Kritik:
Als die beiden Entwickler Marcel Kuhnt und Rüdiger Hülsmann von MR Software erst vor knapp drei Jahren mit der ersten Version ihrer Eigenentwicklung „OMSI – Der Omnibussimulator“ an den Start gingen, waren Spieler und Kritiker hellauf begeistert. Der hohe Detailgrad bei der Simulation der Fahrzeuge begeisterte ebenso, wie ein originalgetreuer Nachbau der Strecke in Berlin-Spandau. In den letzten Jahren galt das Spiel als der momentan beste Bussimulator, da Publisher wie Astragon diesbezüglich nicht gerade Qualitätsware abgeliefert haben. Doch kann die zweite Version trotz nur geringfügiger Steigerung des Umfangs erneut überzeugen?
Hoher Detailgrad
Natürlich hält man auch in der zweiten Version an den alten Qualitäten hinsichtlich der technischen Simulation des Busses fest. Auch hier können wir bis ins kleinste Detail wirklich absolut jeden Knopf in den Fahrzeugen betätigen und somit das gesamte Fahrzeug steuern, als hätten wir es mit einem realen Bus zu tun. Die einzelnen Fenster des Busses lassen sich allesamt einzeln öffnen, das Heizsystem entsprechend verwenden und auf Wunsch können wir sogar die Kupplung gänzlich eigenhändig bedienen. Das überzeugt erneut, zumal wir auch für die erfahreneren Simulationsspieler wieder die passende technische Spielerei mitgeliefert bekommen. Mit einem voll funktionsfähigen IBIS – dem Fahrgastinformationssystem der Berliner Omnibusbetriebe – können wir nicht nur die Matrixanzeige manuell steuern, sondern auch die Ansage der Haltestellen mittels Sprachausgabe im Bus bedienen. Man hätte die Simulation eines Busses wohl zunächst kaum besser umsetzen können.
Neuheit: Gelenkbus
Erstmals lässt sich in der neuen Version auch ein Gelenkbus steuern, den die Entwickler bereits Monate vor dem Release ankündigten. Damit bietet sich für erfahrene Simulationsspieler eine neue Herausforderung, denn das lange Gefährt um enge Kurven zu lenken, ist definitiv nicht immer einfach. Durch die möglichst genaue Steuerung, bei der wir den Winkel unseres Lenkrades exakt wählen können, sind aber selbst engste Kurven dennoch zu meistern. Die Fahrzeugphysik kann sich sehen lassen und sorgt für ein realistisches Verhalten des Busgelenks. Entsprechend der Verwendung der neuen Busse gibt es natürlich auch auf der Karte entsprechend Neuerungen, die abhängig des eingestellten Jahres sich sogar unterscheiden können. Verkehrstechnische Änderungen durch den Mauerfall wurden also ebenso berücksichtigt, denn wir können in diesem Spiel problemlos zwischen den Jahren 1988 und 1994 mit verschiedenen Karteninhalten spielen. Auch an dieser Stelle überzeugt „OMSI 2“ noch auf ganzer Linie.
Überarbeitete Menüführung
Insgesamt hat sich auch an der Bedienungsfreundlichkeit durchaus etwas getan, denn mit einem vereinfachten Menü kommen nun auch unerfahrene Spieler schnell in der Simulation zurecht. Möchte man sich mit dem Fahrgastinformationssystem nicht genauer auseinandersetzen, da hierfür zwingend die gedruckte Anleitung erforderlich ist, so kann man die Linien- und Zielangaben auch problemlos über ein Menü vornehmen und somit schneller und einfacher starten. Das hilft Einsteigern ungemein, ihre erste Fahrt doch endlich zu beginnen. Leider hat man aber auch hier auf einfachste Kameraeinstellungen verzichtet und könnte das Menü durchaus noch ein wenig ausweiten. Ist einmal eine freie Kameraansicht gewünscht, erreichen wir diese immer noch nur über etwas umständlichere Wege. Schade, denn bei der Benutzerfreundlichkeit ist noch deutlich Luft nach oben.
Fliegende Schilder
Nun müssen wir an der Stelle aber klar sagen: Abgesehen vom Gelenkbus und der überarbeiteten Menüführung, haben wir das bisher genannte auch bereits in der ersten Version erlebt. Auch dort war die Simulation der Fahrzeuge so detailliert, wie sie es in der neusten Version geblieben ist. Leider hat die zweite Ausgabe des Omnibussimulators dennoch aus zahlreichen Gründen absolut gar nicht gefallen, was auf massive Probleme beim Kern des Spieles zurückzuführen ist. Das beginnt bereits bei einigen Ungereimtheiten bei einem der wichtigen Spielinhalte, nämlich der Karte. Die damalige Spandau-Karte aus dem ersten Teil wurde nämlich grundlegend überarbeitet und an mancher Stelle deutlich ausgebaut. Leider mussten wir immer wieder auf unsichtbare Wände, fliegende Schilder und falsche Richtungsangaben stoßen, die das Fahren auf dieser Strecke nahezu unspielbar machen – zumindest aber unansehnlich. Hier sind noch einige Patches nötig, um die Fehler auf der Map zu beheben – immerhin gibt es nur zwei Maps in der Hauptversion des Spiels und davon ist eine kaum der Rede wert.
Trampolinsimulator
Der andere – und noch deutlich schwerwiegendere Grund – sind die zahlreichen technischen Mängel, auf die wir während unseres Tests gestoßen sind. Mit den standardmäßigen Grafikeinstellungen war es, trotz ohnehin schon nicht gerade hübscher Optik, kaum möglich die Simulation flüssig zu spielen – nicht einmal auf starken Rechnern. Da war schon deutliches herunterschrauben der Grafikeinstellungen nötig, um es überhaupt bis zum Zielort zu schaffen. Und selbst auf niedrigsten Einstellungen kam es teilweise zu enormen Frameratedrops, die das Spiel praktisch unspielbar machen. Unspielbar deshalb, weil unser Bus unterhalb einer bestimmten Framerate damit begann, wie auf einem Trampolin wild über die Straße zu hüpfen. Da war es auch mit der Fahrzeugphysik dann hinüber. Definitiv haben wir jedoch feststellen können, dass die Probleme eindeutig auf Mängel in der Programmierung zurückzuführen sind, denn anstelle des Grafikspeichers wird der temporäre Festplattenspeicher zum Laden der Kacheln und Objekte verwendet, was beim Nachladen von Objekten und Texturen zu diesen starken Performanceeinbrüchen führt. Da bringen auch der schnellste Prozessor und der größte Grafikspeicher absolut gar nichts. Bedenken wir an dieser Stelle, dass das Spiel grafisch ohnehin schon kaum den aktuellen Referenzen entspricht, ist das ein Armutszeugnis für die Entwickler, dessen erste Version noch mit mindestens doppelter Framerate lief.
In diesem Sinne: Zum aktuellen Zeitpunkt ist die zweite Version des „OMSI“ in keinster Weise spielbar. Wir raten bis auf weiteres dringend vom Kauf ab!
Fazit:
Die zweite Version des Omnibussimulators überzeugt zwar erneut mit einer detaillierten Simulation der Fahrzeuge und einer ausgebauten originalgetreuen Spandau-Karte. Auf Grund von schwerwiegenden technischen Mängeln müssen wir zum aktuellen Zeitpunkt jedoch vom Kauf abraten.