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  • Game-Review: Assassin’s Creed 3

    Assassins Creed 3 Cover

    Einst musste Connor mit ansehen, wie sein gesamtes Dorf niedergebrannt und seine eigene Mutter getötet wurde. Inmitten der amerikanischen Revolution, während die Briten gegen die Franzosen einen erbitterten Krieg um das Land führten und die Indianer in Reservate steckten, war der Engländer Charles Lee für dieses Massaker verantwortlich. Bereits im Kindesalter schwor er sich, eines Tages blutige Rache zu üben. Heute, einige Jahre später, erlernt er unter der Anleitung von Archilles die Fähigkeiten eines Assassinen kennen und macht sich auf den Weg nach Boston, um den Mörder seiner Mutter ausfindig zu machen. Dumm nur, dass der Krieg immer schlimmere Formen annimmt und auch sein eigener Vater auf der Seite der Briten steht. Ein Kampf um Leben und Tod, sowie um die Zukunft seines eigenen Volkes beginnt…

    Kritik:
    Obwohl das Spiel eigentlich erst den Titel „Assassin’s Creed 3“ trägt, handelt es sich eigentlich bereits um die fünfte Veröffentlichung eines Spiels aus dieser Reihe. Das Spielprinzip ist seit je her gleich geblieben und handelt von einem Meuchelmörder, der mit versteckter Klinge, unglaublichen Fähigkeiten und beeindruckenden Kletterkünsten auf die Jagd nach seinen Feinden geht – während in der Gegenwart ein junger Mann im „Animus“ liegt, um die Erlebnisse und Erinnerungen seiner Vorfahren nachzuerleben, stets auf der Suche nach einem mächtigen goldenen Apfel. Der nun offizielle dritte Teil führt uns jedoch in ungewohntes Terrain.

    Assassins Creed 3 Screenshot

    Aufstand der Indianer
    Nachdem wir bereits in den vorangegangenen „Assassin’s Creed“-Spielen das überaus detailgetreu nachgebaute Jerusalem und anschließend Leonardo Da Vinci in Florenz und Venedig besuchen durften, führt es uns nun mittels eines größeren Zeitsprungs in die amerikanische Revolution. Im 18. Jahrhundert dürfen wir uns dabei die frühen Versionen von Boston und New York ansehen, mit der Kutsche durch die hölzernen Straßen reiten und die beeindruckenden Waldlandschaften in der Nachbarschaft erkunden. Sei es zu Fuß, mit dem Pferd oder auf Bäumen klettern – was Indianer offensichtlich besonders gut können. Die Rolle ist dabei eine gänzlich neue: Connor ist nicht mehr nur Assassine, sondern zugleich auch Halb-Indianer mit einem Vater bei den Templern, der grundsätzlich automatisch zum Feind erklärt wird. Damit steht uns nicht nur ein geschichtliches Ereignis bevor, sondern auch noch eine stets nachvollziehbare Handlung.

    Assassins Creed 3 Screenshot

    Vom Indianer zum Assassinen
    „Assassin’s Creed 3“ lässt sich dabei erstaunlich viel Zeit mit der Vorgeschichte. Wir beginnen zunächst in der Rolle von Connors Vater als Templer und dürfen dabei nach und nach beobachten, wie die Engländer gegen die Indianer vorgehen. In der Rolle eines kleinen Kindes erkunden wir dann die Wälder, lernen das Jagen und Kämpfen und werden langsam in die zunächst gewöhnungsbedürftige Rolle eines Indianers eingeführt. Erst ab der vierten Sequenz, also nach etwa einem Drittel des gesamten Spiels, schlüpfen wir somit in die Rolle unserer eigentlichen Hauptfigur und bekommen damit die wohl längste Vorgeschichte, die wir jemals erleben durften. Das ist jedoch auch gut so, denn trotz oftmals nur kleinen Storyschnipseln, wird uns jederzeit klar, welche Motive Connor für seine Handlungen hat und warum wir ausgerechnet unsere jeweiligen Ziele töten sollen. Das gibt dem Charakter deutlich mehr Tiefgang und sorgt dafür, dass wir uns umso mehr mit unserem Charakter anfreunden können.

