Kritik:
Spieleumsetzungen zu interessanten Comics sind schon seit vielen Jahren keine Seltenheit mehr. Manchmal allerdings sind einige Comics nicht weltbekannt, sondern genießen eine gewisse Popularität eher in einzelnen Regionen. So auch „Blacksad“: Die gleichnamigen Comics spielten auf dem deutschen Markt bisher keine allzu große Rolle, in Frankfreich hingegen sind die Geschichten der beiden Spanier Juan Diaz Canales und Juanjo Guarnido kaum mehr aus den Regalen wegzudenken. Und mit dem gleichnamigen Spiel, bietet sich auch hiesigen Comic-Interessierten die Möglichkeit, einmal in diese ungewöhnliche Geschichte einzusteigen.
Vom Comic zum Spiel
Das Krimi-Adventure rund um Privatdetektiv John Blacksad orientiert sich nämlich so nah wie nur möglich an den originalen Vorlagen. Das fängt schon bei den Figuren an: Jegliche Charaktere dieses Spiels bestehen nämlich aus anthropomorphen Figuren, also Personen, die zwar einen menschlichen Körper haben, jedoch über tierische Eigenschaften vor allem im Gesicht verfügen. In der Hauptrolle spielen wir daher einen stämmigen schwarzen Kater, der die Klischees des Tieres bestens erfüllt: Mit einer gesteigerten Aufmerksamkeit, sowie ausgeprägten Sinnesorganen ist er bestens in der Lage, die Rolle eines Privatdetektivs zu übernehmen und sich an diversen Tatorten auf Spurensuche zu begeben.
Klischees mit Tieren
Doch auch bei praktisch allen Nebencharakteren unterstützt das tierische Erscheinungsbild die klassischen Charaktereigenschaften: Dazu gehört ein treuer und ehrlicher Polizist in Form eines Hundes ebenso, wie vermeintliche Bösewichte, die etwa als Wolf oder Echse in Erscheinung treten. Zum Glück muss man an dieser Stelle allerdings sagen, dass nicht alle Figuren in „Blacksad“ so schwarz-weiß sind, wie sie auf den ersten Blick den Anschein machen und so mancher Charakter im Laufe der Geschichte durchaus für ein paar Überraschungen gut ist. Einen gewissen Niedlichkeitsfaktor haben die Tiere, die zum Teil auch in die Rolle der Gangster schlüpfen aber allemal. Insgesamt möchte man sich über die hohe Altersfreigabe ab 16 Jahren angesichts dieser Darstellung dann sogar wundern.
Das kleine “LA Noire”
Vielleicht liegt es aber schlicht an der Tatsache, dass sich „Blacksad“ am klassischen Film noir orientiert und uns eine Krimigeschichte erzählt, die eine Gesellschaft der 50iger Jahre eher von der dunklen Seite zeigt. Mit einem Setting, das nämlich durchaus an herausragende AAA-Titel wie „LA Noire“ erinnert, kommt die dazu passende Atmosphäre nämlich recht schnell auf. Und während wir nach und nach darüber rätseln dürfen, was wohl hinter dem Verschwinden des Boxers stecken mag, lässt uns „Blacksad“ in typischer Sherlock Holmes-Manier auf Spurensuche gehen: An den Tatorten müssen wir die Räumlichkeiten nach wichtigen Gegenständen absuchen, unsere Gesprächspartner können wir beschnüffeln und genauer unter die Lupe nehmen, um ihre wahren Absichten zu erkennen und in unserer Notizwolke dürfen wir anschließend verschiedene Beobachtungen kombinieren, um zu neuen interessanten Erkenntnissen zu gelangen.
Auf den Spuren von Telltale
Insgesamt mag dieser spielerische Aspekt aber lediglich etwa die Hälfte des Spiels ausmachen. Zu einem ebenso großen Anteil beschäftigen wir uns nämlich mit Dialogen und müssen durch geschickte Antworten sinnvolle Entscheidungen treffen. Manche davon haben durchaus Einfluss auf den Spielverlauf und vor allem auf unseren Eindruck, den wir bei anderen Figuren hinterlassen, andere führen hingegen kurzerhand zum Spielende, sodass wir den Dialog erneut absolvieren müssen. Und wenn uns das Glück einmal verlässt, kann es sogar durchaus passieren, dass wir in Form von Quick-Time-Events gegen einen Gesprächspartner kämpfen und im richtigen Moment die dafür notwendigen Tasten drücken müssen.
Moment Mal: Tierische Charaktere, Quick-Time-Events und Dialoge mit Entscheidungen – das kommt uns doch irgendwie bekannt vor? Tatsächlich kann man bei „Blacksad“ sicherlich eine große Ähnlichkeit zu den alten Adventure-Games von Telltale erkennen. Und man muss schon zugeben, dass die spannende Krimigeschichte vor allem eine interessante Alternative für Fans von „The Wolf Among Us“ ist, die einfach keine Geduld mehr haben, auf den zweiten Teil zu warten, dessen Erscheinungstermin nach wie vor in den Sternen steht. Hinsichtlich des linearen Handlungsablaufs, der viele Entscheidungen doch eher vortäuscht, statt echten Einfluss auf das Spiel zu nehmen, unterscheiden sich die beiden Spiele jedenfalls eher marginal – auch wenn man sich statt auf Fantasy eher auf eine recht klassische Kriminalgeschichte konzentriert.
Technische Mängel trotz linearer Erzählung
Erscheckend ist angesichts dieser zum Teil streng linear gehaltenen Story allerdings der technische Zustand des Spiels. Während unseres Tests sind uns immer wieder diverse Probleme aufgefallen, bei denen John Blacksad sich etwa weigert, auf jegliche Eingaben zu reagieren – vor allem dann, wenn wir einen der vielen Sticker, die in „Blacksad“ sammelbar sind, in unser Sammelalbum geklebt haben. Dieser Bug war dann dermaßen fatal, dass ein Laden des vorherigen Spielstandes nicht ausreichte und das gesamte Spiel neu gestartet werden musste, um die Geschichte fortsetzen zu können. An anderer Stelle wiederum verschluckte die Sprachausgabe vereinzelt Wörter oder unsere Spielfigur weigerte sich etwa, Treppen hinauf oder hinab zu steigen. Da es sich obendrein auch nicht um ein Open-World-Spiel handelt, sondern die Schauplätze insgesamt stark begrenzt sind, lassen sich derartige Fehler kaum rechtfertigen.
Fazit:
Spannende Alternative für Fans von „The Wolf Among Us“: Mit „Blacksad“ werden wir in eine atmosphärische 50iger Jahre Welt des Film noir entführt, in dem tierische Charaktere dem Verschwinden eines Boxers und einem Mord auf die Schliche kommen. Damit bekommen wir eine fesselnde Krimigeschichte geboten, die jedoch leider einige technische Patzer mitbringt.