Piraten, Punk und Trinklieder
Um diesen Erfolg zu erreichen, war jedoch viele Jahre harte Arbeit nötig. Immerhin stehen die vier Bandmitglieder von Mr. Hurley und die Pulveraffen bereits seit inzwischen 15 Jahren auf der Bühne. 15 Jahre, in denen sie mit ihrem „Aggro Shanty“ zeigten, dass Folk und Seemannslieder gar nicht immer so traditionell sein müssen. Denn den „Piraten-Folk“ kann man auch weitaus flotter und witziger spielen, fast schon ein bisschen wie Punk. Mit beliebten lustigen Hits wie „Blau wie das Meer“ oder „Leuchtturm“, die sich selbst als Trinklieder verstehen, bringen sie jedenfalls die ganze Halle zum Feiern. Und da machen sie sogar gerne mit: Der Pfefferminzlikör, der in angemessener Regelmäßigkeit auf die Bühne getragen wird, sorgt dafür, dass auch die Band bald einen vergleichbaren Pegel erreicht hat, wie das Publikum.
Frontmann Mr. Hurley alias Simon Erichsen ist die Stimme der piratigen Band
Freunde dürfen den Abend eröffnen
Aber immer mit der Ruhe: Erst einmal durften andere Halunken die Bühne betreten. Denn einen Geburtstag feiert man schließlich mit Freunden und besonderen Bedarf, an den Feierlichkeiten und ihren Köstlichkeiten teilzunehmen, haben schließlich Die Habenichtse. Befreundet sind die Bands schon lange, man kennt sich schließlich seit Jahren von den Mittelalter-Festivals. Einen ähnlichen Humor teilt man ebenfalls, denn nicht nur klingt der mittelalterliche Folk vergleichbar, sondern „Die Habenichtse“ stellen sich sogar selbstironisch als Bettler dar, die sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Ihre Songs handeln dabei von den „einfachen Dingen“ des Lebens. Von der Taverne, in der man sich ja so gerne aufhält ebenso, wie die Unterhose, auf der sie eine Ode spielen.
Ungewöhnliches Konzept: Nachband statt Support
Gleich im Anschluss sollte eigentlich ein zweiter Support auftreten, denn die „Ye Banished Privateers“ waren eingeplant. Die aber sind aus Schweden offenbar mit der Bahn angereist – sprich: Sie haben sich verspätet. Und da fällt Mr. Hurley und die Pulveraffen doch ein ganz eigensinniges Konzept ein, um ihren Freunden noch einen vollen Auftritt zu gewähren: Statt einer weiteren Vorband, gab es also kurzerhand einfach mal eine Nachband und die Pulveraffen betraten selbst als zweiter Act an diesem Abend die Bühne. Die legten dann auch gleich mit Vollgas los: Die Konfettikanone schon bereit, ließen spaßige Songs mit Hit-Garantie nicht lange auf sich warten: Ob „Achterbahn am Achterdeck“, „Meine Schnauze“ oder „Mitt’n rein“ – die Pulveraffen ziehen ihr Publikum schnell in ihren Bann und machen gute Laune.
Darf auf der Bühne nicht fehlen: Buckteeth Bannock (Christoph Erichsen) mit seinem Pfefferminzlikör
Piraten-Folk und linke Parolen
Ein bisschen Ernsthaftigkeit darf bei all den Trink- und Spaßliedern aber wohl nicht fehlen, denn linke Parolen scheinen bei der Band schon seit Jahren obligatorisch. Von der Bühne geht es in Richtung Ende des Konzerts auch einmal mitten ins Publikum, wo es sich die Pulveraffen nicht nehmen ließen, auch mal eine mehrminütige politische Rede über Trump, die AFD und andere Dinge, die sie nicht mögen, zu schwingen. Dafür war anscheinend das richtige Publikum anwesend: Nahezu die gesamte Halle mit knapp 1200 Besuchern würdigten die Äußerungen mit lautstarken „Nazis raus“-Rufen im großen Chor. Gewisse Parallelen zur Punk-Szene lassen sich spätestens damit wohl nicht mehr leugnen. Ob man das braucht, oder einfach nur Musik hören möchte, muss jeder Konzertbesucher wohl für sich entscheiden. Auf den Social Media-Kanälen gibt es durchaus auch Kritik dazu, wie die Band selbst einräumt. Aber “ich halte einfach nicht meine Schnauze” heißt es bekanntlich schon in einem ihrer Songs.
Der zweite Support kommt zum Schluss…
Bei der abschließenden „After Show Party mit Live-Musik“, wie es seitens Mr. Hurley hieß, blieb von der Ernsthaftigkeit aber wirklich nicht mehr allzu viel übrig. Die Ye Banished Privateers hatten es endlich aus Schweden nach Köln geschafft und betraten die Bühne sogleich mit diversen Bierflaschen in der Hand. Bei der Showeinlage, bei der sie sich spaßeshalber auch mal gegenseitig (angedeutet) vermöbeln, wird dann auch schnell klar, wieso. Die Schweden setzen den Spaß-Kurs des Abends fort und behaupteten, eines ihrer Bandmitglieder würde bei dem Aufttritt fehlen. Tatsächlich aber stellte sich die Band als so groß heraus, dass das wohl sowieso niemandem aufgefallen wäre. Noch immer standen mehr als zehn Musiker auf der Bühne, die dem zu gut zwei Drittel verbliebenen Publikum nochmal einen würdigen Abschluss des Abends bescherten. Damit war der Abend voller Aggro Shanty dann aber auch perfekt.
Nachband statt Support: Ye Banished Privateers durften den Konzertabend abschließen
Fotos: Rene Daners