    Wer die Freiheit aufgibt…
    Wie es für die Serie typisch ist, dürfen wir während unserer Reise in die großen Städte auch auf bekannte Personen treffen. In diesem Fall mag dies nicht nur auf den General Charles Lee und den Präsidenten George Washington zutreffen, sondern auch auf Benjamin Franklin, der auch vor allem für sein berühmtes Zitat „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird beides verlieren“, bekannt ist. Dieses gibt im Angesicht des Krieges der amerikanischen Revolution eine gänzlich neue Bedeutung, während es doch heute eher zur Bekämpfung der Überwachung „missbraucht“ wird. Umso spannender also, dass wir während des Spiels auch einmal in die Druckereien eindringen dürfen und einen ganz eigenen Blick auf die frühzeitige Medienlandschaft bekommen – wenngleich dies sicherlich nicht dem Hauptaspekt des Spieles entspricht.

    Assassins Creed 3 Screenshot

    Lineares Tempo
    Der Spieler hat dieses Mal gleich mehrere Möglichkeiten, zu spielen. Einerseits kann er sich geradewegs auf die Hauptmissionen konzentrieren und jegliche Nebensächlichkeiten des Spiels völlig ignorieren. So kann er auch umgehen und ohne Umwege zu den jeweiligen Missionen „schnell reisen“ und muss nicht einmal wirklich die nähere Landschaft erkunden. Andererseits bieten jedoch zahlreiche Nebenmissionen rund um die Siedlung und die Bevölkerung interessante Abwechslung und bilden den Charakter der Figur noch weiter aus. Haben wir es darauf abgesehen, Connor einmal von seiner liebevollen Seite zu sehen und ihn statt stets zu morden, auch einmal mit einem Lächeln im Gesicht zu beobachten, so sollte man unbedingt einen Blick auf die ein oder andere Nebenmission legen. Schade ist lediglich, dass der Anreiz diese zu spielen, nicht immer wirklich gegeben ist.

    Kampf gegen Abstergo
    Nebenbei spielt auch die Gegenwart wieder eine kleine Rolle. Wie auch in den Vorgängern liegt unsere Figur Desmond in einem sogenannten „Animus“ und durchlebt die Erinnerungen seiner Vorfahren, stets auf der Suche nach einem goldenen Apfel. Derweil muss er die gesamte Laufbahn der Person nachempfinden, von seinem Kindesalter, über die Morde in den Städten, bis hin zu seinem fernen Ziel, das lange auf sich warten lässt. Mit knapp um die zwanzig Stunden Spielzeit (nur Hauptmissionen) wird dabei auch genügend Unterhaltung geboten. Schade ist jedoch, dass Desmond selbst wiederum nur eine kleine Rolle spielt. Er darf zwar zwischen den Sequenzen (also den Kapiteln) auch einmal eigene Missionen ausführen und uns das Ende gänzlich selbst präsentieren, doch spielt er jederzeit eigentlich eine eher untergeordnete Rolle. Der Kampf ohne Heads Up Display und ohne die gewohnten hilfreichen Bildschirminformationen mag allerdings dennoch seinen Reiz haben, sodass wir uns auf spannende Steatlh-Action-Abenteuer in der Gegenwart freuen dürfen.

