Kritik:
Nach nun mehr 26 Jahren und drei erfolgreichen Filmen der Reihe ist „Zurück in die Zukunft“ wohl endgültig als Legende in die Filmgeschichte eingegangen und erfreut sich noch heute großer Beliebtheit. Dank einzigartiger Charaktere, einem hohen Unterhaltungswert und dem unvergesslichen De Lorean DMC-12 ist es für jeden Zuschauer besonders leicht, den Stil der Reihe wiederzuerkennen. Eine optimale Vorlage also, um ein spannendes Abenteuer daraus zu entwickeln und die Fans auch am Computer durch die Zeit reisen zu lassen. In fünf spannenden kurzen Episoden dürfen wir nun Marty McFly bei der Reise durch verschiedene Zeitachsen begleiten und müssen alles daran setzen, unseren Freund Emmett Brown zu retten. Dank dem mehrfachen Auftauchen derselben Charaktere in verschiedenen Zeiten und Zeitachsen bleiben die Episoden somit immer spannend.
Mit der Maus in die Vergangenheit
Entwickelt wurde das Spiel zu „Zurück in die Zukunft“ nun allerdings nicht etwa als richtiges Actionspiel, sondern eher als reines Point & Click-Adventure. Das heißt also: Während wir das Abenteuer aus nächster Nähe erleben, lösen wir interessante Rätsel mittels der Maustaste und dürfen unsere Figur in einer eingeschränkten Umgebung einigermaßen frei bewegen. Das mag zwar für viele Mainstream- und Shooter-Spieler nun nicht unbedingt dem Maß der Dinge entsprechen, ist allerdings vollkommen ausreichend, um von der guten Story mitgerissen zu werden. Spielerisch gesehen muss man allerdings durchaus zugeben, dass sich der Mehrwert und das Gameplay doch ein wenig in Grenzen halten und den Spieler nun nicht gerade umhauen wird. Das mag sowohl an der unspektakulären Inszenierung, als auch an den simplen Rätseln liegen. So kommt es nur sehr selten vor, dass wir einmal über längere Zeit nach einer Lösung suchen mussten, zumal wir jederzeit genaue Lösungsvorschläge und Tipps einblenden können. Doch auch ohne diese geht es meist zügig und einfach voran, weshalb wir die Rätsel ganz klar nicht ein Referenz betrachten können.
Wettlauf gegen die Zeit
Spannender wird es da schon eher bei der Geschichte, die diese fünf Episoden ausmacht. So ist es Telltale Games doch tatsächlich gelungen, die Filmumgebung optimal umzusetzen und uns eine atmosphärische Zusatzstory neben der Trilogie zu liefern. Auch dieses Mal ist es wieder packend, gemeinsam mit Marty McFly und Doc Brown in die Vergangenheit und zurück zu reisen, um verschiedene Zeitachsen zu erkunden und die Geschichte wieder gerade zu biegen. Besonders bei den Charakteren kann das Spiel da besonders punkten und lässt uns die geliebten Figuren sofort wieder erkennen. Sowohl Marty, als auch Doc entsprechen gänzlich dem alten Style und bringen erneut einen enormen ironischen Humor mit, der uns jederzeit zum Schmunzeln bringen kann. Wenn wir dann plötzlich in einer dystopischen Zukunft auftauchen, oder den Bösewicht Kid Tannen hinter Gitter bringen müssen, ist Hochspannung jederzeit garantiert.
Startprobleme mit grandiosen Folgen
Qualitativ kann sich allerdings jede Folge deutlich von den anderen unterscheiden und insgesamt eine eigene Geschichte in einer anderen zeitlichen Umgebung abliefert. So schafft es das Spiel leider nicht, von Beginn an eine hervorragende Leistung abzuliefern und präsentiert uns mit der ersten Episode eine eher lahme und demotivierende Einführung in die Story. Zwar sollten wir diese Episode auf keinen Fall überspringen, um die Storyentwicklung auch gänzlich nachvollziehen zu können, doch einen besonderen Reiz kann sie ebenfalls nicht auslösen. Dennoch soll sich das Durchhalten lohnen: Denn wer nicht bereits in der ersten Folge gelangweilt aufgibt, darf sich im späteren Verlauf schnell freuen, dass „Back to the future“ auch wahre Höhepunkte zu bieten hat. Spätestens in der dritten Folge, die uns in eine dystopische Zukunftsvision voller psychologischer Manipulationen führt, werden wir feststellen, dass das Spiel seine wahre Größe entfalten und die Atmosphäre der Vorlage voll rüberbringen kann.
