Kritik:
Der LKW-Simulator „On The Road“ ist vor kurzem nämlich in die Early Access-Phase getreten und möchte sich auf langfristige Sicht als ernstzunehmende Konkurrenz für „Euro Truck Simulator 2“ etablieren. Und eines sollte den Spielern dabei wohl klar sein: „Early Access“ heißt so viel wie, dass man es hier mit einer sehr unfertigen Beta-Version zu tun hat, in der noch zahlreiche Features fehlen. Sicher: Damit könnte man grundsätzlich leben. Allerdings ist dieser Simulator in einem derartig unfertigen Zustand, dass nicht einmal das Grundgerüst tatsächlich steht. Oder anders gesagt: Abgesehen davon, mit einem(!) Lastwagen von A nach B zu fahren, funktioniert hier bisher nahezu gar nichts.
Aufträge ohne Waren
Dabei sollte man eigentlich meinen, dass der Wirtschaftspart so grundsätzlich bereits verfügbar ist. Zumindest behauptet ein Menü, dass wir bestimmte Frachtaufträge annehmen können, um Waren abzuholen und an einen Zielort zu bringen. In der Theorie mag das klappen – in der Praxis merken wir allerdings bereits hier, dass nicht einmal die Abholung von Waren einwandfrei umgesetzt wurde und wir die Aufträge somit häufig gar nicht absolvieren können. Mal abgesehen von der Tatsache, dass ein Wirtschaftspart ohnehin nur wenig Sinn ergibt, wenn wir das erwirtschaftete Geld nicht auch irgendwo ausgeben können. Bisher allerdings gibt es nur einen einzigen Lastwagen, für den wir absolut nichts einkaufen können. Tuning oder neue Ausstattung ist hier Fehlanzeige.
Fehlendes Grundgerüst
Das Ganze setzt sich dann damit fort, dass wir bei einem Unfall unseren Lastwagen auch nicht mehr aufrichten können. Von einem Abschleppdienst und einer Reparaturwerkstatt mal ganz zu schweigen. Wobei es ohnehin keinerlei Schadensmodell gibt und somit auch nichts zu reparieren wäre. Geld ausgeben ist also auch an dieser Stelle nicht möglich. Übrigens: Das mit dem Umkippen des Lastwagens kann erstaunlicherweise ziemlich häufig passieren, da nämlich auch die KI der anderen Fahrzeuge in keinster Weise brauchbar funktioniert. Diese ist derartig aggressiv eingestellt, dass sie uns praktisch bei jeder Gelegenheit rammt. Mal von physikalisch korrektem Verhalten ganz abgesehen, denn diese hier teils spektakulären Unfälle haben mit der Realität nun wirklich nichts zu tun. Warum jene Unfälle dann auch noch ohne unsere Mitwirkung geschehen, bleibt ein gänzliches Rätsel – über so manche Kreuzung können wir dadurch aber trotzdem nicht fahren. Und das häufige Bremsen der Autos auf einer Autobahn ist gleichzeitig nicht weniger absurd.
Stockender Verkehr
Nun dürfte man sich als geneigter Spieler womöglich die Frage stellen, ob denn wenigstens das Fahren selbst einwandfrei funktioniert. Allerdings ist auch hier die Frage wohl recht klar mit „Nein“ zu beantworten, obwohl wir es immerhin schaffen, den Lastwagen zu bewegen. Auf unserem Borddisplay wird somit dauerhaft „Störung des Bordcomputers“ angezeigt, ohne dass sich dies ändern ließe. Die Bremse ist teilweise so hart, dass sich der Lastwagen kaum vernünftig anhalten lässt und auch die Lenkung bei höheren Geschwindigkeiten lässt nun wirklich zu wünschen übrig. Das lässt sich unterdessen übrigens auch nicht verbessern, denn eine Unterstützung für Lenkräder fehlt komplett – wohlgemerkt bei einer Lastwagensimulation! Womit wir spätestens hier erkennen, wie sehr das Grundgerüst des Spiels letztendlich doch fehlt. Nicht, dass wir so etwas nicht gar erwartet hätten, nachdem bereits das Menü extrem simpel und ohne Vertonung gehalten wurde.
Eigene Firma? Pustekuchen!
Dabei war doch das Interesse anfangs so richtig groß, nachdem die Entwickler versprachen, man könne eine eigene Firma mit eigenen Anhängern gründen. Nun: Prinzipiell ist das sogar möglich. Bei der Profilerstellung können wir nämlich nicht nur unseren Namen eingeben, sondern auch unserer Firma einen Namen geben und ein Logo verpassen. Nun allerdings der größte Lacher: Bei der Auswahl unseres Logos stehen ganze vier hingekritzelte Buchstaben zur Verfügung. Kein Witz. Und dieser Buchstabe taucht dann ebenso wenig auf unserem Lastwagen auf, wie der zuvor ausgewählte Name unseres Unternehmens. Wenn wir dann trotz verschiedenster Eingaben nur „Spedition Walter“ als einzige Option auf dem Lastwagen finden, wird selbst diese Funktion vollkommen sinnlos. Da fragt man sich doch, in welch anfänglichem Zustand dieses Spiel sein soll, wenn nicht einmal die Übertragung von Buchstaben auf einen Lastwagen funktioniert. Da gelingen selbst Train Simulator-Hobbyentwicklern bessere Modelle. Man kann bei „On The Road“ so gesehen also kaum von einer Beta-Version sprechen, sondern bekommt bestenfalls ein Spiel in der Pre-Alpha-Phase. Und wenn sich an diesem Zustand nicht baldig etwas ändert, wird auch dieses Spiel schnell in der Kategorie „Simulator-Schrott“ landen.
Wald mit lauter Bäumen
Immerhin: Beim Mapdesign haben sich die Entwickler einigermaßen Mühe gegeben. Insbesondere die Autobahnauffahrten sind sehr realistisch gehalten, die Städte können sich durchaus sehen lassen und auch die Vegetation entlang der Strecken macht einen relativ hübschen Eindruck. Natürlich kann man dabei nicht die Grafik eines Triple-A-Titels erwarten und selbst der mittlerweile in die Jahre gekommene „Euro Truck Simulator 2“ sieht hübscher aus, aber wir befinden uns hier dennoch in einem akzeptablen Rahmen, der für dieses Genre durchaus in Ordnung geht. Lediglich das Anti-Aliasing sollte dringend hinzugefügt werden, damit die Optik noch ein wenig ansprechender aussieht. Davon abgesehen kann man aber wohl ganz klar sagen: „Außen hui, innen pfui“ – denn aus technischer Sicht läuft hier nahezu nichts.
Fazit:
Dass es sich bei einem Early Access-Titel um ein sehr unfertiges Spiel handelt, versteht sich von selbst. Bei „On The Road“ fehlt allerdings derartig viel, dass man die Simulation im aktuellen Zustand kaum als spielbar bezeichnen kann. Und wenn sich daran nicht grundlegend etwas ändert, könnten wir es hierbei mit dem nächsten Anwärter für die Kategorie „Simulator-Schrott“ zu tun haben. Schade.