Simulator 2012“ hier einige grobe Schwächen, weshalb sich der Bus teilweise doch etwas merkwürdig verhält. So ist es uns aufgefallen, dass insbesondere der Gelenkbus in manchen Situationen zu hüpfen beginnt und ein physikalisch inkorrektes Verhalten an den Tag legt – dabei haben wir doch gar keinen Lowrider-Bus ausgewählt. Das sind dann Situationen, die ganz schön nerven können, wenn sie sich dann häufen. Ein solches Verhalten setzt sich dann in unschönen Clippingfehlern fort, wenn der KI-Verkehr zur Hälfte im Boden versinkt, oder wir bei einem Unfall plötzlich mitten im Gebüsch feststecken, das teilweise durch die geschlossene Tür ragt. Ein Zurücksetzen des Busses ist dann nicht auf der selben Strecke möglich, sondern wir können dann nur noch erneut aus dem Depot beginnen.

    Selbstmordgedanken
    Dumm nur, dass sich solche schweren Bugs auch an vielen anderen Stellen wiederspiegeln. So ist auch das Verhalten der Fahrgäste teils merkwürdig, da sie oftmals scheinbar Selbstmord begehen wollen und grundlos auf der Straße herum spazieren. Hier weicht uns auch niemand aus, wenn wir nicht bremsen, doch da die Personen sowieso bei Überfahren einfach verschwinden, ist das wohl auch nicht weiter schlimm. Ein Abzug in unserer Fahrerwertung gibt das jedenfalls nicht. Dafür wirkt sich die Unpünktlichkeit umso mehr aus und angesichts des Einstiegsverhaltens lässt sich eine Verspätung oft auch gar nicht vermeiden. Erstaunlicherweise ist die fiktionale Stadt Freyfurt wohl die einzige, in denen die Fahrgäste erst bei Verspätung auf den Bus warten, jedoch niemals einige Minuten zuvor an der Bushaltestelle stehen. Haben wir dann auch noch erst einmal die Tür geöffnet, tauchen aus dem Nichts plötzlich weitere Fahrgäste auf, die eine Reihe bilden. Da wir den Fahrpreis zudem fummelig mit der Maus in das IBIS-Gerät eingeben müssen, statt den Zehnerblock zu verwenden, dauert der Fahrkartenverkauf manchmal ganz schön lange. Hier macht die Konkurrenz ebenfalls einiges besser.

    Bus-Simulator 2012 Screenshot

    Achtung: Verletzungsgefahr
    Kenner der qualitativeren Bussimulationen vermissen hier außerdem ein brauchbares Feedback-System, das uns Fahrfehler und mangelnden Komfort verdeutlicht. Rasen wir also einfach um die Kurve, oder fahren sogar gegen einen Baum, lässt das die Fahrgäste scheinbar kalt. Hier meckert niemand und aussteigen werden die Fahrgäste auch erst, wenn wir an der Haltestelle angelangt sind. Ein weiteres Manko ist dann das mangelnde Schadensmodell, denn selbst wenn wir mit voller Geschwindigkeit gegen ein Haus fahren würden, hören wir lediglich ein unrealistisches „Bums“ und der Bus bleibt sowohl physikalisch, als auch optisch völlig unversehrt. Nicht einmal einen Sprung in der Windschutzscheibe können wir da entdecken. Im Endeffekt können wir also fahren, wie wir wollen – Hauptsache wir kommen immer pünktlich. Doch immer hin bleibt nicht jeder Unfall komplett ohne Auswirkungen, denn bei einem Auffahrunfall mit einem anderen PKW, müssen wir zumindest 30 Sekunden warten, ehe die Fahrbahn wieder freigeräumt ist. Doch das finden wir dann leider immer noch etwas mager.

