Beim Blick durch die beiden Messehallen, sowie ins Programm der Veranstaltung wurde aber recht schnell klar, welches Genre hier ganz klar im Fokus stand: Japanisches Animes. Obwohl es mit einer Star Wars-Fangruppe, einigen Resident Evil-Replikas und diversen Merchandising-Händlern auch ein Angebot für jene Besucher gab, die sich primär für amerikanische Produktionen interessierten, richtete sich ein Großteil der Convention an Fans japanischer Animes und Mangas. Zeichner konzentrierten sich an ihren Ständen überwiegend auf Bilder von Anime-Figuren, Japan-Händler verkauften Mangas und japanische Softdrinks, auf der kleinen Bühne widmete man sich der aus Japan stammenden Lolita-Mode und bekam traditionelle japanische Volkslieder zu hören und auf der großen Bühne performten talentierte Fans live so manchen Anime-Introsong, bevor es später mit den Gewinnern des Hallyu Awards weiter ging, die zu koreanischer Popmusik tanzten.
Mit anderen Worten: Im Programm der Epiccon stand westliche Popkultur ziemlich im Hintergrund. Das war aber nicht schlimm: Auch ein Großteil der Besucher, die zu Tausenden in die Halle Münsterland kamen, wusste was sie erwartet und hatte praktischerweise primär auch ein Interesse an der japanischen Anime- und Jugendkultur. Spannend konnte das aber auch für jene sein, für die Animes eher Neuland sind: So gab es etwa Einblicke in die sogenannte “German Itasha”-Szene, bei der Anime-Fans für viel Geld stilechte Anime-Figuren auf ihre Autos lackieren lassen und auch so manches Elternteil durfte überrascht feststellen, dass die Lolita-Szene eigentlich nur eine harmlose Fashion-Stilart ist, die sogar von Erwachsenen ausgebüt wird.
Generell ging es auf der Epiccon ohnehin recht harmlos zu, denn wahrscheinlich dürfte es sich um eine der am besten für Kinder geeigneten Conventions handeln. Da richtet sich das Event auch ganz nach seinem Publikum: Das Durchschnittsalter in Münster dürfte schließlich allenfalls bei Anfang 20 gelegen haben, nicht wenige der Besucher der Epiccon waren minderjährig. Überraschend und auffallend, dass sich die Convention so sehr danach richtete, dass auf der gesamten Messe sogar auf den Verkauf von Alkohol verzichtet wurde. Egal, wie jung die Besucher also waren: Da können Eltern sicher sein, ihre Kids unbesorgt allein auf die Convention gehen zu lassen.
Davon abgesehen allerdings zeigt sich angesichts einer gewissen Marktübersättigung auch, warum der Verzicht auf Stargäste wie Schauspieler aus Filmen und Serien einige Probleme mit sich bringt: Geht man schließlich auf mehrere Conventions im Jahr, stellt man auch auf der Epiccon schnell fest, dass sich Inhalte regelmäßig wiederholen. Die Cosplayer, Props, Ausstellungsstücke, Händler und Zeichner ähneln denen auf anderen vergleichbaren Veranstaltungen dann doch zu sehr, um den langjährigen Convention-Geek noch wirklich zu überraschen. Was dann bleibt ist ein von Fans für Fans ausgerichtetes Programm, das zwar durchaus unterhaltsam sein kann, aber mitunter amateurhaft anmutet. Der ein oder andere professionelle Act auf der Bühne hätte sicherlich nicht geschadet – zumal asiatische Musik ja ohnehin hervorragend ankam.