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  • Beats and Noise: Harte elektronische Beats im Kulttempel Oberhausen
    14. Oktober 2024 | 17:24

    Für den Besucher eines Rock-Konzertes hätte sich am 12. Oktober 2024 wohl ein ungewöhnlicher Anblick auf der Bühne des Kulttempel Oberhausen geboten. Kein Schlagzeug, keine Gitarren, noch nicht einmal Keyboards waren auf dem Bühnenbild zu sehen, das hier für das Event Beats and Noise vom Plattenlabel Hands Productions aufgebaut wurde. Stattdessen diverse Tische mit zahlreichen elektronischen Geräten und ziemlich viel Kabelsalat. Vom Notebook über Effektgeräte, bis hin zu anderen außergewöhnlichen Geräten, die hier als Instrument verwendet wurden, fanden sich zahlreiche Objekte, um damit genauso ungewöhnliche Musik zu produzieren. “Beats and Noise” klingt zwar auf dem ersten Blick nach Techno, ist aber eigentlich noch viel härter und spezieller. Die Musik aus technoiden Beats und Geräuschen würden Mainstream-Ohren womöglich als “Krach” bezeichnen, hat aber zahlreiche Fans. Und die kommen vor allem aus der schwarzen Szene.

    Außenstehende würden derartige Musik vermutlich nicht gerade mit der Gothic-Szene in Verbindung bringen. Tatsächlich aber beweist Noise die Vielfalt des Gothic, die von typischem Rock bis zu den härtesten elektronischen Sounds reicht. Dass das Publikum an diesem Abend daher praktisch ausnahmslos in schwarz gekleidet im Kulttempel erscheint, der ohnehin als Szene-Location bekannt ist, verwundert daher wenig. Eine gewisse Nähe zum EBM haben die Besucher der “Beats and Noise”, denn Aufkleber von “Front 242″ oder “Nitzer Ebb” schmücken so manches Auto auf dem Parkplatz. Das lässt sich auch optisch erkennen: Boots sind für viele obligatorisch, das schwarze Hemd darf es aber auch mal sein. Man muss zu der Musik ja schließlich ordentlich tanzen, stampfen und – wie der EBMler sagen würde – marschieren können.

    Sans-Fin bei Beats and Noise
    Einlass-Begrüßung mit harten Beats: Sans-Fin machte den Anfang des Events

    Den Anfang machten ab 19 Uhr erst einmal ein paar ruhigere Acts. Wobei “ruhig” bei diesem Genre wohl relativ ist. Schon während dem Einlass werden die Besucher von den treibenden Beats von Sans-Fin begrüßt, der seine Musik selbst als “Intelligent Dance Music” bezeichnet. Das klingt ein bisschen wie Techno, wird aber durch seinen experimentellen Anteil deutlich spannender. Soundeffekte, hier und da mal übersteuerte Modulatoren und andere Experimente sorgen dafür, dass sich die Beats hier abseits der Hörgewohnheiten befinden. Anschließend mit Monya dann die einzige Frau an diesem Abend. Und selbst, wenn ihre Sounds vielleicht noch ein bisschen eingängiger klingen, als bei manch anderem Act aus dem Noise-Genre: Den Kulttempel brachte sie damit bereits um 20 Uhr zum Beben. Und sorgte dafür, dass das Publikum sich schleunigst auf der Tanzfläche versammelte.

    Etwas verwundert mochte man inzwischen sein, wie die Künstler bei all ihren Gerätschaften überhaupt noch den Überblick behalten. Es schien fast, als würden auf dem Pult mehr Kabel liegen, als Instrumente. Dass das auch seinen Grund hatte, durfte dann Maschinenkrieger KR52 zeigen, der sich einen großen Spaß daraus machte, wirklich jedes Stück experimentell zu manipulieren. Auf einmal wurde es deutlich “noisiger”. Quietschen, Kreischen, seltsame Frequenzen – alles, was irgendwie rhythmisch in den Sound passt, wurde von Maschinenkrieger KR52 dort auch eingebaut. Der wiederum ging zu seiner Musik genauso ab, wie auch das Publikum: Hier blieb kein Bein ruhig stehen, bis der Musiker irgendwann sogar mit den Füßen auf seinem Pult stand. Das ist wohl Musik mit Leidenschaft.

    Maschinenkrieger
    Zeit für Experimente: Maschinenkrieger KR52 begeisterte mit spannendem Noise

    Schon sichtlich eingeheizt von den Beats, brauchte Mono No Aware anschließend wohl eine kleine Abkühlung. Wer braucht schon ein Shirt bei dieser Hitze zwischen treibendem Bass und schwitzend tanzenden Besuchern? Hier begibt sich aber kein Japaner auf die Bühne, wie der Künstlername wohl vermuten ließe, sondern Leif Künzel aus dem Ruhrgebiet. Und der setzte seinen Sound genau da fort, wo Maschinenkrieger KR52 zuvor aufgehört hatte. Quasi zu jeder Stunde wurde die Musik bei “Beats and Noise” härter, der Nebel dichter und das Scheinwerfer-Gewitter ein bisschen heftiger. Die Party also voll im Gange und das Publikum immer tanzender.

    An der Stelle hätte wohl kaum jemand damit gerechnet, auch einmal eher traditionelle Instrumente auf der Bühne zu sehen. Das Duo aus Statiqbloom + Blush Response wollten aber einmal zeigen, dass Noise auch auf einer Gitarre gespielt werden kann. Wer nun aber damit rechnete, typische Gitarrenriffs zu hören, wurde schnell eines Besseren belehrt: Was die anderen Acts mit Frequenzmodulatoren und Effektgeräten fabrizierten, war bei diesem Act pure Handarbeit. Mit einer Gitarre echten Noise zu spielen, also quietschende Geräusche zu produzieren, dürfte auf einer Bühne wohl einzigartig sein. Es machte “Statiqbloom + Blush Response” aber wohl zum ungewöhnlichsten Auftritt, den die Besucher an diesem Abend zu sehen bekommen sollten.

    Statiqbloom
    Noise geht auch mit Gitarre: Statiqbloom + Blush Response als außergewöhnliches Duo

    Auch danach bleibt es bei einem Duo: Monolith aus Belgien gaben den Headliner bei “Beats and Noise”. Und die legten ordentlich beim Tempo zu: Das Projekt hinter Eric Van Wonterghem machte dem “Beats” in “Beats and Noise” alle Ehre und trieb die Beats per Minute ganz gewaltig in die Höhe. So experimentell die Musik auch sein mag, entpuppte sich “Monolith” als wohl tanzbarster Musik-Act des Abends. Ein würdiger Abschluss, bevor noch einmal alle Musiker nacheinander auf die Bühne durften. Für die “Aftershow-Party” hatte sich Veranstalter und DJ Udo Wiessmann nämlich etwas Besonderes ausgedacht: Jeder Musiker, der an diesem Tag auf der Bühne stand, durfte sich selbst als DJ versuchen und rotierend den ein oder anderen Song auflegen. Solange, bis um 3 Uhr morgens dann auch die letzten Gäste nach Hause gebeten wurden, weil der Kulttempel seine Türen schloss. Bis es dann am 11. Oktober 2025 in die nächste Runde geht