• Startseite|
  • News|
  • Games|
  • Kino|
  • Bücher|
  • Verlosung|
  • Partner|
  • Impressum
  • Game-Review: Anno 2070

    Anno 2070-Cover

    In einer nicht allzu weit entfernten Zukunft hat die Menschheit mit schwerwiegenden Problemen zu kämpfen. Trotz zahlreicher Warnungen ist der Klimawandel unwiderruflich eingetroffen und der Meeresspiegel dramatisch angestiegen. Was einst weitläufiges Festland auf riesigen Kontinenten war, sind heute verstreute kleine Inseln, auf denen die überlebenden Menschen ihre neue Heimat aufbauen wollen. Doch schwierige Umweltverhältnisse und mangelnde Fruchtbarkeit machen es den Bewohnern zu nicht gerade leichter, sich ein neues Zuhause zu schaffen, indem sich die Menschen endlich wieder wohlfühlen können. Gemeinsam mit industriellen Unternehmen, Umweltschutzaktivisten und Wissenschaftlern versuchen wir nun, die Welt im Gleichgewicht zu halten, um das herbeigesehnte Paradies zu erschaffen.

    Kritik:
    Nachdem die Macher bei Ubisoft Blue Byte verkündeten, das klassische Anno-Mittelalter-Szenario in die Zukunft zu verlegen, gab es viele skeptische Stimmen, die befürchteten, das Spiel könne damit seinen alten Charme verlieren. Doch mit „Anno 2070“ wollen sie nun beweisen, dass sie ihrem Spielprinzip treu geblieben sind und zudem noch einige innovative Neuerungen eingebaut haben. Denn in seiner neuesten Version hat die beliebte Anno-Reihe eine völlig neue Komplexität erlangen können.

    Anno 2070 Screenshot

    Im Kampf gegen Intelligenz und Natur
    Die Menschheit muss mit schlechten Umweltbedingungen und neuen Herausforderungen umzugehen lernen, wenn sie in einer futuristischen Welt auf nie dagewesene Bedrohungen stößt. Neue, wie auch alte Spieler erhalten in der rund 25 Stunden langen Kampagne eine perfekte Einführung in das Spiel und dürfen eine Story erleben, die sowohl die Hintergründe des Klimawandels, als auch die neuen Bedrohungen erklärt. In Begleitung von mehreren Fraktionen müssen wir hier zunächst gegen eine künstliche Intelligenz ankämpfen, die eine komplette Insel lahmgelegt und uns den Krieg erklärt hat. Hier dürfen wir prompt gegen die Armeen eines Roboters kämpfen, während verseuchte Fische die Mägen unserer Bewohner angreifen und wir für Wirtschaftswachstum geschickt expandieren müssen, ehe der Bankrott unausweichlich auf uns zu rast.

    Tutorial mit Story
    Die ersten vier Missionen der umfangreichen Kampagne dienen hierbei quasi als Tutorial. Bei noch relativ leichten Missionszielen bekommen wir erste Neuerungen von „Anno 2070“ erklärt und erhalten auch als alter Veteran der Strategiespiel-Reihe eine nützliche Einleitung. Mit niedrigem Schwierigkeitsgrad, aber einer interessanten und glaubwürdigen Story, können wir so das Spiel erlernen, um es später in Einzelmissionen und Endlosspielen perfekt beherrschen zu können. Wirtschafszweige werden erkundet, eine Insel besiedelt und später auch Armeen kommandiert. Bereits im zweiten Kapitel der Kampagne ändert sich allerdings so einiges und „Anno 2070“ wird bereits zu einer großen Herausforderung, die wir trotz weitergehenden Erklärungen nicht mehr als Tutorial bezeichnen können. Nachdem wir mit „Willkommen in der realen Welt“ begrüßt werden, haben wir sofort katastrophale ökologische Bedinungen, müssen unter schwierigsten Voraussetzungen unsere Bewohner ernähren und trotz problematischer Einnahmen auf eine positive finanzielle Bilanz kommen, ehe wir uns in den Kampf mit dem Gegner begeben. Da kommt selbst für erfahrene Spieler schnell ein großer Brocken auf uns zu, an dem wir sicher so einige Stunden beschäftigt sind, ehe wir ihn meistern. Genial, aber gemein zugleich: In jeder der vier Missionen eines Kampagnenkapitels starten wir mit den Bedingungen, mit denen wir die vorangegangene Mission beendet haben. So ist zwar jede Mission sowohl von der Story, als auch von der erzeugten Welt zusammenhängend, doch wenn wir einmal negative Bedingungen geschaffen haben, werden wir die partout nicht mehr so einfach los. Sollten wir also aus der zweiten Mission mit negativer finanzieller Bilanz herausgehen, so können wir die nächste Mission gleich als gescheitert erklären und das Kapitel von vorn beginnen. Das zieht „Anno 2070“ natürlich stark in die Länge und macht die größte Herausforderung der Kampagne aus. Immerhin: Eine künstliche Intelligenz namens „E.V.E.“ steht uns jederzeit zur Seite und vergibt nützliche Ratschläge, die uns unter Umständen schnell vor dem Scheitern bewahren können.

