Kritik:
Die Tätowierung eines Barcodes ist nicht neu. Nein, wir kennen sie nicht nur aus den früheren „Hitman“-Teilen, sondern auch aus der beliebten Serie „Dark Angel“ mit Jessica Alba. Menschen, die einzig und allein zu dem Zweck geschaffen wurden, als die besten Killer der Welt, ihre Ziele zu verfolgen und zu eliminieren. Auch Agent 47, dessen eigentlichen Namen wohl niemand kennt, gehört zu jener Art von Personen – wenn auch nicht bei Manticore geschaffen. Sein Job: Auftragskiller. Und dieser Job ist keineswegs einfach.
Verkleidungskünstler
Unentdeckt bleiben ist bei einem solchen Job sicherlich oberstes Gebot. Und Stealth-Action ist ja bei vielen Spielern längst beliebt, spätestens seit der „Splinter Cell“-Reihe, in der wir uns durch dunkle Ecken schleichen durften. Nun, Dunkelheit hat Agent 47, der gefährlichste Mann der Welt, sicherlich nicht nötig. Als Profi-Auftragskiller gelingt es ihm auch bei Tageslicht völlig unentdeckt zu bleiben. Dafür nutzt er die Kleidung seiner Opfer, die ihren Anfall von Ohnmacht oftmals im nächstgelegenen Wandschrank überwinden dürfen. Hin und wieder auch in Anwesenheit des Killers selbst, der sich gut und gerne einmal darin versteckt. Wir nutzen also Deckungen, Verstecke und Kleidungsstücke, um von unserem Gegenüber nicht entdeckt zu werden. Der Instinkt hilft außerdem dabei, unser nächstes Ziel zu verfolgen.
Diskretion
Damit es nicht ganz so einfach wird, lässt der Instinkt nach einer gewissen Nutzung nach – und dann können wir kaum noch an Gegnern vorbei gehen, ohne von diesen entdeckt zu werden. Immerhin sind die intelligent genug, sich die Gesichter ihrer Kollegen zu merken und einmal genauer hinzusehen, wenn wir uns nicht ganz so geschickt anstellen. Es hat also sicherlich Vorteile, geradlinig unserer Mission nachzugehen und sich nicht allzu lange mit Nebensächlichkeiten aufzuhalten. Eben ganz wie ein echter Profi: schnell, diskret und mit wenig Spuren. Das ist wiederum wichtig, denn jeder getötete Gegner, der nicht unser eigentliches Ziel ist, bringt uns Minuspunkte ein. Ebenso, wenn wir entdeckt werden, oder unsere „Hinterlassenschaften“ gefunden werden. Dafür werden wir belohnt, wenn wir besonders geschickt vorgehen und unsere Gegner lautlos und unentdeckt ausschalten. Doch das ist angesichts zahlreicher Bewacher nicht immer ganz einfach.
Spaß mit der Klaviersaite
Umso besser also, dass wir bei unseren Tötungsmethoden durchaus kreativ vorgehen können. Insbesondere mag es vorteilhaft sein, aus einem ungesehenen Bereich an diversen Vorrichtungen herumzuspielen. Fällt dann rein zufällig einmal die Deckenlampe auf unser Ziel, oder eine Tankstelle beginnt zu explodieren, mag so manche Exekution, wie ein Unfall erscheinen – und wir sind komplett aus dem Schneiden. „Hitman Absolution“ bietet zahlreiche Vorgehensweisen und jederzeit alternative Möglichkeiten. Ob wir uns durchballern, jeden Gegner einzeln und leise erdrosseln, oder uns an jeden von ihnen vorbeischleichen, bleibt uns überlassen. Ganz zu schweigen von anderen Methoden, die noch mehr Kreativität erfordern. Besonders dürfte es da vielen wohl die Klaviersaite antun, die ein solches Instrumentenstück glatt zu einem Mordinstrument umfunktioniert. Denn damit die Gegner brutal zu erwürgen, gestaltet sich leichter, als zunächst angenommen. So können wir uns jederzeit an den Feind heranschleichen und ihn dann von hinten attackieren. Sehr elegant.
Schutz in der Masse
Das Leveldesign gestaltet sich dabei sehr abwechslungsreich. Meistens begeben wir uns dafür in Gebäude und müssen uns versteckt oder verkleidet durch die einzelnen Abschnitte wagen und dabei von Gegnern ungesehen bleiben. Das mag auch der Schwierigkeitsgrad durchaus etwas schwanken, denn je nach Aufbau des Gebäudes und Platzierung der Gegner kann dies einfach sein, aber auch nahezu unmöglich, ungesehen an ihnen vorbei zu kommen. Besonders in engen Gängen und Hotelzimmern mit etlichen Feinden, ist das kein leichtes Unterfangen. Noch weniger jedoch in einer unterirdischen Testanlage. Besonders spannend wird es jedoch, wenn wir uns in der Masse der Passanten verstecken dürfen. Sei es auf dem Markt in China Town, zwischen den vielen Fahrgästen am Bahnhof, oder bei den Besuchern eines Nachtclubs. Hier haben wir leichtes Spiel und eine große Atmosphäre kommt auf, wenn wir uns als Auftragskiller zwischen die Zivilisten schleichen. Doch auch einzelne streng lineare Actionszenen hat „Hitman Absolution“ zu bieten – diese allerdings glücklicherweise recht zurückhaltend.