    Assassins Creed 3 Screenshot

    Auf der Lauer…
    Doch nicht immer geht es so spektakulär zur Sache, denn gelegentlich bietet „Assassin’s Creed 3“ auch ruhige Momente. Dazu gehören etwa die Jagdmissionen inmitten der Flora und Fauna. Stets geschickt und leise auf der Lauer begeben wir uns dabei auf die Jagd nach Hasen und anderen Tieren, legen Fallen aus, verstreuen Köder und warten einfach die Zeit ab, bis das Tier uns in die Falle gegangen ist. Das Schöne daran: Die Entwickler haben sehr auf jedes Teil geachtet und beschränken das Jagen keineswegs auf einzelne Missionen. Während wir also durch die Wildnis streifen, haben wir je nach Lust und Laune stets die Möglichkeit, uns mit der Jagd etwas Abwechslung oder eine Verschnaufpause zu verschaffen. Das ist gut so, denn dadurch bekommen wir Freiheiten und zugleich eine lebendige Welt geboten. Denn wen Vögel über unserem Kopf hinweg fliegen, Kühe, Schafe und Schweine in ihren Stellen umher wandern und der Wald mit Füchsen, Bären, Rehe, Wölfe und zahlreichen anderen Lebewesen gespickt ist, so fühlen wir uns selten allein. Zudem dürfen wir uns auch selbst auf ein Pferd schwingen, da es zur damaligen Zeit noch keine motorisierten Fahrzeuge gab und selbst die Hunde zeigen sich oftmals sehr liebevoll, wenn wir sie streicheln. Eine solch liebevoll gestaltete Wildnis haben wir noch in keinem Spiel erlebt, sodass selbst reine Rollenspiele sich noch eine Scheibe abschneiden können.

    Assassins Creed 3 Screenshot

    Ab ins Gebüsch
    Nichts desto trotz ist und bleibt „Assassin’s Creed 3“ jedoch ein Stealth-Action-Spiel mit Fokus auf Mord und Infiltration. So müssen wir uns unerkannt und geschickt in feindliche Lager begeben, uns von hinten an den Gegner heran schleichen und den Feind möglichst leise und unentdeckt ermorden. Das ist jedoch keineswegs immer einfach, denn umherlaufende Patroulien, intelligente Feinde und eingeschränkte Versteckmöglichkeiten sorgen stets für eine Herausforderung. Immerhin können wir uns jedoch in fahrenden Kutschen verstecken, in der Menschenmenge untertauchen, hohes Gebüsch nutzen oder – ganz klassisch – einfach in den nächsten Heuhaufen springen. Das Adlerauge verschafft uns zudem den nötigen Überblick und vereinfacht so manche Situation. Spannung pur – ganz im Stile der Vorgänger. Leider sind unsere Stealth-Aktionen jedoch unabhängig von der Tageszeit, sodass wir keinerlei Dunkelheit benötigen, um unentdeckt zu bleiben. Dies könnte man noch weiter ausbauen.

    Assassins Creed 3 Screenshot

    Vielfältiges Naturtalent
    Connor kann jedoch weit mehr als nur morden. Er ist nicht nur Indianer und Assassine in einem, sondern gleichzeitig auch noch Seefahrer. Unter der Anleitung eines wichtigen Kapitäns erlernt er schnell das Steuern eines Schiffes und darf schon bald selbst ans Ruder greifen. Auf hoher See und im Kampf gegen zahlreiche andere Segelschiffe darf er dann sein Können unter Beweis stellen und wir bekommen die Chance auf Abwechslung auf dem Wasser. Leider sind die maritimen Missionen jedoch noch etwas zu einfach gestaltet, bestehen sie doch lediglich aus Wenden, Schießen und in Deckung gehen. Da braucht es nur das richtige Timing und die Vernichtung des Gegners ist ein Kinderspiel für jeden Seemann. Noch dazu konzentriert man sich etwas zu oft auf einfache Ausweichmanöver, sodass die Wassermissionen oft zu einem reinen Geschicklichkeitsspiel verkommen. Das hat viel Potential, doch einige Verbesserungen sind noch notwendig – erst recht, wenn der vierte Teil hauptsächlich auf dem Wasser stattfinden soll, wie Ubisoft bereits ankündigte. Immerhin haben wir jedoch die Möglichkeit unser Schiff aufzurüsten und auch in maritimen Nebenmissionen zu nutzen.

