Kritik:
Nachdem das eher von kleinem Umfang geprägte Spin Off „Liberation“ zunächst auf den mobilen Spielekonsolen für Begeisterung sorgte, hat es sich Ubisoft nun nicht mehr nehmen lassen, eine grafisch verbesserte und aufgewertete HD-Variante für den PC zu veröffentlichen. Obwohl spielerisch identisch, kommen wir nun auch knapp acht Stunden in den Genuss, die junge Aveline auf ihrem Feldzug zu steuern. Doch kann das Spiel tatsächlich mit einem vollwertigen „Assassin’s Creed“ mithalten? Nicht wirklich…
Assassin’s Creed 0.1
Nachdem wir noch vor kurzem das überaus hochwertige und extrem umfangreiche „Black Flag“ unter die Lupe nehmen und ausgiebig spielen konnten, vermissen wir natürlich so einiges. Wir können kein Schiff mehr steuern, haben kein vollwertiges Handelssystem mehr, geschweige denn wirklich wichtige Nebencharaktere und bekommen auch keine so große Welt und tolle Geschichte mehr geboten. Kurzum: „Liberation HD“ ist schlicht und ergreifend ein stark abgespecktes „Assassin’s Creed“, welches in keinem Fall einen mehr als seine bisherigen zwanzig Euro wert wäre. Das liegt natürlich auch daran, dass wir lediglich acht – mehr oder weniger kurze – Sequenzen geboten bekommen und es an Nebenmissionen stark mangelt. Da hatte man in „Black Flag“ tatsächlich noch einen Anreiz, die zusätzlichen Missionen auch zu spielen, sind diese jetzt kaum mehr vorhanden. Lineares Folgen der Handlung ist also angesagt und auch die punktet nicht gerade mit Komplexität.
Storysprünge ohne Grund
Bei der Story machten die Entwickler leider schließlich den großen Fehler, die Handlung immer wieder abzuschneiden. Gerade ein wichtiges Ereignis erlebt, springen wir auch schon zum nächsten Handlungsstrang, der mitunter Jahre weiter in der Zukunft liegen könnten. Das sorgt vor allem zu Beginn für große Verwirrung und letztendlich auch dafür, dass erst zum Ende des Spiels einige wichtige Fragen (aber nur einige) tatsächlich geklärt werden. Etwa die familiären Hintergründe, welche auf die Hautfarbe unserer Protagonistin zurückzuführen sind. Immerhin spielen wir eine weibliche Farbige in der Zeit der Sklaverei – dass wir uns da überhaupt frei bewegen können, erstaunt uns zunächst doch sehr und Antworten darauf finden wir leider erst zum Spiel. Wäre da also nicht das altbewährte Spielkonzept, das uns durchaus noch einige Zeit fesseln kann, so wäre die Story selbst kaum ein Anreiz, „Liberation HD“ tatsächlich zu spielen.
Handelssystem Beta
Trotzdem kann man dem Spiel durchaus anmerken, dass es sich um eine gewisse Vorlage für „Black Flag“ hätte handeln können. Viele herausragend enthaltenden Spielelemente aus dem aktuellen Vollpreis-Titel, sind hier bereits in einer frühen und abgespeckten Version enthalten. So etwa das Handelssystem, das uns bereits jetzt erlaubt, mit Schiffen ganze Handelsrouten zu erforschen und damit neue Einnahmequellen zu generieren. Leider müssen wir die Waren und Schiffe hier tatsächlich kaufen, das Piratensystem fehlt ebenso, wie die Schifffahrt selbst. Am Ende führt das dazu, dass wir – typisch für frühere AC-Spiele – einmal mehr Geld im Überfluss haben und daher kaum eine Herausforderung geboten bekommen. Wir können uns schlicht alles kaufen, was uns lieb ist und drücken damit den Schwierigkeitsgrad enorm nach unten. Letztendlich ist „Liberation HD“ also deutlich zu einfach.
Lady mit Sonnenschirm
Immerhin bringt man allerdings auch ein paar neue, ausgeklügelte Spielelemente mit ein. So sind wir zwecks Tarnung regelmäßig gezwungen unsere Kleidung zu wechseln und haben da die Wahl zwischen den gehobenen Kleidern der Lady, der kampfbereiten Assassinen-Kutte und den billigen Sklavenkleidern. Passend dazu ändern sich dann auch unsere Ausrüstung und unsere Fähigkeiten. Witzig: Als gut gekleidete Lady können wir jeden männlichen Feind kurzerhand um den Finger wickeln, betören und in eine dunkle Ecke locken. So kommen wir überall ohne große Hindernisse durch, was allerdings den Stealth-Faktor der Hauptserie praktisch entfernt. Ebenso interessant: Die Lady verfügt als einzige über eine neuartige Waffe. Mittels Sonnenschirm kann sie nun unbemerkt Pfeile abschießen und damit ihre Gegner schnell und lautlos außer Gefecht setzen. So macht das Meuchelmorden besonders viel Spaß, auch wenn wir ansonsten eher die klassische Ausrüstung vorfinden. Doch nur als Sklavin können wir unbemerkt in feindliche Stellungen eindringen und getarnt die Arbeit verrichten. Klug!
Sportliches Mädchen
Generell stellt sich die Tatsache, dass „Liberation HD“ vor „Black Flag“ entwickelt wurde, allerdings immer wieder als ein Problem heraus. So erfordert auch die veraltete Steuerung aus den früheren Assassin’s Creed-Teilen eine erneute Umgewöhnung, sofern der Spieler bereits den aktuellen Teil gespielt hat. Schnell wird da mal die falsche Taste gedrückt und die Steuerung verläuft insgesamt etwas unsanfter. Immerhin hat „Liberation HD“ allerdings ziemlich niedrige Hardware-Anforderungen, was den Spielablauf extrem geschmeidig macht. Die passenden Figurenanimationen sorgen dann dafür, dass wir nun deutlich gezielter an den Fassaden klettern und uns extrem flink über die Karte bewegen können. Aveline ist eben deutlich schneller und flinker, als ihre männlichen Kollegen. Und das, obwohl das Spiel gar nicht einmal so hässlich ausschaut.
Die Welt der fehlenden Tiere
Insgesamt kann sich „Liberation HD“ immerhin ganz gut sehen lassen. Die Texturen sind allesamt recht scharf, die Häuser bieten einen gewissen Detailgrad. Dennoch muss man bemängeln, dass es sich nicht gerade um einen Referenztitel handelt und die Grafikdetails an vielen Stellen durchaus recht veraltet erscheinen. Die Tatsache, dass vor allem realistische Wettereffekte und eine Vielzahl von wilden Tieren fehlen, macht deutlich: Dieses Spiel kann grafisch nicht annähernd mit „Black Flag“ mithalten. Vorteil ist und bleibt allerdings eben, dass man sich mit deutlich geringeren Anforderungen zufrieden gibt. Die einigermaßen guten Gesichtsanimationen sorgen außerdem für einen Widererkennungswert der Figuren und lassen das Spiel einigermaßen glaubwürdig erscheinen. Trotz Luft nach oben also immernoch ein relativ hübsch anzusehendes Spiel.
Fazit:
Die HD-Aufbereitung des etwas älteren Mobile Games sorgt zwar für kurzweilige Unterhaltung, die Fans der „Assassin’s Creed“-Reihe noch begeistern könnte, kann aber mit dem vollwertigen „Black Flag“ nicht ansatzweise mithalten. Nur für echte Fans.
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