Wenn Fury in the Slaughterhouse mit hübscher Bühnendeko, tollen Lichtern und teilweise knallbunten Klamotten die Bühne betreten, kann das aber nicht darüber hinweg täuschen, dass vor allem ihre Klassiker einfach unerreicht sind. Machen wir uns nichts vor: Die neuesten Songs aus dem Album “Hope” klingen alle wunderbar. So richtig geht das Publikum dann aber doch ab, wenn Hits wie “Time to wonder” gespielt werden, die so mancher 20-Jährige inzwischen wahrscheinlich für einen Coversong hält und erst einmal googeln muss, dass dieser wirklich von Fury in the Slaughterhouse stammt. Das aber sind nun einmal die Songs, die jeder kennt, die jeder mitsingen kann und die sogar all jene lieben, die bisher so gar keinen Bezug zur Band hatten. Nichts desto trotz: Reichlich Fans hat Fury in the Slaughterhouse allemal, das zeigten sie auch am 10. September 2023 im Tanzbrunnen Köln.
Vielleicht hat die Band rund um Sänger Kai Wingenfelder hier sogar eine der schönsten Locations ihrer gesamten Tour zum Abschluss gewählt. Der Tanzbrunnen mit seinen überdachten Schirmen, seiner wunderschönen Wasserinsel und den weitläufigen Essensbereichen macht da schon einiges her. Normalerweise findet auf diesem Gelände das Amphi Festival mit rund 12.000 Besuchern statt. Dass es beim Konzert von Fury in the Slaughterhouse offenbar voll genug sein muss, um hier auf immerhin rund 8000 Besucher zu kommen, lässt sich bei dem Anblick der Menschenmasse durchaus erahnen. Zu eng wird es trotzdem nie: An den Seiten ist der Tanzbrunnen eben weitläufig genug, damit sich auch eine Menschenmasse komfortabel fühlt – und selbst für die erhöhte Rollstuhlrampe ist gesorgt.
Im Grunde wirkt an diesem Abend alles perfekt. Die Location ist herausragend, das Konzert wird ohne jegliche Fehler durchgezogen, der Sound klingt hervorragend. Vielleicht ist alles aber auch ein bisschen “zu perfekt”. Das fällt auf, wenn man plötzlich die beiden Prompter auf der Bühne bemerkt, von denen Kai Wingenfelder seine Songtexte allesamt abliest. Fury in the Slaughterhouse werden doch wohl nicht etwa 30 Jahre alte Texte noch ablesen müssen? Das verhindert zwar lyrische Ausfälle, aber manchmal kann Unperfektion auch für Sympathien sorgen, alles ein bisschen authentischer machen. Aber nach einer 37-jährigen Bandgeschichte (Kai Wingenfelder würde man doch glatt viel jünger schätzen) muss man sich eben eine ganze Menge merken. Und es wird sogar noch mehr: Das Konzert in Köln sollte für eine längere Zeit das letzte Konzert der Band sein, denn nun möchte sich Fury in the Slaughterhouse einem neuen Album widmen und im Studio wieder kreativ werden.