    Anno 2070 Screenshot

    Umweltaktivisten gegen Industrielle
    Eine besondere Neuerung bei „Anno 2070“ ist allerdings die Einführung mehrere gleichzeitig spielbarer Fraktionen. Gleich drei Gruppierungen mit unterschiedlichen Interessengebieten kämpfen dabei um die Gunst des Spielers und bieten allesamt neue Herausforderungen, aber auch politische Konflikte. Da käme einerseits die „Global Trust“ auf uns zu, eine Gruppierung von Industriellen, der rein gar nichts daran gelegen ist, die Umweltbedingungen auf den Inseln zu verbessern, jedoch mit hocheffizienter industrieller Technologie aufwarten kann. Daneben: Die „Eden Initiative“, die mit aller Macht für eine bessere Umwelt kämpft und sich die Industriellen gern als Feind erklärt, um dank grüner Technologie und einer verbesserten Ökobilanz eine wahres Paradies schaffen zu können. Dazwischen: Die „S.A.A.T.“, eine Organisation aus führenden Forschern, die für die Erschließung neuartiger Technologien unabdingbar ist und uns als einzige Fraktion die Fähigkeit geben kann, auch unterhalb des Meeresspiegels nach Bodenschätzen und neuen Nahrungsmitteln zu suchen. Jede unserer Handlungen kann dabei Auswirkungen auf den Einfluss auf verschiedene Fraktionen haben, die von treuer Ergebenheit bis Kriegserklärung reichen können und durch Missionserfolge, positives Handeln und Unterstützung entschieden werden. Spannend wird es also auf jeden Fall.

    Inseln der multikulturellen Gesellschaft
    Interessant mag dabei auch die Tatsache sein, dass jede der Fraktionen auch ihre eigene Bevölkerungsgruppe mitbringt, die wir gleichzeitig und parallel auf denselben Inseln ansiedeln können. So leben also die „Ecos“ der „Eden Initiative“, Seite an Seite mit den Forschern von „S.A.A.T.“ und den Tycoons von „Global Trust“. Das macht die Städte nicht nur bunter, sondern bietet ganz neue Herausforderungen, denn jede Gruppierung hat ganz individuelle Bedürfnisse. Da müssen wir nicht nur einfach Menschen mit Nahrungsmitteln und Konsumgütern zufrieden stellen, wie wir es aus früheren „Anno“-Teilen gewohnt waren, sondern auch noch drei verschiedene Varianten gleichzeitig zur Verfügung stellen. Denn während die Ecos sich mit Tee und Biogemüse zufrieden geben, haben es die Forscher eher auf funktionelle Nahrung abgesehen, für die wir zwingend die Unterwasserwelt erschließen müssen. Gleichzeitig wollen aber auch die Ecos im späteren Verlauf dermaßen vielfältige Naturnahrungsmittel, dass wir wegen schlechter Fruchtbarkeit auch gezwungen sind, weitere Inseln zu besiedeln, während die Forscher dann doch lieber speziellere industriell hergestellte Nahrungsmittel bevorzugen. Ganz zu schweigen von den Tycoons, die ebenso ganz eigene Vorstellungen von einem ausgewogenen Leben haben. Damit muss der Spieler einen Spagat meistern, der nicht ganz einfach ist und schon bald für Platzmangel auf den Inseln sorgen kann. Zudem häufen sich die verschiedenen Bedürfnisse bei höherer Bevölkerungsstufe auch noch, wodurch die Produktionsketten noch weiter verlängert und vergrößert werden müssen, während auch der Verbrach dermaßen ansteigt, dass wir mit einer Produktionsstätte nicht lange auskommen.

