Dass die Tontechniker hier alles rausholen, was die Lanxess Arena zu bieten hat, wurde schon beim Support deutlich, der ebenfalls kein Unbekannter ist: Bluesrock-Star Walter Trout durfte zunächst für 30 Minuten auf die Bühne, um gemeinsam mit seiner Band zu zeigen, wie mitreißend echter Bluesrock sein kann. Als Meister an der Gitarre lieferte Walter Trout damit auch erst einmal einen deutlich rockigeren Auftritt, als Beth Hart später selbst. Dass das Publikum damit aber schon einmal im Stimmung und auf “Betriebstemperatur” gebracht wurde, steht außer Frage. Die Erwartungen bei den Zuschauern war unterdessen sehr hoch, nachdem Walter Trout als Support bereits ein besseres Konzert lieferte, als manche kleinere Band auf ihrer Headliner-Tour.
Bluesrock-Star Walter Trout durfte zuerst auf die Bühne
Während sich Walter ganz auf sein musikalisches Talent konzentrierte, entpuppte sich Beth Hart aber zunächst als echte Rampensau. Einfach still und unspektakulär auf die Bühne kommen, das reicht der amerikanischen Sängerin natürlich nicht. Beim ersten Song ging es einmal quer durch die gesamte Arena, am liebsten jeden Fan einzeln begrüßend. Immer mit dabei: Ihr Ehemann Scott Guetzkow, der ihr beschützend, aber zurückhaltend durch die Menge folgt, statt den Job einer Sicherheitskraft zu überlassen. Wie viel sie ihm zu verdanken hat und wie sehr sie ihn liebt, teilt sie mehrfach an diesem Abend mit.
Eine gewisse Verletzlichkeit schwingt dabei immer wieder mit, wodurch Beth Hart aber auch ihre Natürlichkeit unter Beweis stellt und große Sympathien beim Publikum erntet. Mit voller Ehrlichkeit spricht sie über die schwierigen Phasen ihres Lebens, ihren zurückliegenden Drogenmissbrauch und den Selbstzweifeln, die sie stets begleitet haben. Einmal verkündete sie sogar sehr bescheiden: “Hoffentlich versaue ich den nächsten Song nicht”. Grund zum Zweifeln hat sie allerdings nie. Wenn Beth Hart mit ihrer beeindruckenden Stimme los legt und mit der Dynamik des Mikrofons spielt, haut sie damit auch die hintersten Reihen absolut um. Sogar Joe Bonamassa sagte einst, Beth Hart habe die beste weibliche Gesangsstimme, die er je gehört habe. Das Publikum war sich schnell einig, dieser Aussage zuzustimmen.
Die vielleicht beste Gesangsstimme aller Zeiten: Beth Hart beeindruckt in der Lanxess Arena
Dabei widmete sie sich an diesem Abend nur selten ihren Rocksongs, obwohl sie als Multiinstrumentalistin auch Gitarre und Bass beherrscht. In der Lanxess Arena hatte sie allerdings besonderen Gefallen an ihrem Piano gefunden, das die Gefühlslage ihrer Stimme umso stärker betonen sollte. Eine gute Entscheidung, wie sich schlussendlich herausstellen sollte: Wenn die Rockröhre, deren Stimme noch am ehesten mit Amy Winehouse vergleichbar wäre, ihre volle Energie in den Gesang steckt, sehen selbst Doro Pesch oder Tarja Turunen daneben wie Anfänger aus. Für eine solche Energie und solches Gesangstalent braucht es dann auch keine Effekte, Pyro oder ähnliches. Ein Konzert von Beth Hart ist ein Erlebnis, wie man es sonst tatsächlich nur von Bonamasa kennt. Kein Wunder, dass es da zu einer engen Zusammenarbeit kam. Neugierig geworden? In Nord- und Süddeutschland gibt es bereits weitere Konzert-Termine von Beth Hart.
Fotos: Rene Daners