Seit Anfang des Jahres beschäftigt das Coronavirus die Welt. Strenge Maßnahmen wurden ergriffen und Veranstaltungen dürfen nur noch unter besonderen Auflagen stattfinden. Genau deshalb wurden die meisten vor allem größeren Veranstaltungen abgesagt oder auf das kommende Jahr verschoben. Doch für Messeveranstaltungen gelten besondere Regeln: Hier dürfen weit mehr Besucher erscheinen als bei anderen Veranstaltungen, während das Gelände vergrößert und ein Hygienekonzept vorgelegt werden muss. Am 26. und 27. September 2020 hat es die aus dem Mai verlegte Anime- und Japan-Convention Dokomi gewagt. Rund 13.000 Besucher kamen in die Messe Düsseldorf, um in 5 Hallen die zahlreichen Cosplayer zu bestaunen, Anime-Merch einzukaufen und ein vielfältiges Bühnenprogramm zu erleben.
Beim ersten Anblick der extrem langen Warteschlange am Samstag hätte sich so manch Unwissender bereits verwundert fragen können: “Das wurde wirklich erlaubt?”. Die Schlange der tausenden Besucher war dabei mehr als einen halben Kilometer lang, Abstände wurden nicht immer eingehalten – doch die Infektionsgefahr ist im Freien ja bekanntlich etwas geringer als drinnen. Umso besser gelang das Konzept allerdings im Innern der Hallen: Besonders breite Gänge sorgten dafür, dass die Besucher ausreichend Abstand halten konnten, 100 Security-Mitarbeiter kontrollierten die Maskenpflicht und Desinfektionsmittel, das auch am Abend der Veranstaltung noch zur Verfügung stand, stand an jeder Ecke bereit. Und das wurde von den überwiegend jungen Besuchern im Alter von 15 bis 30 Jahren, die sich auf dem Messegelände dann vorbildlich an die Maskenpflicht hielten, auch großzügig genutzt.
Ansonsten allerdings hielten sich die Einschränkungen in Grenzen, sodass eine solche Veranstaltung entgegen den Befürchtungen vieler Besucher dann doch eine ganze Menge Spaß machen konnte: Trotz Abstand konnten sich die Besucher auf dem Gelände frei bewegen, gemütlich die Stände der Händler und Zeichner durchstöbern, Fotos von den Cosplayern machen und mit jeweils einem Meter Abstand das Programm der “Black Stage” genannten Hauptbühne genießen. Für die jungen Besucher, die bereits seit März auf “Convention-Entzug” sind, war das ein geradezu befreiendes Erlebnis: Endlich wieder Freunde und Gleichgesinnte treffen und ein wenig Normalität erleben. Eine aufregende Abwechslung im von Corona-Regeln bestimmten Alltag.
Ein paar Nachteile durch die Corona-Pandemie gab es dann allerdings doch: Die Ehrengäste aus Japan konnten auf Grund der bestehenden Reisebeschränkungen leider nicht zur Dokomi kommen, wodurch der ein oder andere Programmpunkt dann doch wegfiel. Dafür präsentierte die Convention allerdings ein abwechslungsreiches Programm, das “von Fans für Fans” gestaltet wird. Deutsche Fan-Coverbands wie Endgegner oder Haru Kiss performten auf der Bühne schließlich die bekanntesten Anime-Hits, beim DanceOff Contest konnten Tänzer und Tänzerinnen ihr Können zu J- und K-Pop-Musik unter Beweis stellen und auch die besten Kostüme der Veranstaltung wurden schließlich am Sonntag Nachmittag vor großem Publikum prämiert.
Generell ist die Dokomi, die sich in den vergangenen Jahren von einer überschaubaren Veranstaltung im Kongresszentrum Süd zu einer riesigen Messe-Convention entwickelt hat, eine Convention, die auf prominente Stargäste eher verzichtet und stattdessen zum “Mitmachen” einlädt. Ob Hobby-Zeichner, die ihre Eigenkreationen in der Künstler-Area verkaufen oder Workshops, bei denen die Besucher K-Pop-Tanzschritte oder die Zubereitung japanischer Speisen erlernen konnten – die Dokomi ist eine interaktive Veranstaltung, bei der die Besucher immer wieder aktiv mit eingebunden werden. Natürlich immer mit dem aktuell notwendigen Abstand und – unter diesen besonderen Voraussetzungen – mit einem überraschend gut funktionierenden Konzept. Das Experiment Großveranstaltung während der Corona-Pandemie ist damit geglückt und könnte womöglich die Tore für weitere Events dieser Art öffnen.