Während sich der Food Truck vor der Tür in Stellung brachte, ging es dann auch schon mit der ersten Band los. The Saint Paul waren aus Velbert angereist, um dem Publikum feinsten Synthpop zu präsentieren. In der Szene noch vergleichsweise klein, besticht die Band mit der geschmeidigen Stimme ihres Sängers Paul, die den mitreißend-kantigen Electro sogar mit einer noch softeren Stimme kombiniert, als Szene-Anhänger das von VNV Nation gewohnt sind. In einem düsteren Licht gehalten, beschränkte sich The Saint Paul auf Hintergrund-Videos mit einem Beamer und einem kleinen Laser auf dem Boden. Musikalisch aber wurde schnell klar, dass die “Synthiepopper” vielleicht eine der most underrated Bands der Szene sind.
Felix Marc und Vasi Vallis von Frozen Plasma
Während der Biergarten im Innenhof zwischen Club Volta und Carlswerk zum Genuss eines Craft Beers vom Fass einlud (ja, hier gibt es IPA & Co statt Kölsch vom Fass), wurde es schon bei der zweiten Band ein wenig internationaler. Die diversen Instrumente für The Cemetary Girlz, die aus Frankreich und Schottland stammten, wurden auf die Bühne geladen. Optisch machten die Gothic-Rocker dann schon einiges her und könnten auch als Model für die nächsten Outfits herhalten: Das schwarze Lederkorsett wird da auch mal von einem Mann getragen, dazu schwarze Tattoos und lange Haare. So stellt man sich einen Goth vor. Musikalisch dafür etwas gewöhnungsbedürftiger: Hier gab es Dark Rock mit reichlich Gitarren, einen Hauch von Post-Punk und ein bewusst zurückhaltender Gesang. Etwas speziell für die Ohren des “schwarzen Mainstream”, aber doch mit Gefallen beim Publikum.
International blieb es anschließend auch bei We are Waves, die vielleicht den spannendsten Sound des Abends präsentierten. Man könnte die Musik der Band, die bereits zum zweiten Mal bei Echoes of Rebellion / Ship of Rebels dabei waren, wohl als ein gelungenes Crossover aus Dark Electro, New Wave und Post-Punk bezeichnen. Ein bisschen das, was etwa KMFDM mit Industrial Metal und Electro macht, allerdings ein wenig softer und melodischer. Das Publikum mag es und Neulinge entdeckten hier womöglich einen neuen Überraschungs-Hit, der sie fortan zum Fan machte.
Frozen Plasma bei der Echoes of Rebellion
Auch der zweite Headliner des Abends hatte einen recht weiten weg hinter sich: Me The Tiger kamen extra aus Schweden nach Köln, um ihr Publikum zu begeistern. Und das ist ihnen auch sehr schnell gelungen: Rund um Sängerin Gabriella Åström, die mit ihrer fantastischen Stimme überzeugte, gab es einschlägigen und melodischen Synthpop und Electrosounds. Dazu ein Schlagzeuger und ein Gitarrist und “Me The Tiger” brauchten sich vor den Synthpop-Größen der Szene keineswegs zu verstecken. Gitarrist Tobias Andersson hatte unterdessen auch reichlich Spaß bei der Interaktion mit dem Publikum: Das Plüsch-Krümelmonster von Besucher Patrick aus der ersten Reihe bekam spontan einen Platz auf der Bühne spendiert und sorgte für Unterhaltung nicht nur bei der Band. Dass “Me The Tiger” im September auch beim 30. Jubiläum von Solitary Experiments auftreten dürfen, haben sich die Schweden redlich verdient.
Zu guter Letzt durfte aber auch das “Zugpferd” der Veranstaltung nicht fehlen, auch wenn die Echoes of Rebellion bewusst auf allzu kommerzielle Acts verzichten: Mit 20 Jahren Bühnenerfahrung auf dem Buckel gehören Frozen Plasma wohl schon zu den alten Hasen der Gothic-Szene. Bekannt ist die Band von Vasi Vallis und Felix Marc für richtig tanzbaren Synthpop und mitreißende Bühnenshows. Und das sollte an diesem Abend nicht anders sein: Mit ihren Hits wie “Tanz die Revolution” und “Murderous Trap” blieb da kein Bein ruhig stehen und der Konzertabend wird zu einer echten Party. Dass die Band auch noch ein paar passende “Special Effects” vorbereitet hatte, kam da gerade passend. Und selbst von einem kurzzeitigen Ausfall der linken Lautsprecher ließen sich die Profis nicht beirren. Sänger Felix forderte die Fans kurzerhand scherzhaft dazu auf, dass doch “alle ein wenig nach rechts rücken sollen”, um wieder zentraler zu hören. Zum Glück aber war das Problem schnell gelöst und die Party nahm bis 0:30 Uhr kein Ende.
Me The Tiger aus Schweden begeisterten mit Frauenpower
Glücklich und mit einem gelungenen Festivalauftakt machten sich die Besucher anschließend auf in ihre Unterkünfte und so manchem wurde bewusst, wie familiär dieses Event hier doch ist: Mit einer Nähe zu befreundeten Events wie der “schwarzen Nacht” im Kultube Mönchengladbach, oder der “Dark Skies over Witten” hat sich hier eine kleine Gothic-Familie entwickelt, die abseits der großen budgetstarken Festivals kleine Alternativen gestartet hat. Dieser Erfolg wird natürlich auch im kommenden Jahr fortgesetzt: Die Echoes of Rebellion gehen am 18. Juli 2025 in die 6. Runde. Auch dieses Mal an Land im Club Volta in Köln.
Fotos: Rene Daners