    Stockender Verkehr
    Doch als wäre das alles nicht bereits schlimm genug, entwickelt sich die Technik des „Bus-Simulator 2012“ zu einer reinen Bug-Parade. Denn auch die Grafikengine hat zahlreiche Schwächen und sorgt selbst auf High-End-Rechnern für starke Performanceprobleme bis hin zu Nachladern und Rucklern – egal, bei welchen Einstellungen und bei welchem Wetter. Eine Geforce GTX 560Ti als empfohlene Systemanforderungen sind für die High-Version also keine Übertreibung, obwohl das Spiel nicht einmal annähernd mit Grafikreferenzen mithalten kann. Da läuft dann ein „Battlefield 3“ selbst auf langsameren Rechnern flüssig, während die Grafik des „Bus-Simulator 2012“ um Längen hässlicher ist und einfach nicht so recht in die Pötte kommen will. Da hat das Spiel also noch zahlreiche starke Verbesserungen nötig, damit der Simulator endlich auch für Besitzer eines normalen Computers spielbar wird. Hätte sich doch bloß seit der 2009er-Version die Grafikengine ebenso verbessert, wie die Simulation des Busses selbst. Immerhin gibt es einen kleinen Trost: Die Regen- und Sturmeffekte wirken sehr realistisch und lassen selbst die Bäume im Wind physikalisch korrekt bewegen. Optisch kann sich das Spiel also zumindest von „OMSI“ stark absetzen und einen zwar altbackenen, aber immer noch hübschen Eindruck hinterlassen.

    Bus-Simulator 2012 Screenshot

    Ein Lenkrad muss her
    Unterdessen gestaltet sich die Steuerung des Busses auch ein wenig schwierig, vor allem wenn es um Kurvenfahren geht. Mit der Tastatur können wir schließlich nur das Lenkrad drehen, doch lassen wir die Taste wieder los, fahren wir sofort gerade aus. Ein weiter Winkel lässt sich so kaum weich und flüssig fahren, sodass wir zwangsläufig früher oder später vor dem nächsten Baum landen. Mit einem Lenkrad könnte die Sache da schon anders aussehen, da wir so die Möglichkeit erhalten, die Lenkung weitaus präziser zu steuern. Leider können wir uns während der Fahrt allerdings ausschließlich mit der Maus umsehen, da TrackIR und ähnliche Techniken nicht nativ unterstützt werden. Damit wir dieses Maus-Feature allerdings auch nutzen könnten, ohne dabei unsere Arme zu verrenken, sind wir als Rechtshänder gezwungen, die Steuerung auf WASD umzulegen – und das gestaltet sich angesichts dessen, dass ausnahmslos alle Tasten bereits vorab belegt sind, als weniger einfach. Insbesondere auch deshalb, da uns das Spiel nicht auf Doppelbelegungen hinweist und wir so mühevoll die Tastenbelegung vollständig durchstöbern müssen. Kommt es dennoch zu einer Doppelbelegung führt der Bus einfach beide Funktionen gleichzeitig aus, was zu recht verrücktem Verhalten führen kann. Außerdem ist es mit der Einsteigerfreundlichkeit dann auch vorbei, da die Checkliste nicht auf Steuerungsänderungen eingeht und uns immer noch auffordert, die ursprünglichen Original-Tasten zu verwenden. Verwirrung pur also. Somit ist klar: Ohne Lenkrad macht der „Bus-Simulator 2012“ nur wenig Spaß.

    Alles in allem ist die Simulation nun zwar weitaus besser, als die meisten anderen Astragon-„Simulationen“, doch von einem hochwertigen und qualitativen Spiel kann hier kaum die Rede sein. Richtige eingefleischte Hobby-Busfahrer werden da zwar dennoch ihre Freude dran haben, zumal sich der KI-Verkehr an Kreuzungen deutlich besser verhält, als in „OMSI“ und die Verkehrsregeln genauer eingehalten werden. Zudem hat die detaillierte Simulation der Busfunktionen durchaus ihren Reiz und sorgen für eine komplexe Einarbeitungszeit in alle Funktionen des Busses, die dennoch einen leichten Einstieg ermöglichen. Sollten es die TML Studios also jemals schaffen, alle groben Bugs zu beheben und die Performance deutlich zu verbessern, könnte der „Bus-Simulator“ tatsächlich zu einer guten und qualitativen Simulation werden. Bis dahin bleibt es bei einem durchschnittlichen Spiel, das wir in seinem jetzigen Zustand noch nicht empfehlen können.

    Fazit:
    Astragon veröffentlicht zum ersten Mal eine Simulation, die ihren Titel auch verdient hat, denn bei der Simulation des Fahrzeugs geht sie überraschend tief ins Detail. Leider trüben zahlreiche Bugs und Performanceeinbrüche den Spielspaß so sehr, dass es qualitativ kaum über „Durchschnittsniveau“ hinaus kommt.