Wechselt man zwischen den zahlreichen Locations, bekommt der Besucher aus der schwarzen Szene auch schnell mal den Eindruck, es gäbe sogar weitere Subszenen innerhalb der Gothic-Kultur. An dem einen Abend wird das Täubchenthal komplett von Post Punk besetzt, während sich die Cybergoth in einer Location mit hartem elektronischen Aggrotech tummeln. In wieder anderen Hallen findet sich der “schwarze Mainstream” zu Dark Rock und Metal wieder, während sogar die Noise-Fans mit ganz eigenem Stil ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Das WGT bietet Raum für jedes schwarze Genre, für jede noch so außergewöhnliche Band – und ist bekannt dafür, auch mal jene Acts zu buchen, die nicht zwischen den großen Kommerz-Festivals hin und hergeschoben werden.
Das Viktorianische Picknick ist DAS Treffen beim WGT, bei dem die Besucher ihre schönsten Outfits präsentieren
Das Treffen allerdings steht seit je her im Vordergrund, das macht auch das Viktorianische Picknick deutlich. Am Freitag treffen sich so viele Goths im Clara-Zetkin-Park, dass der gesamte Park aus allen Nähten platzt. Hier geht es darum zu sehen und gesehen zu werden – und zugleich auch seine Freunde und Gleichgesinnte zu treffen. Ob ausfallendes viktorianisches Kleid, hochwertige Kleider aus der Barock-Zeit, das teure Frack im Dracula-Stil oder die handgemachten Outfits vom Schneider. Beim Viktorianischen Picknick zieht man nur das Beste vom Besten an und die Goths bestaunen gegenseitig ihre eindrucksvollen Gewänder.
Gewandet wird sich unterdessen auch ein paar Kilometer entfernt: Das Heidnische Dorf lässt die Herzen der Mittelalterfans höher schlagen und gehört als Mittelaltermarkt stets zum festen Programm des alljährlichen WGT. Hier gibt es mal mehr, mal weniger authentische mittelalterliche Gewänder zu bestaunen, während die Mittelalterbands – von Totentanz Strumpfsockig bis Kupfergold – auf der Bühne ihren Platz finden. Und letztendlich muss doch auch jeder Grufti zu geben: Einen leckeren Met lehnt man nie ab und so ist das Heidnische Dorf (kurz HeiDo) auch unter den Goths ein Pflichtbesuch in jedem Jahr.
Der Mittelpunkt des Events spielt sich aber natürlich auf den zahlreichen Bühnen ab, auf denen die Bands ihre Hits präsentieren können. Neben mehr als hundert Bands hat das WGT auch bereits einige echte Größten der Szene angekündigt: So dürfen sich die Besucher sowohl auf Alphaville, als auch Camouflage freuen – beides legendäre Bands der 80er Jahre. Auch der exklusive Auftritt von Calva Y Nada gehört bei Szeneangehörigen zu einem der Highlights auf dem WGT. Ganz zu schweigen natürlich von bekannten Größen wie Combichrist oder Letzte Instanz, die auf dem WGT eines ihrer letzten Konzerte vor ihrer Auflösung spielen werden.
Rue Oberkampf ist nur eine von über 100 Bands auf dem WGT
Spannend außerdem: Die Kultband Silke Bischoff plant auf dem WGT ein Comeback – allerdings in völlig neuer Besetzung. Statt der Original-Band gibt es eher ein Tribute von “Deine Lakaien”-Sänger Alexander Veljanov und Sven Friedrich von Solar Fake. Der angekündigte Auftritt wurde unter Fans der Band und Besuchern des WGT kontrovers aufgenommen, zumal Originalsänger Felix Flaucher im Jahre 2017 verstarb. Neugierig wird es die Goths aber sicherlich trotzdem machen und so ist ein hoher Andrang bei diesem Auftritt zu erwarten. Außerdem sind die neuen Sänger ja auch keine Unbekannten in der Szene.
Los geht das Wave-Gotik-Treffen im Grunde genommen bereits am Donnerstag – mit diversen WarmUp Partys, die teilweise auch mit Festivalbändchen besuchbar ist. Richtig startet das WGT dann am Freitag, dem 6. Juni 2025. Tickets für das 4-tägige Event gibt es für 170 Euro unter wave-gotik-treffen.de. Für weitere 50 Euro kann auch auf dem Gelände des Agra Messeparks gezeltet werden, falls keine bezahlbare Unterkunft mehr gefunden wird – Anfang Juni dürfte das Wetter bereits warm genug sein, sodass sich die Nächte zum Zelten eignen.
Und ein kleiner Tipp am Rande für alle, die das WGT zum ersten Mal besuchen: Meidet es, zu häufig am Tag die Location zu wechseln. Ansonsten kann das WGT auch gerne mal in stressiger Dauer-Fahrerei ausarten. Lasst euch stattdessen einfach mal treiben, genießt die Konzerte und seid offen für Neues. Übrigens: In den meisten Locations gibt es auch ein leckeres Abendessen, ohne dafür zur Agra fahren zu müssen.