    Anno 2070 Screenshot

    Auf zu neuen Wegen
    Ansonsten handelt es sich aber auch bei „Anno 2070“ um das klassische Spielprinzip aus besiedeln, produzieren, aufsteigen, weiter produzieren. Auch hier müssen wir unsere eigene Stadt auf einer ausgesuchten Insel aufbauen, Produktionsketten erschließen und unsere Bewohner mit allem zufrieden stellen, was diese benötigen. Die Industrie ist dabei natürlich insgesamt sehr komplex ausgefallen, da sich verschiedene Produktionen beim Rohstoffbedarf überschneiden und manche Produkte sogar eine Kette von 6 verschiedenen Einrichtungen benötigen. Da muss dann Kupfer und Sand zu Mikrochips verarbeitet werden, während Algen und Mais zu anderen Teilen produziert werden, um letztendlich aus beiden Endprodukten wiederum Servicebots zu produzieren. Ganze sieben Stationen sind dann nötig, um das endgültige Produkt an den Mann bringen zu können, während Sand, Kupfer und Algen durchaus auch für andere Produktionszweige verwendet werden müssen.

    Insel unter Wasser
    Ergänzend kommt hier erstmals die Besiedelung der Unterwasserwelt hinzu, sodass wir auf Unterwasserplateus ebenfalls Kontore errichten können, um Rohstoffe zu erschließen und Produkte herzustellen. Das ist allerdings auch zwingend nötig, da wir gewisse erforderliche Rohstoffe nur auf diese Weise tatsächlich erhalten können. Während Algen für die Nahrungsproduktion verwendet werden, ist es uns ebenfalls nur unter Wasser möglich, Öl zu fördern und Mangan abzubauen. Dies ergänzt die Komplexität des Wirtschafts- und Industriesystems von „Anno 2070“ ungemein und sorgt für weitere neue Herausforderungen. Jede Neuerung, welche sich die Macher ausgedacht haben, ist also eindeutig eine Verbesserung und positive Ergänzung des eigentlichen Spielprinzips. Kein einziges Objekt, keine einzige neue Funktion wirkt hier aufgesetzt, oder unnötig – alles hat seinen Sinn und auch seinen Nutzen. Doch auch beim Kampfsystem verbessert sich einiges, denn statt Bodentruppen, kommen nun auch U-Boote und Flugzeuge dazu, mit denen wir den Gegner bombardieren können.

    Anno 2070 Screenshot

    Kampf auf jeder Höhe
    Natürlich sollte für jeden Spieler klar sein: „Anno 2070“ hat seinen Schwerpunkt nicht gerade bei den Kriegseinsätzen. Dementsprechend spielen bewaffnete Fahrzeuge nur weniger eine Rolle, wenngleich es diese doch auf umfangreiche Weise gibt. Neben bewaffneten Schiffen, die nur begrenzt einsatzfähig sind, dürfen wir den Gegner also auch mittels Flugzeug aus der Luft mit schweren Waffen bombardieren und seine Unterwasserplateus mit bewaffneten U-Booten belagern. Ersteres verwendet mit Kerosin zudem ebenfalls einen neuen Industriezweig, kann allerdings auch mitten auf der Insel auf Gebäude schießen und mit hoher Flexibilität eingesetzt werden. Dafür verzichtet das Spiel dann allerdings gänzlich auf Bodentruppen, denn Soldaten suchen wir in diesem Spiel tatsächlich vergeblich. Positiv daran: „Anno 2070“ erhält eine ausgesprochen hohe strategische Tiefe, dank der wir unsere Kampfeinsätze genauestens planen müssen und auch durch Schilde und Verteidigung brechen müssen. Leider gibt es da aber auch einige Schwächen, denn die Schussreichweite der verschiedenen Objekte und Fahrzeuge sind sehr unterschiedlich gehalten – solange wir uns also in ausreichender Entfernung von einem Abwehrturm befinden, können wir selbst bedenkenlos drauf los ballern, ohne auch nur den geringsten Schaden zu nehmen. Besonders im Kampf gegen eine künstliche Intelligenz macht dies das Kampfsystem schnell reizlos.

