Selbstgebaute Instrumente
Die meisten Fans wissen da auch schon im Vorfeld: Corvus Corax zappelt nicht lange rum, sondern gibt mit den mittelalterlichen Tanz- und Trinkliedern ordentlich Gas. Auf eine Vorband verzichtete man komplett, dafür durfte der Hauptact selbst gleich über zwei Stunden auf der Bühne stehen und ihr musikalisches Können mit recht ausgefallenen Instrumenten zum Besten geben – ohne Pausen zwischendurch, das versteht sich schließlich von selbst. Für Pausen wäre aber wohl auch gar keine Zeit, wenn die 8-köpfige Band ihre Instrumente zum Besten gibt: Bereits die riesigen Trommeln der beiden Schlagzeuger machen einen hervorragenden Eindruck. Der Rest ist dann sogar selbst gebaut: Mit der wohl größten Drehleier der Welt und nach eigenen Vorstellungen selbst produzierten Dudelsäcken dürfte Corvus Corax eine Band sein, die klingt, wie keine andere.
Sauf noch ein!
Das allein ist es aber noch längst nicht, was Corvus Corax auch nach vielen Jahren noch ausmacht. Für viele ist schließlich klar: Richtig los geht es erst, wenn die Band in ihre riesigen Hörner bläst und ihre Geschichten von Odin und den nordischen Völkern in einen muskalischen Rahmen packt. Bei einem Konzert dieser Band werden schließlich nicht einfach nur Songs aneinander gereiht, sondern hier liefert man dem Publikum ein richtiges Konzept: In der richtigen Reihenfolge gespielt, ergeben die Lieder von Corvus Corax nämlich eine gut zweistündige Geschichte über Wikinger und deren Alltag. Dazwischen: Sauf- und Trinklieder, die auch das Publikum gerne einmal anstiften, sich doch noch das nächste Bier an der Bar zu holen. Oder noch besser: Gleich einen Schluck aus der legendären Bierrutsche zu probieren, die aussieht wie ein verlängerter Schlauch eines Dudelsackes und in welchen die Band aus einem Saunaeimer heraus Bier schüttet, um das Publikum zu versorgen, das nur zu gerne am anderen Ende auf die flüssige Abkühlung wartet. Spaß hat bei Corvus Corax also jeder – nicht nur die Band selbst.
Der Traum von Game of Thrones
Dass das Publikum deshalb allerdings etwas zu tief in die Gläser schaut, heißt das aber noch lange nicht. Wie in der schwarzen Szene üblich, welcher auch die Mittelalterfans recht nahe stehen, kann man sich auf ein zivilisiertes und rücksichtsvolles Miteinander verlassen – ganz egal, wie oft das mitgebrachte Trinkhorn eines manchen Fans auch bereits gefüllt wurde. Selbst dann noch, wenn Corvus Corax zum Ende ihres mehr als zweistündigen Auftritts als Zugabe noch den Titelsong aus Game of Thrones auf den Dudelsäcken spielt – noch immer dem Traum hinterher weinend, doch so gerne in der wohl berühmtesten Fantasyserie aller Zeiten endlich einmal aufzutauchen. Ein Glück jedoch für die Fans, die so umso öfter in den Genuss kommen, Corvus Corax einmal live zu sehen – und das lohnt sich offenbar, wie man den zufriedenen Gesichtern schnell ansah.