Ganz im Gegensatz zu manchem Fotografen, wie mir, der sich eine kleine Vorwarnung gewünscht hätte. Dass es nämlich keinen Fotograben gibt, ist in kleineren Locations zunächst gar nicht einmal ungewöhnlich. Sich kurz nach dem Beginn des Konzerts allerdings inmitten eines Moshpits wiederzufinden, der die nächsten zwei Stunden nicht mehr stoppen sollte, allerdings schon. Die Krupps hatten es nämlich gar nicht nötig, ihre Fans zum Mitfeiern aufzufordern: Hier wurde ganz von selbst gehüpft, gekreischt, gerempelt, geschwitzt und mitgesungen. Die fast ausnahmslos schwarz gekleideten Konzertbesucher konnten praktisch jeden Song problemlos mitsingen und ließen sich nur zugern von der Düsseldorfer Industrial-Band einheizen. Fast schon ironisch klingt dann die Frage des Frontmanns Jürgen Engler “habt ihr Spaß?”.
Doch selbst für mich als – zugegeben im Moshpit selbst ins Schwitzen gekommenen – Fotografen war der Auftritt von “Die Krupps” nicht einfach ein gewöhnliches Konzert. Es war ein Erlebnis, das einen auch ganz ohne Alkohol und Drogen in eine Art Rauschzustand versetzt, von dem man sich danach erst einmal ein paar Stunden erholen muss. Das ist aber auch kein Wunder, denn für ihre Einzigartigkeit haben sich “Die Krupps” sogar eigens konstruierte Instrumente ausgedacht. Das legendäre Stahlophon etwa, bei dem Jürgen Engler mit voller Wucht rhythmisch auf verschieden große Stahlrohre hämmert, um damit ihrem ganz speziellen Sound gerecht zu werden, der wie frisch aus dem Stahlwerk klingt. Und auch hier wissen die Fans sofort: Wenn der Frontmann seine schwarzen Handschuhe anzieht, wird das “Stahlophon” eindrucksvoll zum Einsatz kommen.
Man kann also sagen: “Die Krupps” nehmen ihre “Metal Machine Music” vollkommen Ernst und veranstalten eine regelrechte Stahlwerkssinfonie – wie zufällig einst auch ihr erstes Album hieß. Die Texte sind dabei geradezu ein parodistischer Blick auf die Kultur des Ruhrpotts und überspitzen gerne die nordrhein-westfälische Leidenschaft für “Schweiß und Arbeit”. Denn wenn von der Industrie schon nicht mehr viel geblieben ist, dann soll die einstige Euphorie den Bewohnern dieses Bundeslandes immerhin tanzbare harte E-Gitarrensounds hinterlassen, die heute zu einem Symbol der hiesigen Gothic-Szene geworden sind. Schweiß gibt es bei ihrem Auftritten jedenfalls genug – und der temporeiche anstrengende Auftritt sieht sowieso nach ziemlich harter Arbeit aus.