Den Anfang machte dabei eine Band, deren Auftritt ruhig etwas länger hätte dauern können: Scarlet Dorn hatten nur 30 Minuten Zeit, um ihre besten Songs zu präsentieren. Die begeisterten aber vor allem Anhänger der schwarzen Szene mit feinstem Dark Rock, der von der melodischen Stimme der gleichnamigen Sängerin getragen wird. Die nämlich hat es in sich, hat Scarlet Dorn schließlich eine klassische Gesangausbildung hinter sich, die sie auf der Bühne hervorragend nutzen kann. Ein wahrlich gelungener Einstieg in einen spannenden Festivalnachmittag.
Scarlet Dorn begeisterten mit feinstem Gothic Rock
Schon der zweite Act bewies dann die musikalische Vielfalt des Feuertal Festivals: Mit der hessischen Band Rauhbein gab es nun einen Folk-Rock zu hören, der für sein Genre ungewöhnlich hart ausgefallen ist. Der raue Teil des Namens ist jedenfalls Programm, wie sich an der markanten, kräftigen Stimme des Sängers Henry erkennen lässt. Selbst bezeichnen sie ihren Musikstil als eine Art Mischung aus Santiano und Rammstein. Tatsächlich trifft es Mittelalter-Rock mit Wikinger-Einflüssen und einem Hauch Irish Folk vermutlich besser. Klar wurde aber schnell: Spätestens jetzt war das Publikum in Feierstimmung und das Festivalgelände, das eine Kapazität für knapp 2500 Besucher hat, füllte sich zunehmend. Erneut war das Feuertal Festival nämlich auch in diesem Jahr wieder ausverkauft.
Die Dark-Rock-Band End of Green mutete dagegen schon fast ein wenig depressiv an. Kein Wunder: Die Band, deren Namen wohl auf das Ende der grünen Hoffnung anspielt, singt vorwiegend über Einsamkeit, Depressionen und andere schwerwiegende Probleme. Nicht gerade die übliche Musik, die man zu einem leckeren Met vom Bierstand genießen würde. Die Partystimmung an dieser Stelle natürlich auch etwas gedämpft, das gehört zum Konzept der Band, dessen Sänger Michael Huber die Bühne zunächst mit Zigarette betrat. Und auch wenn bei “End of Green” typischerweise kein Moshpit entsteht, hielten sie das Publikum nicht davon ab, interessiert ihren Texten zu lauschen. Danach allerdings braucht es das Kontrastprogramm als Aufmunterung schon beinahe.
Mitreißender Folk-Punk von The O’Reillys and the Paddyhats
Die Aufmunterung sollte natürlich nicht lange auf sich warten lassen: Sowohl The O’Reillys and the Paddyhats, als auch Mr. Hurley und die Pulveraffen sind als zwei Partybands bekannt, die auf jedem Festival für ausgelassene Stimmung sorgen. Dabei ist ihre Musik durchaus unterschiedlich: Die “Paddyhats” zeigen mit ihrem Folk Punk, dass man klassischen Irish Folk auch deutlich flotter, spannender und fetziger spielen kann, als man das für gewöhnlich kennt. Normalerweise lässt es sich die Band dabei sogar nicht nehmen, zu ihrem Folk zu crowdsurfen – verzichteten darauf aber wohl auf Grund der Stufen im Publikumsbereich. Gleich danach sorgten Mr. Hurley und die Pulveraffen für albernen Spaß: Die Band des Piraten-Folk spielte Piratenmusik auf die besonders lustige Art. Dazu gehören Trinklieder wie “Blau wie das Meer” oder “Leuchtturm” natürlich genauso, wie unterhaltsame Spaß-Songs wie “Achterbahn am Achterdeck”. Fans haben sie bereits reichlich und während sich das Publikum den nächsten Met gönnt, darf auf der Bühne auch der Pfeffi nicht fehlen. Schließlich wird über die “Unzulänglichkeiten von Mr. Hurley” nicht nur gesungen.
Der Headliner hatte am Ende des Abends dann den wohl am meisten herausfordernden Auftritt: ESC-Teilnehmer Lord of the Lost sollten um 20:30 Uhr ihren Auftritt beginnen – doch ausgerechnet für 21 Uhr war ein schweres Gewitter mit Starkregen angekündigt. Flexibel und professionell, wie die Band rund um Sänger Chris Harms auftritt, stehen die dann kurzerhand 15 Minuten früher auf der Bühne und verzichten darauf, allzu viel mit dem Publikum zu sprechen. Man wolle so viele Songs wie möglich spielen, bevor der starke Regen eintritt, so Sänger Chris. Das Wetter war dann sogar auf ihrer Seite: Der Starkregen ließ auf sich warten, bis “Lord of the Lost” ihren letzten Song gespielt haben – und erst beim Verlassen des Geländes wurden die Zuschauer dann klatschnass. Das aber war es dem Publikum wert, um Hits wie “Blood & Glitter” bei ihrem energiegeladenen Auftritt live zu hören.
ESC-Teilnehmer und Headliner Lord of the Lost im Wettlauf gegen den Regen
Bei derart überzeugenden Auftritten muss sich das Feuertal Festival wohl auch im kommenden Jahr keine Sorgen machen, die Waldbühne Hardt erneut auszuverkaufen. Dann nämlich geht es am 30. August 2025 in die Jubiläumsausgabe, denn das Festival wird inzwischen ganze 20 Jahre alt. Das Line Up dafür kann sich bereits sehen lassen: Angekündigt sind u.a. Hochkaräter der Szene wie Versengold, Fiddler’s Green, Schelmish und Coppelius. Tickets sind bereits erhältlich bei Eventim.
Fotos: Rene Daners