Da soll es dann auch spielerisch bald interessanter werden, wenn die Rätsel insgesamt etwas aufwändiger und komplexer werden, während manche Ereignisse offensichtlich spannende Folgen haben werden. Zudem dürfte die dritte Folge auch jene sein, die erstmals den Wiederverwertungseffekt beiseite schafft und uns völlig neue Umgebungen präsentiert, die zum erneuten Erkunden einladen. Gänzlich spektakulär wird es außerdem im grandiosen Finale der fünften Episode, wenn wir erstmals auf das bekannte „Hover Board“, dem schwebenden Skateboard steigen dürfen. Da kommt dann auch ein wenig rasante Action auf, die wirklich toll inszeniert wurde.
Alte Bekannte
Apropos Inszenierung: Bei diesem Punkt kann „Back to the future“ außerdem große Pluspunkte sammeln, denn Telltale hält sich äußerst genau an die Filmvorlage. Sowohl die Figuren, als auch Musik, Stimmen und Leveldesign erinnern uns sofort an die „Zurück in die Zukunft“-Trilogie und sorgen dafür, dass wir uns schnell mit den Charakteren identifizieren können. Interessant mag da auch sein, dass offenbar die originale Filmmusik lizensiert wurde – da dürfen sich Fans also umso mehr freuen. Kein Wunder also, dass der Deja Vu-Effekt nicht lange auf sich warten lässt und wir beinahe bereuen, keinen weiteren Film der Reihe bestaunen zu können. Zum Glück ist das Spiel mindestens ebenso gut, wie die Filme.
Natürlich muss man auch zugeben, dass das Spiel grafisch sicherlich kein Referenztitel ist. So können wir kaum erwarten, mit den Effekten gleich überwältigende Szenen geboten zu bekommen und müssen doch deutliche Abstriche bei der Gestaltung der Gesichter und der allgemeinen grafischen Qualität machen. Insgesamt sieht „Back to the future“ schließlich ziemlich altbacken aus und kann bis auf Anti-Aliasing keine nennenswerten grafischen Einstellungen bieten. Immerhin schafft es das Spiel allerdings, bei der originalgetreuen Nachstellung der Figuren und Fahrzeuge dann wieder zu punkten und schafft eine detailvolle Nachbildung aller Objekte. Kurz gesagt: „Zurück in die Zukunft“ setzt lieber auf inhaltliche statt auf grafische Qualitäten.
Der doppelte Doc
Trotz allem gibt es allerdings auch einige grobe Schnitzer in der Story, die sich erst zum Ende hin herausstellen. Während die ersten vier Episoden noch völlig schlüssig und logisch erscheinen, so ergeben sich in der fünften und letzten Episode doch einige Paradoxon. So kommt es schließlich, dass Doc Brown aus einer falschen Zeitachse ebenfalls in die Vergangenheit reist und dort nun plötzlich auf sein eigenes Ich trifft, ohne dass dies scheinbar schwerwiegende Auswirkungen hat, wie es eigentlich sein müsste. Die Lenkung der Entwicklung des jungen Emmett Brown müsste schließlich sofortige Auswirkungen auf den älteren Doc Brown haben – dennoch tritt dies offensichtlich zunächst nicht ein, was bei genauerem Nachdenken ein wenig unlogisch erscheint. Ähnliches geschieht zudem bei Marty McFly, der ebenfalls auf sein eigenes Ich stoßen wird und dabei keinerlei Auswirkungen erfährt. Somit schleichen sich also zum Ende hin immer mehr Logikfehler ein, die dem ganzen Spiel eine Menge Paradoxon verleihen. Gleichzeitig wird die zeitliche Entwicklung allerdings auch so verwirrend, dass sich mancher Spieler gar unklar über die tatsächlichen Auswirkungen werden könnte. So oder so kann das Spiel für eine Überraschung immer wieder gut sein und ein würdiges Finale abliefern.
Fazit:
Das Spiel zur erfolgreichen „Zurück in die Zukunft“-Trilogie setzt eindeutig eher auf inhaltliche Stärken, statt auf grafische Qualitäten und interaktive Spielelemente. So kann uns die Story mitsamt der originalgetreuen Charaktere und dem gelungenen Humor jederzeit fesseln, während die Rätsel zu simpel ausfallen und die Grafik eher altbacken wirkt. Für Fans der Filme mag das Spiel dennoch einen ausgiebigen Blick wert sein.