Knüppelharte Profis
So weit, so gut, denn bisher gehen wir davon aus, dass ihr das Spiel unter normalen Schwierigkeitsbedingungen durchspielt. Genau genommen bietet „Hitman Absolution“ allerdings ganze fünf Schwierigkeitsgrade. Der erste, leichteste ist dabei kaum erwähnenswert und für jeden wohl zu meistern. Die meisten werden diesen wohl ignorieren und gleich auf „normal“ spielen. Der normale wiederum bietet für die meisten Spieler einen gut ausbalancierten Schwierigkeitsgrad, der gleichzeitig herausfordernd, aber eben nicht zu schwer ist. Etwas anders gestaltet sich das bei den drei höchsten Schwierigkeitsgraden, die allesamt zum „Profi-Modus“ gehören. Hier ist die Nutzung des Instinktes noch weiter eingeschränkt, die Anzahl der Gegner deutlich erhöht und im höchsten Modus müssen wir dann sogar auf Kontrollpunkte verzichten und müssen bei Tötung gleich ganz von vorne beginnen. Das ist dann wirklich knüppelhart, aber tatsächlich noch eine Herausforderung für die Besten der Besten. Klasse, zumal sich so auch ein Widerspielwert bietet, wenn wir das Spiel nach erfolgreichem Durchspielen noch einmal auf einem höheren Schwierigkeitsgrad versuchen wollen.
Mit Freunden messen
Verschnaufpausen gibt es übrigens auch gelegentlich, sodass wir manchmal auch nur einen neuen Anzug kaufen, oder einen Feind durch die Wüste jagen müssen. Leider ist dies aber grundsätzlich nur alleine möglich, denn ein echter Multiplayer-Modus fehlt leider komplett. Nichts desto trotz haben wir jedoch die Möglichkeit, uns trotzdem mit anderen Spielern zu messen. Das fällt bereits zu Beginn einer jeden Mission auf, wenn uns „Hitman Absolution“ den jeweils erreichten Punktestand unserer Steam-Freunde anzeigt. Da ist es doch umso mehr herausfordernd, unsere Freunde überbieten zu wollen und vielleicht allein aus diesem Grund die eine oder andere Mission zu wiederholen. Reicht uns das noch nicht, dürfen wir uns allerdings auch an Missionen wagen, die von anderen Spielern erstellt wurden. Die Maps und Gegner bleiben zwar dieselben, doch die Ziele ändern sich und so manche Mission kann damit zu einer richtigen Herausforderung werden.
Hübsch und stabil
Freunde von großartigen Grafikeffekten kommen hier übrigens sehr auf ihre Kosten, wenngleich „Hitman Absolution“ gleichzeitig überaus flexibel dabei ist. Mit DirectX 11-Effekten bietet sich somit sogar Tesselation an, was schnell für einen besonderen Augenschmaus sorgt und selbst einfachste Regeneffekte können sich sehr gut sehen lassen. In der großen Menge von Chinatown oder am Bahnhof zeigt sich zudem, dass das Spiel sowohl sehr gut aussehen kann, als auch gleichzeitig nicht allzu hohe Ressourcen verbraucht. Selbst mit einem Mitteklasse-PC lässt sich das Game somit auf höchsten Einstellungen bereits flüssig spielen und bleibt dabei absolut stabil. Einziges Manko: Benutzer älterer Nvidia-Grafikkartentreiber könnten gezwungen sein, ein Update zu installieren, da sich das Spiel ansonsten mit den Einstellungen „hoch“ und „ultra“ mit einer Direct3D-Fehlermeldung verabschiedet. Doch ein solcher Fehler ist ja schnell behoben. Davon abgesehen störten nur einzelne, selten vorkommende Clippingfehler, bei denen man bei einem Sprung vom Fensterrahmen plötzlich im Boden versinkt, statt auf diesem zu stehen – zum Glück halten sich derartige Fehler allerdings stark in Grenzen. Sollte dies nicht abschrecken, erhält man mit „Hitman Absolution“ ein atmosphärisch extrem dichtes Stealth-Szenario.
Fazit:
Agent 47 sorgt für Abwechslung auf dem heimischen Rechner und lässt dem Spieler zahlreiche flexible Lösungswege mit denen er spannende Herausforderungen meistern kann und bietet extrem atmosphärische Auftragskiller-Stealth-Action, bei der Diskretion plötzlich enorm viel Spaß macht. Ein Hoch auf die Klaviersaite!