An den beiden Tagen gab es Musik schließlich auf drei Bühnen. Während eine davon auf dem Außengelände steht und die zweite das hübsche Theater schmückt, bietet die dritte Bühne schon echtes Urlaubsfeeling: Das Schiff MS Rheinenergie der Köln-Düsseldorfer Rheinschiffahrt war nämlich wie üblich an der Kölner Rheinpromenade angedockt – und bot die dritte Bühne gleich im Inneren des Schiffs. Dort spielten die kleineren Bands wie Schwarzschild oder Sturm Cafe, während sich die schwarz gekleideten in der Sommerhitze schwitzenden Goths oben auf dem Dach mit einem Weißbier in die Strandkörbe verkriechen konnten. Das Sommerfeeling ließ da nicht lange auf sich warten.
Ziemlich viel Glück hatte die schwarze Szene an dem Wochenende ja ohnehin mit dem Sommer: Bei sonnigen fast 30 Grad war das diesjährige Amphi Festival womöglich das wärmste Festival seit Beginn der Veranstaltungsreihe. Umso besser, dass ein Sandstrand mit Strandbar natürlich auch dazu gehört, damit die feiernden Fans zwischendurch auch mal ihre Füße hochlegen konnten. Dass Sommer, Sonne und Gothic dann doch erstaunlich gut zusammenpasst und selbst am Stand ganz und gar nicht seltsam aussieht, hat das Amphi Festival in diesem Sommer jedenfalls bestens bewiesen. Und wer doch seine eleganten dunklen Kleidungsstücke im Sand nicht schmutzig machen wollte, konnte auf der mittig platzierten Insel einen leckeren Slush Met genießen und dabei trotzdem noch die Bands auf der Hauptbühne erleben.
Die Bands waren unterdessen natürlich ohnehin das große Highlight des Festivals: Große Namen wie Eisbrecher oder Mono Inc., die inzwischen wahrscheinlich auch dem Mainstream bekannt sein dürften, waren die Headliner auf dem Amphi Festival und sorgten mit ihren eindrucksvollen Rock- und Neue Deutsche Härte-Songs für Stimmung an der Main Stage. Besonderheiten gab es aber trotzdem auch: The Birthday Massacre etwa reisten aus Kanada an, um einen der wenigen deutschen Auftritte in diesem Jahr auf dem Amphi Festival zu feiern. Und auch wenn so mancher bei der Electro-Band Sono wohl zwiegespalten ist, ob ihre Musik noch unter Gothic fällt, gehörte die Band, die im Jahre 2001 mit “Keep Control” ihren Durchbruch hatte und damals bei Viva und Sunshine Live hoch- und runtergespielt wurde, wohl ebenfalls zu den beliebtesten Acts an diesem Festival-Wochenende.
Generell bestand das Konzept das Amphi Festival ohnehin daraus, ein möglichst breites musikalisches Spektrum zu bedienen. Da sollten die eher rockig veranlagten Goths mit Letzte Instanz und Samsas Traum schließlich genauso auf ihre Kosten kommen, wie die Fans der elektronischen Klänge mit Suicide Commando, Mesh oder VNV Nation. Und selbst so manche Nische aus der EBM-Szene sollte auf dem Amphi Festival nicht zu kurz kommen. Beim Publikum kam das wiederum so gut an, dass der neue Termin für das nächste Jahr bereits fest steht: Am 29. und 30. Juli 2023 sollen Headliner wie Deine Lakaien, Front 242 und Combichrist in den Tanzbrunnen Köln kommen.