Am 25. August 2020 hatte Dieter Nuhr einen seiner bisher wenigen Auftritte, die er während der Corona-Krise, die mit zahlreichen Absagen von Veranstaltungen verbunden ist, vor Publikum geben durfte. Nuhr weiß dabei aktuelle Ereignisse des Weltgeschehens in sein Programm einzubauen und auch immer wieder auf seine Umgebung zu reagieren. Corona ist deshalb desöfteren der rote Faden in seinem Programm – und das, obwohl er sich doch eigentlich vorgenommen hatte, dieses Thema gar nicht erst zu erwähnen, behauptete Dieter Nuhr noch ziemlich zu Anfang seines Programms. Die “Käfighaltung” des Publikums, das gemäß der Coronaverordnungen mit reichlich Abstand und Zäunen in seinen Bierbankboxen seinen Vorträgen lauscht, ist dann aber doch einladend, um sie immer wieder als Aufhänger für den nächsten Themenwechsel zu verwenden. Irgendwie hängt eben in der Welt doch alles zusammen – die Wirtschaft, das Klima, die Cancel Culture, die Wissenschaft. Fast alles kann man doch irgendwie geschickt mit der aktuellen Situation in der Welt in Verbindung bringen.
Dieter Nuhr redet dabei auch viel über sich selbst. Das muss er, wenn er seinen Appell an das Publikum, mehr Dialog zu wagen, vermitteln will. Nuhr nämlich reflektiert bei seinem Programm die Probleme unseres Zeitgeistes. Dem ständigen Zustand der Erregung, bei dem es praktisch nur noch zwei gegensätzliche Extreme zu geben scheint, widersetzt er sich mit pointiertem Humor regelmäßig. Für den Linken ein “Nazi”, für den Rechten ein “Volksverräter” – diese Spaltung, dessen Debatte keine politische Mitte mehr zu kennen scheint, ist Nuhr ein Dorn im Auge. Auch beim Thema Corona, bei dem er Maßnahmen zwar für sinnvoll hält, denn “er hätte sie kaum besser machen können”, für sinnlose Verbote und Beschimpfung Andersdenkender aber dennoch wenig übrig hat. Denn “Gesundheit ist lediglich die langsamste Art zu sterben”, so das Schlusswort des Kabarettisten, mit dem er nach etwas über 90 Minuten von der Open Air-Bühne am Düsseldorfer Rheinufer verschwindet und ein amüsiertes Publikum hinterlässt, bei dem er einen Nerv getroffen hat.