All jene, die nicht bereit waren, so tief in die Tasche zu greifen, dürften sich mitunter aber betrogen gefühlt haben: Wenn mit großen Hollywood-Stars geworben wird, erwartet der zahlende Besucher schließlich, die Stars auch ohne Extrakosten sehen zu können. Theoretisch wäre das auch möglich gewesen, denn die meisten Schauspieler hatten bei ihren Q&A-Panels einen eigenen Bühnenauftritt. Das Problem dabei: Die Halle mit der Main Stage war zeitweise so überfüllt, dass sich die Fans bereits bis zu 30 Minuten vor Beginn des Panels anstellen mussten, um überhaupt in die Halle zu gelangen. Zahlreiche Besucher standen somit etwa bei Jean-Claude Van Damme vor einer verschlossenen Türe und konnten keine einzige Minute des Panels sehen, geschweige denn dieses überhaupt hören. Da die Headliner an ihrem Autogrammtisch zudem von einer Box mit schwarzen Sichtschutzwänden auf allen vier Seiten umgeben waren, war es dann aber auch hier nicht möglich, einen Blick auf die Stars zu werfen. Tausende Besucher werden mitunter vielleicht keinen einzigen der groß angekündigten Headliner überhaupt gesehen haben, ohne dafür zusätzlich viel Geld zu bezahlen.
Hat man sich dann doch überwunden, viel Geld für ein Autogramm auszugeben, gab es am Samstag sogleich die nächste Hürde: Die Warteschlangen bei den beliebtesten Stars waren dermaßen lang, dass mitunter kaum mehr erkennbar war, wo diese endeten oder welche Warteschlange welchem Star zugeordnet werden konnte. Für ein Autogramm von Jean-Claude Van Damme betrug die Wartezeit also mal eben ganze fünf Stunden. Mit anderen Worten: Hat man sich für ein Autogramm eines Headliners entschieden, war es mit hoher Wahrscheinlichkeit unmöglich, am gleichen Tag noch ein weiteres zu schaffen – oder überhaupt irgendetwas von der Convention zu sehen außer Warteschlangen. Und als wäre das nicht bereits schlimm genug, setzte sich das Warteschlangen-Chaos sogar an den Essensständen oder bei der Garderobe fort, an der die Besucher am Samstag Abend ganze zwei Stunden anstehen mussten, um ihre Jacken abzuholen.
Glück für all jene Besucher, denen die Stars schlichtweg egal waren: Drumherum wurde immerhin einiges geboten. Da gab es ausgefallene kreative Bilder und Produkte von den zahlreichen Zeichnern, interessante Props und Replikas des “Knight Rider”-Autos KITT zu bewundern, reichlich Cosplayer, die sich für Fotos ablichten ließen und natürlich auch die obligatorischen Merchandise-Händler, die ihre Funko Pop-Figuren und Anime-Produkte an den Mann und die Frau bringen wollten. Ob das dann für eine Tageskarte im Preis von über 52 Euro ausreichte? Das muss wohl jeder selbst wissen. Hinsichtlich der Besucherzahlen dürfte die German Comic Con für den Veranstalter Markus Borchert aber wohl dennoch ein Erfolg gewesen sein: Vom 6. – 5. Mai 2023 und vom 2. bis 3. Dezember 2023 findet im Dortmund erneut die German Comic Con statt.