    Assassins Creed 3 Screenshot

    Der kampflose Haytham
    Ein wenig wird das ansonsten herausragend umgesetzte Spielerlebnis dann aber doch getrübt: Durch die Bugs. Diese sind nämlich an so mancher Stelle etwas zu häufig anzutreffen. So mussten wir im Test einmal mit ansehen, wie wir einen Bossgegner entwaffneten, welcher anschließend ohne Waffe nicht mehr weiter kämpfen wollte. Wir jedoch hatten auch keinerlei weitere Angriffsmöglichkeit mehr, sodass wir lediglich den letzten Checkpoint neu starten konnten. Hinzu kommen auf manchen Rechnern fehlende Darstellung von Waffen, Clippingfehler und andere kleinere Bugs. Insbesondere bei häufiger Ausführung der Nebenmissionen scheinen sich, unserer Theorie nach, die Fehler allmählich zu häufen. Beim sturen geradlinigen Durchspielen der Hauptmissionen konnten wir insgesamt weniger Bugs feststellen. Das allerdings sollte nicht davon abhalten, diese dennoch zu absolvieren, sondern die Entwickler eher zur Veröffentlichung eines Bugs anregen.

    Die Stufen der Häuser
    Grafisch kann sich „Assassin’s Creed 3“ darüber hinaus jederzeit sehen lassen. Besonders die eindrucksvolle Weitsicht, die extrem detaillierten Städte und Landschaften, sowie die liebevoll gestalteten Figuren können jederzeit Eindruck hinterlassen. Auch bei den Wettereffekten wurde auf Details geachtet, sodass unsere Kleidung mit Schnee bedeckt wird und wir beim Wandern jederzeit Spuren im hohen Schnee hinterlassen. Speziell derartige Details runden das Gesamtbild ab. Leider gibt es allerdings einige Schwächen beim Anti-Aliasing, denn selbst nach dessen Aktivierung müssen wir mit unschönen Treppeneffekten bei Häusern und in der Landschaft rechnen. Angesichts der aufwändigen Gestaltung der Umgebung mag man dies verschmerzen können, doch weitere Anti-Aliasing-Stufen wären wünschenswert gewesen. Nichts desto trotz ist das Spiel immer hübsch anzusehen.

    Assassins Creed 3 Screenshot

    Multiplayer mit Langzeitmotivation
    Wer insbesondere den Stealth-Part des Spiels liebt und sich liebend gern vor den Gegnern versteckt, kann seine Fähigkeiten außerdem auch gegen reale Spieler unter Beweis stellen. In einem Online-Modus, in dem die gegnerischen Spieler schnell gefunden sind, dürfen wir uns wagen, unsere Attentats-Opfer ausfindig zu machen, uns möglichst unentdeckt heranzuschleichen und den Gegner kaltblütig zu ermorden – gleichzeitig bekommen wir es jedoch auch mit eigenen Verfolgern zu tun, vor denen wir uns möglichst verstecken müssen und die uns auf gar keinen Fall umbringen dürfen. Daraus ergibt sich ein überaus spannendes Katz-und-Maus-Spiel, das vor allem mit Freunden besonders viel Spaß macht. Das ausgereifte Punkte- und Upgradesystem sorgt zudem für eine hohe Langzeitmotivation, sodass wir unsere Fähigkeiten stets verbessern können und so auch auf langfristige Sicht unseren Spaß haben. Doch wem das noch nicht reicht, bekommt mit dem Dominanz- und dem Survivalmodus noch etwas Abwechslung geboten.

    Fazit:
    Herausragende Fortsetzung der Meuchelmörder-Serie, die auf extrem viele Details Wert legt, mit seinem neuartigen Setting während der amerikanischen Revolution begeistert und jederzeit spannende Stealth-Action zu bieten hat. Empfehlung!