Und zwei der insgesamt drei Bands, die am 1. November 2018 in den Scala Club in Leverkusen kamen, hatten auch einen dementsprechenden Weg hinter sich: Ruben Moreno und Dwight Carrier etwa, die in ihrem Heimatland einen recht hohen Bekanntheitsgrad haben und mit ihrem moderneren Zydeco-Sound das Publikum ordentlich einheizten. Zydeco nämlich setzt auf einen etwas schnelleren, tanzbaren Sound mit zahlreichen Einflüssen aus der afroamerikanischen Musikszene und auch gesanglich mit ein bisschen Soul. Und trotzdem irgendwie klassisch an Country- oder Folkmusik erinnernd. Dann aber doch wieder flott genug, um das Tanzbein zu schwingen, wie es das überwiegend im mittleren Alter befindliche Publikum auch nur zu gerne getan hat.
Nicht minder begeistert war das Publikum dann aber von Roddie Romero und seiner Band, die aus Lafayette angereist waren, um den Scala Club mit feinstem Blues zu begeistern. Und das können die schließlich hervorragend: Roddie Romero wurde immerhin nicht umsonst bereits drei Mal für den Grammy nominiert. Spätestens, wenn er dann mit seinem Gesang beginnt, wird dem staundenen Publikum auch bewusst, warum der Mann in seiner Heimat dermaßen beliebt ist: Die ganz besondere Stimme, die ein bisschen an Country und Rodeo erinnert, fügt sich nämlich auf besondere Weise in den oftmals flotten American Blues-Sound ein und verpasst ihm eine Note, die man so mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nirgendwo gehört hat.
Dass das American Cajun, Blues & Zydeco-Festival aber auch noch ein interessantes Konzept zu bieten hat, macht dann auch die dritte und nur aus einer Person bestehende Band Blues a Bebe deutlich: Nach dem 30-minütigen Cajun-Solo des langjährigen Bandmitglieds der Cajun-Band “Le Clou” bekommt man Johannes Epremian schließlich noch etwas öfter zu sehen. Immer wieder kommen Bandmitglieder der anderen Formationen zu ihren Kollegen auf die Bühne und beteiligen sich als Gast an einem ihrer Songs. Und da wird dann auch klar, woher der Name stammt: Dieses Festival reiht die drei Genres nicht einfach nur aneinander, sondern vermischt sie auf geschickte und klanglich anspruchsvolle Weise miteinander – bis wir auf der Bühne nach über drei Stunden Spielzeit plötzlich eine faszinierende neue musikalische Kreation erleben dürfen und das Publikum seine Begeisterung nicht mehr verbergen kann. Manchmal eben lohnt sich der kleine Blick über den besonderen Tellerrand.
Die Tour des Festivals ist unterdessen noch nicht zu Ende: In Wolfenbüttel und Dresden stehen am 3. und 4. November 2018 schließlich noch zwei weitere Termine an, bei denen Cajun-Begeisterte oder an neuer Musikerfahrung Interessierte in den Genuss dieser außergewöhnlichen Konstellation kommen können. Tickets gibt es ab 20 Euro unter americancajunfestival.de.