Die Umgebung und das Publikum ein bisschen gewöhnungsbedürftig, wenn man zum ersten Mal ein Konzert von Cypress Hill besucht. Schon seit ihrer Gründung propagiert die Band den Cannabiskonsum und setzt sich für dessen Legalisierung ein. Auf dem Logo, den Alben, dem Merchandise, der Sonnenbrille – überall macht ein Cannabisblatt die Einstellung der Band zu Drogen deutlich. Die Fans machen da natürlich gerne mit und zünden sich kollektiv einen Joint an, bis die Open Air-Fläche riecht wie die Straßen von Amsterdam. Aber man beschwert sich ja nicht, wenn man den “highest man in the world”, wie B Real liebevoll von seinem Kollegen Sen Dog genannt wird, auf der Bühne sehen will – und ist doch erstaunt, wie friedvoll so ein Cypress Hill-Konzert sein kann.
Back to the 90s: B Real von Cypress Hill mit kultigem Oldschool HipHop
Cypress Hill beweisen unterdessen immerhin ein bisschen Selbstbeherrschung. Erst nach dem dritten Song, wenn die Fotografen den Bühnengraben wieder verlassen haben, zünden sich auch die Rapper auf der Bühne eine Tüte an – was bis zum Ende des Konzerts so bleiben sollte. Den passenden Song gab’s gleich dazu: “Dr. Greenthumb” handelt von B Reals Alter Ego, einem Cannabis-Züchter, der seine eigene Perspektive erzählt. So wird das Konzert dann auch fortgesetzt, gefühlt die meisten Songs aus dem Repertoire handeln vom Cannabiskonsum, womit der Auftritt auch schon einem gewissen Konzept folgt. Ob “Hits From the Bong” oder “Weed Medley” – man wäre ja schon fast enttäuscht, wenn das Publikum nicht zum kollektiven Gruppen-Kiffen gekommen wäre.
Auch ihre größten Hits gehörten natürlich zur Setlist, sodass Fans nach Jahrzehnten noch einmal die Gelegenheit hatten, die Tracks live zu hören. “Insane in the Brain” gehört da natürlich zu den am meisten gefeierten Songs, zu denen das Publikum erwartungsgemäß auch gewaltig abgeht. Und zwischendurch durfte DJ Lord zeigen, warum noch heute vor allem HipHop DJs bei den DMC World DJ Championships ganz oben auf der Rangliste stehen. Beeindruckende Scratching-Skills werden mit dem Percussion zu einem DJ Battle der anderen Art kombiniert und zeigen den EDM DJs mit ihren Sync-Buttons, warum im HipHop immer noch die besten der Welt an den Turntables stehen.
Sen Dog: Auch mit 59 Jahren noch voller Energie
Nach gerade einmal 70 Minuten beendeten Cypress Hill ihren Gig dann mit einem Song, der gar nicht von ihnen selbst stammt: Das House of Pain-Cover “Jump Around” lud noch ein letztes Mal zum abfeiern und abtanzen ein, sodass das Publikum trotz des vergleichsweise kurzen Auftritts mit einem Lächeln nach Hause ging. Manche von ihnen werden wiederkommen, denn der Kunstrasen Bonn hat noch einige weitere Konzerte zu bieten. Hier die folgenden Termine:
19.07. Deichkind
23.07. Samu Haber
27.07. The Dead South
03.08. Johannes Oerding
05.08. The Smashing Pumpkins
06.08. Air
13.08. Queens of the Stone Age
14.08. Jan Delay & Disco No. 1 + Das Bo
16.08. BAP (ausverkauft)
19.08. Fontaines D.C.
23.08. Kasalla
Fotos: Rene Daners