Kenner bezeichnen die Band oftmals gerne auch als “die kleinen Seeed”. Nicht ganz so bekannt, aber mit dem riesigen Aufgebot auf der kleinen Bühne ähnlich energiegeladen. Dabei aber um einiges günstiger im Eintrittspreis. So ungefähr kann man sich Jamaram vorstellen. Ihr Reggae, Dub und manchmal auch Dancehall-Sound, den sie experimentell auch schonmal mit Afrobeat und Latin kombinieren, hat trotzdem seinen ganz eigenen kreativen Touch. Das überwiegend aus jungen Studenten mit Trend-Schnauzer bestehende Publikum, das teils vielleicht jünger ist, als die Band selbst, schwingt dazu gern das Tanzbein. Ihre Hits wie “Jameleon” oder “Lonely” können die Fans hier schon mitsingen.
Jahcoustix bereichert Jamaram als zusätzlicher Sänger
Zwischendurch wird es auch mal ernsthaft. Ihre Unterstützung für die NGO “Sea-Eye” lassen sie sich trotz der jüngsten Ereignisse in Magdeburg nicht nehmen, lassen sogar einmal eine Spendendose durch die kleine Konzerthalle des Stadtgartens gehen. Manche Fans bejubeln das, andere haben weniger Interesse, die Organisation zu unterstützen und reichen die Dose lediglich weiter. Den passenden Song haben sie dazu trotzdem parat, ist ja klar. Denn so spaßig ihre Musik auch ist, Jamaram können auch ernsthaft. Das zeigen sie auch bei ihrem Hit “Jungle”, der davon handelt, sich nicht so sehr von äußeren Einflüssen und Schönheitsidealen, die uns Medien vorspielen, blenden zu lassen.
Aber: Nach ernsthaften Momenten kommt auch wieder der Spaß, der das Publikum zum Hüpfen bringt. Jamaram haben nämlich nicht nur Jahcoustix als Gast mitgebracht, sondern auch noch ein paar weitere spannende Überraschungsgäste. So darf “The Voice of Germany 2020″-Teilnehmer I Finton bei einem Song die Bühne rocken. Der Afrikaner mit seinen Dreadlocks bringt mit seinem Afro-Reggae einen internationalen, vielfältigen Touch in das Konzert und fügt sich elegant in den Sound der Band ein. Das passt gut zur Vielfalt, die Jamaram sowieso schon präsentieren.
Auch Support Lina Bó darf gemeinsam mit Jamaram zeigen, was sie drauf haben
Am Ende darf dann auch der Support-Act, der bei seinem Vorab-Auftritt sogar schon um eine Zugabe gebeten wurde, noch einmal auf die Bühne und gemeinsam mit Jamaram und Jahcoustix einen ihrer Songs präsentieren. Das Duo Lina Bó beweist dabei, dass man Reggae letztendlich sogar mit typischem Singer-Songwriter-Deutschpop erweitern kann und dabei ein hörenswertes Ergebnis entsteht. Aber ohnehin punktete das Duo bereits vorab mit einer herausragenden Gesangsstimme, die auch einen Hauch südamerikanische Exotik in das Konzert brachte. Man könnte sogar sagen: Dieser Konzertabend bot einen wahren Weltmusik-Mix und lässt doch staunen, wie schnell man es von der Straßenmusik auf die Bühne schafft – denn noch vor vier Jahren reisten Lina Bó durch die Straßen des Landes.
Fotos: Rene Daners