Um And One war es in den vergangenen Jahren allerdings etwas ruhiger geworden. Knapp 10 Jahre ist das letzte Album “Trilogie I”, das es immerhin auf Platz 2 der deutschen Albumcharts schaffte, inzwischen her. Neue Songs gab es deshalb schon etwas länger nicht mehr. Auf der aktuellen Tour hat sich das nun endlich geändert: Sänger Steve Naghavi präsentierte gleich mehrere neue Hits, die es demnächst auf ein Album schaffen sollen. Laut Aussage des Sängers habe er dem Plattenlabel endlich die Freigabe gegeben, ein neues Album zu produzieren, das in einiger Zeit in den deutschen Plattenläden stehen soll. Und das Konzert zum Tour-Auftakt machte da schon deutlich, in welche Richtung es gehen wird: Ähnlich wie in “Bodypop” aus dem Jahre 2006 dürfen sich Fans auf ein melodisch-poppiges Album freuen.
In diesem Stil wurde dann auch das Konzert ausgetragen, das mit einer eher schicken Optik daher kamen. Die sonst etwas zweckmäßig wirkende Halle der Turbinenhalle Oberhausen erstrahlt im schicken Anzug und mit einem roten Theatervorhang hinter der Bühne doch gleich ein wenig opulenter, als Stammgäste das gewohnt sind. Das passt zu alten Hits wie “Killing the Mercy” hervorragend und wenn Naghavi bei “So klingt Liebe” sein Gesangstalent erst so richtig unter Beweis stellt, würden böse Zungen wohl behaupten, es handele sich um Schlagermusik. Die Fans der schwarzen Szene, die an diesem Abend anwesend waren, feiern den Hit aber auch nach 17 Jahren noch sehr ausgiebig und hatten sichtbar Gefallen an dem Song. Eine Besonderheit folgte sogleich: Bei And One wird auch gerne einfach mal die Rollen getauscht und auch Schlagzeuger Joke Jay darf mal an die Front, während Steve Naghavi das digitale Schlagzeug bedient – und sorgt dabei für Überraschungen, wenn er als vergleichbar guter Sänger in Erscheinung tritt.
Am Ende gab es – entgegen den Erwartungen – dann sogar eine Zugabe. Eigentlich seien sie eine Band, die einfach bis zum Ende durchspielen, so Naghavi. Doch “am Ende gewinnen eben doch die Fans”, erst recht, wenn sie laut genug nach einer Zugabe rufen. Dafür hatte sich And One aber auch einen der ganz großen Hits aufgespart: Die “Military Fashion Show”, wahrscheinlich der beliebteste Song überhaupt der Band, darf natürlich nicht fehlen. Stattdessen verzichtete And One allerdings auf ihren etwas umstrittenen Song “Steine sind Steine”. Womöglich möchte Naghavi bei seiner aktuellen Tour auf Kontroversen verzichten, nachdem er während der Corona-Pandemie in die Kritik geriet: Auf dem Facebook-Profil von And One tauchten seinerzeit diverse verschwörungstheoretische Postings auf, die nach kurzer Zeit wieder verschwanden. Laut Naghavi wurde das Profil damals gehackt – prüfen lässt sich die Aussage im Nachhinein nur schwer. Qualitativ bewiesen And One unabhängig davon in der Turbinenhalle Oberhausen allerdings, dass sie zurecht der große Headliner des nächsten Amphi Festivals sind und die Fans lassen sich in ihrer Begeisterung für die Synthpop-Band auch nicht beirren.