    Anno 2070 Screenshot

    Online-Features mit Verstand
    Im Spiel gegen menschliche Gegner mag alles aber auch anders aussehen und „Anno 2070“ zu einem sehr realistischen Spiel werden. Die strategische Planung in einem Kriegseinsatz ist da schon wesentlich schwieriger, weil der Mitspieler einfach nicht so leicht vorhersehbar ist, wie es sonst die künstlichen Intelligenzen wären. Doch auch das Handels- und Diplomatiesystem nimmt dabei interessante Züge an – ganz zu schweigen davon, dass wir wohl zu jeder Tageszeit, selbst in der späten Nacht, noch genügend Spieler für eine Multiplayer-Partie finden. Interessant dabei: Die Online-Features des Spieles beschränken sich keineswegs auf den Multiplayer-Part, sondern setzen sich auch im Singleplayer-Modus fort. Das mag an einem ausgeklügelten Demokratiesystem liegen, bei dem alle Spieler weitreichende Entscheidungen für die Spielwelt treffen können. In regelmäßigen Abständen finden daher Wahlen statt, bei denen wir zwischen den drei Fraktionen wählen können und damit verschiedene Vorteile ergattern werden, die sich auf jeden Spieler – egal, ob Multiplayer oder Endlosspiel – auswirken. Ob das wohl die Basis für ein zukünftiges Anno Online sein mag? In jedem Fall kommt damit eine hohe Abwechslung in das Spiel, denn die Vorteile auf ökologischer oder industrieller Ebene variieren nach jeder Wahl und schaffen völlig neue Bedingungen auf den Inseln. Doch das soll noch nicht alles sein: Zusätzlich zu diesem Demokratiesystem erhalten wir täglich durch das „Tagesgeschehen“ einen Bonusauftrag, den wir innerhalb eines Endlosspiels, oder der Kampagne ausführen können und dort spannende, aber oft eintönige Missionen meistern können. Noch interessanter sieht es unterdessen beim „Weltgeschehen“ aus, das uns mit kostenlosen DLCs bereichert und in größeren Abständen ebenfalls neue Missionen liefert, die sich auch in der Story auf ein spannendes Ereignis beziehen. Darüber hinaus dürfen sich die Spieler ab Januar 2012 auch an einem neuen Multiplayer-Modus namens „Vorherrschaft“ erfreuen, der mittels Weltgeschehen in das Spiel eingefügt werden sollen – diesen konnten wir allerdings zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nicht testen.

    Anno 2070 Screenshot

    Liebe zum Detail
    Neuerungen gibt es allerdings auch bei der Grafik: Zwei Jahre nachdem der letzte Titel der „Anno“-Reihe auf den Markt kam, hat sich die Grafikengine schließlich deutlich verbessert und kommt mit einer herausragenden Qualität daher. Besonders die Wasseranimationen sind einfach hervorragend gelungen und auch die Insel selbst kann sich perfekt sehen lassen. Partikeleffekte halten sich zudem nicht gerade zurück, denn neben einer natürlichen Unschärfe und einigen Nebeleffekten darf auch Rauch und Luftfeuchtigkeit nicht fehlen. Die besondere Liebe zum Detail liegt aber in der Animation der Tierwelt. Obwohl die Tiervielfalt auf den Inseln ein wenig zurückhaltend ausgefallen ist, kommt die wahre Natur erst in der Tiefsee zur Geltung. Da schwimmen dann Delfine an unserer Küste entlang, während Haie zur potentiellen Gefahr für unsere Taucher werden und wunderschöne leuchtende Quallen tauchen neben den Unterwasserplateus auf. Eine solch große Artenvielfalt der Unterwasserwelt haben wir wohl in noch keinem Spiel bisher gesehen – besonders nicht in einem Strategiespiel. Unterdessen ist auch unsere Stadt sehr lebendig, da kleine Menschen ihrem geregelten Tagesablauf nachgehen und die Kontore tatkräftig die Waren hin- und her transportieren. Zudem können wir die Arbeitsvorgänge stets beobachten, da jedes Gebäude in „Anno 2070“ auf einzigartige Weise animiert wurde. Beeindruckend, zumal das Spiel keine allzu hohen Anforderungen an die Rechner stellt. Lediglich die Aktivierung des Bildschirmschoners während dem Spielbetreib kann gelegentlich nerven, wenn wir die Maus nicht bewegen. Bei diesem sollte man eine Abschaltung durchaus in Erwägung ziehen, ehe „Anno 2070“ gestartet wird.

    Fazit:
    „Anno 2070“ bleibt tatsächlich dem klassischen Spielprinzip treu und bietet dennoch innovative Neuerungen. Das Besondere: Jede dieser Neuerungen stellt tatsächlich eine Verbesserung des Spiels dar und kann dank drei gleichzeitig spielbarer Fraktionen sogar eine höhere Komplexität erlangen. Dank ausgeklügeltem Wirtschaftssystem, sinnvollen Online-Features und der großen Liebe zum Detail haben wir es hierbei mit dem wohl besten Strategiespiel des Jahres zu tun.