Auch ohne die passenden Shirts war der Headliner Aesthetic Perfection allerdings ein optischer Hingucker. Ob der etwas ungewohnte Schnäuzer von Frontmann Daniel Graves auch zur “ästhetischen Perfektion” zählt, darüber streiten sich zwar die Geister, mit dem Pullover samt Plastikkragen, der strammen Lederhose und dem schicken Hut war der Anblick auf der Bühne des Kulttempels aber schon recht sehenswert. Eine Vorliebe für Lack und Leder scheint die Band ohnehin zu haben: Keyboarder Elliot Berlin und Schlagzeuger Joe Letz zogen sich gleich eine BDSM-Maske mit Nieten über das Gesicht, um die ästhetische Perfektion noch ein bisschen weiter aufzuwerten.
Lohnenswert blieb der Abend aber auch für all jene Zuschauer, die sich dazu entschlossen, ihre Tickets für Eisfabrik einfach gegen Aesthetic Perfection umzutauschen: Die Amerikaner entschlossen sich nämlich dazu, ein relativ massentaugliches Konzert hinzulegen. Konkret bedeutet das: Am Abend des 29. April 2022 lief auf der Bühne ein Highlight nach dem anderen – und das zumeist Songs, die langjährige Fans problemlos mitsingen können. Ihr poppiger Mainstream-Song “Never Enough” durfte da natürlich ebenso wenig fehlen, wie der deutlich kantigere Track “Antibody” oder härtere Aggrotech-Titel wie “The Great Depression”. Als kleines Extra: Eine fantastische, einzigartige Gesangsstimme von Sänger Daniel Graves. Da wundert es wenig, dass die Fans sich allesamt eine Zugabe wünschten und zahlreiche Besucher anschließend noch über Stunden auf der Aftershow-Party des Kulttempels blieben, der seinen liebevoll gestalteten Gothic-Club mit religiös anmutender Deko kombiniert.