Selbstmordmusik mit Gitarren und Überlänge
Den Anfang machte eine Band, die einen recht weiten Weg auf sich genommen hat, um in Köln dabei zu sein. Die dänische Melodic-Death-Metal-Formation IOTUNN überzeugte nicht nur mit einem eindrucksvoll beleuchteten Mikrofonstativ, sondern zugleich auch mit der außergewöhnlichen Stimme des Sängers Jón Aldará. Goths würden vermutlich behaupten, die Band spiele “Selbstmordmusik im Metal-Gewand”, denn Melodic und Death Metal gleichermaßen war hier Programm. Ein bisschen melancholisch, fast weinerlich klingt die einprägsame Stimme des Sängers, die kein Ende zu finden scheint. Für die Songs lässt sich IOTUNN nämlich reichlich Zeit, denn die dauern zwischen 6 und 8 Minuten, wie schon auf dem jüngsten Album “Kinship”. Erfreulich ungewöhnlich in der heutigen Zeit – aber viele Songs schafft man so nicht, wenn für die ersten beiden Bands nur jeweils 30 Minuten zur Verfügung stehen.
Metal mit einem Hauch Gothic: Soen überzeugen als zweiter Headliner
Ein bayrisches Duracell-Häschen
Das genaue Gegenteil machen da Equilibrium, fast schon, als wollten sie damit gegen ihre dänischen Vorgänger protestieren. Die Power Metal-Band aus Bayern rund um Sänger Fabian „Fabi“ Getto legt ein Tempo an den Tag, als wollten sie ein 90-minütiges Set in ihre kurzen 30 Minuten quetschen – tatsächlich sind ihre Songs aber immer so schnell und damit ein echtes Kontrastprogramm zu IOTUNN. Equilibrium rennen von links nach rechts quer über die Bühne, beginnen gemeinsam mit ihren Fans zu headbangen und machen all jenen sichtlich Spaß, die eine etwas schnellere Gangart mögen. Selbst wenn doch der ein oder andere Fan zugibt, den alten Sänger Helge Stang ein wenig zu vermissen.
Alternative Metal mit einem Hauch Gothic
Dass Kontrast und Abwechslung zum Konzept des Ultima Ratio Fest gehören, zeigte dann auch der zweite Headliner Soen. Fast schon wie eine Band des Gothic Rock wirkt die Alternative Metal-Band, dessen Sänger Joel Ekelöf nicht nur mit seinem schicken schwarzen Outfit auffällt, sondern zugleich auch mit seiner besonderen Stimme. Zwischen harten Gitarren hätte die Stimme glatt das Potential, an der Front einer Symphonic Metal-Band zu erklingen. Soen soll gesanglich an diesem Abend wohl den besten Auftritt des Ultima Ratio Fest abliefern und man fragt sich zuweilen, wann wir die Band wohl auf Festivals wie dem Mera Luna zu sehen bekommen.
Stahlgewitter: Headliner Dark Tranquility heizt das Publikum mit harten Gitarren ein
Stahlgewitter beim Headliner
Der Headliner Dark Tranquility durfte dann zu guter Letzt bestätigen, warum sie zurecht nicht nur beim Ultima Ratio Fest als Headliner auftreten, sondern auch auf den Plakaten zahlreicher großer Festivals inzwischen weit oben stehen. Ganz so düster ist der Melodic-Death-Metal aus Schweden erstaunlicherweise tatsächlich nicht, dafür aber umso härter. Die Band um Mikael Stanne liefert ein heftiges Stahlgewitter aus Gitarren und Growling ab, zu dem das Publikum gar nicht anders kann, als vollends abzugehen. Dark Tranquility liefern dabei eine Show ab, die durchaus das Potential bietet, eines Tages in die Fußstapfen von Bands wie AC/DC zu treten.
Das Ultima Ratio Fest macht noch an einigen weiteren Standorten Halt:
29.09.25 – Utrecht (NL), TivoliVredenburg
30.09.25 – Paris (FR), Bataclan
01.10.25 – Langen (DE), Neue Stadthalle
02.10.25 – Antwerpen (BE), Trix
03.10.25 – Leipzig (DE), Felsenkeller
04.10.25 – Osnabrück (DE), Die Botschaft
05.10.25 – Berlin (DE), Astra Kulturhaus
06.10.25 – Prag (CZ), SaSaZu
07.10.25 – Budapest (HU), Barba Negra
09.10.25 – Linz (AT), Posthof
10.10.25 – Saarbrücken (DE), Garage
11.10.25 – Geiselwind (DE), Eventzentrum
12.10.25 – Hannover (DE), Capitol
Fotos: Rene Daners